In den USA boomen sie seit Jahren, journalistisch aufbereitete Podcasts. Welchen Stellenwert haben Podcasts heute in Deutschland und was macht sie so beliebt?
Podcasts lassen sich überall hin mitnehmen: In die U-Bahn, in den Park, und wenn man vorsichtig fährt, auch aufs Fahrrad. Ich höre Podcasts besonders gerne, wenn ich die Küche aufräume. Sie sind das perfekte Nebenbei-Medium. Im Gegensatz zum Radio höre ich aber genau was ich will, wann ich will – und bekomme vorher angezeigt, wie lange es dauert (dauern wird?), den Inhalt anzuhören. Mich freut außerdem die Vielfalt der Inhalte: In manchen Wochen höre ich ein aufwändig produziertes Hörspiel nach dem anderen, dann wieder zwei Stunden lange Amateur-Podcasts. Egal wie abwegig das Thema ist, es gibt auf jeden Fall schon einen Podcast dazu. Ich höre zum Beispiel auch sehr gerne „99 Percent Invisible“, ein Podcast über gutes Design – was erstmal kein naheliegendes Audiothema ist. Auch in Deutschland scheint das Thema Podcasts immer mehr zu boomen – die Akzeptanz der Nutzer nimmt zu, allerdings boomt natürlich auch das Angebot.
Welche Themen und Schwerpunkte bietet Ihr Podcast "Das Thema"?
Unser Podcast hat jede Woche ein anderes Thema, das wir in der halbstündigen Folge ausführlich behandeln. So ordnet etwa die Nahost-Korrespondentin die aktuelle Lage in Israel ein, der Wirtschaftsressortleiter spricht über den drohenden Handelskrieg mit den USA oder die Kollegin aus dem Bayern-Ressort erklärt, wieso das aktuelle Polizeigesetz in Bayern so umstritten ist. Nur wenige Kollegen waren bislang zweimal zu hören, es macht sich bezahlt, dass wir so viele verschiedene Experten im Haus haben. Bei der Auswahl der Themen orientieren wir uns am aktuellen Nachrichtengeschehen und sprechen mit den verschiedenen Fachressorts. Unser Ziel ist es aber, unseren Hörern einen Podcast zu liefern, den sie auch noch Wochen später gerne anhören: Weil er immer noch einordnet, erklärt, in die Tiefe geht und wichtigen Kontext liefert. Besonders beliebt sind bei unseren Hörern die Gespräche mit unseren Auslandskorrespondenten.
Sind Audio-Podcasts vielleicht sogar journalistisch höher als TV oder Print zu bewerten und inwieweit taugt das Format für echten digitalen Qualitätsjournalismus? (aufgrund der redaktionellen Vertiefungsmöglichkeiten ohne vorgegebene Zeichenzahlen oder Sendeminuten)
Als Süddeutsche Zeitung geben wir unseren Nutzern ein Qualitätsversprechen, das sich auf sämtliche Kanäle bezieht. Wir machen guten Journalismus, egal ob in Textform, im Video oder Podcast, egal ob Print oder Online. Wir nutzen die Vorteile jedes Mediums. Und der Vorteil eines Podcasts ist es, die Experten hinter der Autorenzeile sichtbar zu machen und ihre persönliche Haltung zu Themen herauszuarbeiten. Und das alles in einer guten halben Stunde: Wir haben zwar keine vorgegebenen Sendeminuten, versuchen aber trotzdem, sorgsam mit dem größten Gut unserer Nutzer umzugehen –ihrer Zeit.
Wie interessant sind Podcast ggf. als Marken- und Kundenbindungstools?
Wir sehen an unseren Nutzerzahlen, dass die Verweildauer unserer Podcasthörer sehr gut ist. Viele hören den Podcast bis zum Ende, beschäftigen sich eine halbe Stunde mit unseren Experten und Themen. Das ist natürlich ein gutes Mittel, um Hörer langfristig an die Marke zu binden oder sie auch zum Leser, Käufer oder Abonnenten zu machen – falls sie das nicht schon sind. Dabei hilft, dass die Nutzer verlässlich wissen, dass es jede Woche einen neuen Inhalt für sie gibt: Immer mittwochs um 17 Uhr.