In den USA boomen sie seit Jahren, journalistisch aufbereitete Podcasts. Welchen Stellenwert haben Podcasts heute in Deutschland und was macht sie so beliebt?
Boom wäre für Deutschlang vielleicht noch etwas zu hoch gegriffen, aber Podcasts haben inzwischen einen ganz anderen Stellenwert als noch vor einem Jahr. Woran mag das liegen? Ich versuche mal, das aus ganz persönlicher, also aus Nutzersicht zu beantworten. Podcasts sind einfach genial zum Nebenbei-Hören. Beim Laufen, Aufräumen, Kochen, Bügeln... Sie machen Spaß und geben einem selbst bei den langweiligsten Arbeiten noch das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Aus Sicht derjenigen, die Podcasts machen: Es ist einfach ziemlich unkompliziert, einen Podcast zu produzieren und zu publizieren. Viele haben also die Chance, sich da auszuprobieren.
Was hat es mit Ihrem neuen Podcast-Format Deffner & Zschäpitz auf sich?
Die Idee lag irgendwie auf der Hand. Wir haben ein wöchentliches Element aus der „Börse am Abend“ bei WELT einfach weitergedacht. Zwei Top-Wirtschaftsjournalisten. Ein Optimist. Ein Pessimist. Beide eloquent. Holger Zschäpitz beschreibt das im Dialog mit Dietmar Deffner anschaulich so: „Wir haben festgestellt, dass wir eigentlich ganz gern streiten, und dass du so der ewige Optimist bist. Es ging immer rauf. Bei Deffner gibt’s immer rosarot und Gefahren kannte Dietmar gar nicht. Da musste ich ihm leider erklären, die Welt funktioniert anders und daraus ist der Podcast entstanden.“ Das sieht Dietmar Deffner natürlich anders: „Und bei dir geht die Welt immer ganz schnell unter und da muss man sich ja auch davor hüten.“
Sind Audio-Podcasts vielleicht sogar journalistisch höher als TV oder Print zu bewerten und inwieweit taugt das Format für echten digitalen Qualitätsjournalismus? (aufgrund der redaktionellen Vertiefungsmöglichkeiten ohne vorgegebene Zeichenzahlen oder Sendeminuten)
Nein. Ein höher oder tiefer sehe ich da nicht. Wie bei jedem journalistischen Angebot muss der Inhalt stimmen und die Aufbereitung sollte konsequent aus Sicht der Nutzer gedacht sein. Podcasts können allerfeinster Journalismus sein. Wenn „allerfeinste“ Journalisten sie machen. Heißt übrigens auch, dass sie auf den Punkt kommen müssen. Unbegrenzte Länge kann ja auch eine „Falle“ sein.
Wie interessant sind Podcast ggf. als Marken- und Kundenbindungstools?
Sehr interessant. Nehmen wir das Beispiel WELT. Wir sind schon heute über TV, Digital und Print ein Begleiter im Alltag für täglich mehrere Millionen Menschen. Das sind Leute, die an Information und Meinung interessiert sind. Heißt auch, Vertrauen in diejenigen, die informieren ist wichtig. Podcasts bieten in zumindest zweierlei Hinsicht noch einmal eine neue Facette. Ich kann Autoren, von denen ich bisher nur Texte gelesen habe, hören. Auch eine Stimme, schafft Vertrauen. Ich erfahre gegebenenfalls, wie z.B. bei unseren Podcast „Inside USA“ von Steffen Schwarzkopf, etwas mehr über den Menschen dahinter, über seinen Alltag, seine Familie …
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