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Interview28.10.2025

Vier Forderungen für KI-Regeln im Netz

Wie Inhalte-Anbieter geschützt werden sollten

Holger Kansky - Leiter Digitales und Vermarktung, Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e.V. Quelle: BDZV Holger Kansky Leiter Digitales und Vermarktung Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV)
INITIATORIN DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Nikola Marquardt
Founder & Herausgeberin
Meinungsbarometer.info
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"Gesponserte KI-Antworten oder Folgefragen sind ein direkter Angriff auf den Werbemarkt der Publisher", erklärt Holger Kansky vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Mit Blick auf KI in Browsern und Suchmaschinen fordert er einen klaren Rechtsrahmen. 





Internetbrowser und Suchmaschinen setzen zunehmend KI ein, um Inhalte direkt zusammenzufassen – was bedeutet das für die Anbieter von Inhalten?
Für Medienhäuser und Verlage bringt das einen massiven Paradigmenwechsel. Wenn Nutzer Antworten bereits im Suchergebnis oder im Browser erhalten, sinkt der Anreiz, Primärquellen direkt aufzurufen. Das reduziert Klickzahlen und schwächt die Monetarisierungsmöglichkeiten der Originalseiten.

Inhalte werden konsumiert, ohne dass ihre Urheber sichtbar bleiben – etablierte Strategien in SEO und Reichweitenaufbau geraten dadurch unter Druck. Die Konsequenz: Verlage müssen ihre Markenbindung und direkte Zugänge zu den Nutzerinnen und Nutzern stärken – etwa über Newsletter, Apps und Communities – und sich zugleich politisch für faire Rahmenbedingungen im Umgang mit KI engagieren.

KI kann auch Inhalte hinter Paywalls rekonstruieren – wie sehen Sie diesen Trend?
KI kann harte Paywalls zwar in der Regel nicht direkt „knacken“, ist aber zunehmend in der Lage, Inhalte aus frei verfügbaren Bruchstücken – etwa aus Social Media, Archiven oder anderen Quellen – zu rekonstruieren. So werden Teile von Bezahlartikeln indirekt zugänglich gemacht, ohne dass die Originalquelle aufgerufen wird. Das bedroht Paid-Content-Modelle massiv, weil Reichweite, Exklusivität und Erlöse untergraben werden. Um dem zu begegnen, braucht es rechtliche Leitplanken, technische Schutzmechanismen und verbindliche Standards für eine faire Vergütung.

Mit Werbeformen wie gesponserten Folgefragen greifen die Angebote auch den Werbemarkt an – was kann das für Auswirkungen haben?
Gesponserte KI-Antworten oder Folgefragen sind ein direkter Angriff auf den Werbemarkt der Publisher. Suchmaschinen und Plattformen verschieben Werbebudgets zu sich selbst – auf Kosten der Medienhäuser. Das kann Reichweite und Erlöse weiter schwächen. Für Verlage bedeutet das: eigene Werbeprodukte ausbauen, Datenhoheit sichern und im politischen Raum klar einfordern, dass Wertschöpfung aus journalistischen Inhalten nicht ausschließlich bei Plattformen verbleibt.

Welche Regulierung sollte die Politik aus Ihrer Sicht vornehmen?
Ohne klare Regeln drohen Desinformation, Polarisierung und Ausbeutung journalistischer Inhalte – ohne Vergütung, ohne Zustimmung. Das gefährdet nicht nur Geschäftsmodelle, sondern in der Folge auch die Demokratie. Unsere Lösungsvorschläge lauten wie folgt:

Vorrang für journalistische Inhalte auf Plattformen.

Transparenzpflicht zu Trainingsdaten und Algorithmen.

Verfügungsrecht: Medien entscheiden über die Nutzung ihrer Inhalte.

Faire Vergütung: Wer journalistische Inhalte nutzt, muss auch dafür zahlen.

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