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Verband fordert verlässliches Fördermodell für Filme, Games und Co.

Wie Deutschland wettbewerbsfähig werden kann

Felix Falk, Geschäftsführer des BIU – Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware Quelle: BIU / Dirk Mathesius Felix Falk Geschäftsführer game - Verband der deutschen Games-Branche e.V. 14.03.2017
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Obwohl Deutschland einer der größten Absatzmärkte für Computer- und Videospiele in Europa ist "liegt der Anteil deutscher Produktionen auf dem heimischen Markt inzwischen bei unter sieben Prozent und nimmt weiter ab", beklagt BIU-Geschäftsführer Felix Falk. Deswegen muss aus seiner Sicht das Fördersystem grundlegend überarbeitet werden.







Eine Reihe von Verbänden fordern das Film-Fördersystem in Deutschland schnellstmöglich durch eine konsistente Förderung aller audiovisueller Medien zu ersetzen. Ist das deutsche Fördersystem überholt?
Deutschland setzt aktuell auf ein sehr eingeschränktes Fördersystem, das viele audiovisuelle Medienproduktionen wie Games nicht berücksichtigt, obwohl sie wirtschaftlich und kulturell absolut relevant und innovationsfreudig sind. Dagegen haben andere Länder bereits umfassende Fördersysteme, weiten diese derzeit weiter aus und holen dadurch internationale Produktionen ins Land, von denen auch die heimische Medienwirtschaft bedeutend profitiert. Die aktuellen Rahmenbedingungen in Deutschland sind dagegen für die meisten audiovisuellen Produktionen nicht mehr attraktiv. Das Problem ist daher nicht nur die geringe Höhe der aktuellen Fördermittel, sondern die unzeitgemäße Ausgestaltung des gesamten Fördersystems. So hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters zwar erst zur Berlinale die Aufstockung des Deutschen Filmförderfonds um 25 Millionen Euro bekannt gegeben – Zukunftsbereiche wie Animation, VFX-Produktionen oder Games erhalten von diesen zusätzlichen Mitteln jedoch nichts und haben weiterhin das Nachsehen. 

Eine Kernforderung ist ein Kulturförderungsbonus - ein 25-prozentiger Steuernachlass. Welche Vorteile würde diese pauschale Förderung bringen?
Unser steuerliches Fördermodell für Games aus Deutschland ist ein Vorschlag für ein verlässliches und berechenbares Modell, das den Förderprozess audiovisueller Medien wesentlich unbürokratischer und transparenter gestaltet. Es schafft Unabhängigkeit vom jährlich festzulegenden Bundeshaushalt und von individuellen Gremienentscheidungen. Zudem ergänzt es bestehende regionale Förderprogramme sinnvoll. So ein Modell fördert die dringend notwendige Planungssicherheit und macht gleichzeitig die Entwicklungskosten für Games vergleichbarer zu denen in Kanada, Frankreich oder in Großbritannien. Die Senkung der Kosten ist eine zentrale Voraussetzung, damit wir mehr Games-Entwicklungen sowohl in Deutschland halten als auch ins Land holen können.

Die Verbände beklagen einen Rückstand in Deutschland insbesondere in den Bereichen Animation, VFX und Games. Was können und sollten Politik und Förder-Institutionen für diese Bereiche tun?
Deutschland ist einer der größten Absatzmärkte für Computer- und Videospiele in Europa. Gleichzeitig liegt der Anteil deutscher Produktionen auf dem heimischen Markt inzwischen bei unter sieben Prozent und nimmt weiter ab. Die Nachteile gegenüber anderen Entwicklungsstandorten sind mittlerweile so groß, dass wir ein neues Gesamtförderkonzept in Deutschland benötigen, das unserer Meinung nach aus drei wesentlichen Säulen bestehen sollte: Eine Säule dieses Systems nimmt die automatisierte Förderung ein. Hierzu gehört ein steuerbasiertes Modell, wie wir es im vergangenen Jahr vorgestellt haben. Solche international durchaus üblichen Fördermechanismen gibt es in Deutschland trotz vieler Vorteile bisher überhaupt nicht. Auch Einzelförderungen und Prämierungen durch eine Jury gehören zu einem starken Gesamtfördersystem. Sie stellen die zweite Säule in einem Gesamtkonzept dar. Für Games gehört hier der Deutsche Computerspielpreis wie auch die Prototypen- und Projektförderung dazu sowie die Öffnung bestehender Investitions- und Förderprogramme für Games-Unternehmen. Auch hier muss ein weiterer Ausbau stattfinden. Die dritte Säule eines Gesamtförderkonzepts steht für eine ideelle Förderung. Im Mittelpunkt stehen hierbei die bessere Vernetzung, Beratung und Sichtbarkeit – national wie international.

Die Filmförderung der Länder legt Wert auf sogenannte Regionaleffekte. Welche Rolle sollte dieser Aspekt künftig noch spielen?
Im Sinne unseres branchenübergreifenden Aufrufs zur Stärkung der Medienförderung wollen wir bestehende regionale Förderprogramme nicht kippen, sondern sinnvoll ergänzen. Regionaleffekte, etwa für die örtlichen Tourismusbranchen, werden bei der Film- und Fernsehförderung sicherlich weiter eine wichtige Rolle spielen. Games sind allerdings viel stärker auf den internationalen Markt ausgerichtet und sorgen eher in anderen Bereichen für solche „Spillover-Effekte“, zum Beispiel im Bereich der Hochtechnologie. Um solche Effekte aktivieren zu können, brauchen wir Förderstrukturen, die besser auf die Bedarfe und Potentiale der einzelnen Medien zugeschnitten sind.

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