Politiker fordern europaweit einheitliche Regeln für das sogenannte Geofencing, um sensible Infrastrukturen vor Drohnen-Vorfällen zu schützen. Wie bewerten Sie das?
Geofencing ist eine hilfreiche Technik, die große Vorteile bringen kann, da auf diese Weise das Steuerungssystem den Fernpiloten/Operator automatisch warnt, wenn seine Drohne in einen geschützen Bereich einfliegt oder er dort starten will. Das verhindert versehentliches Fliegen in Schutzzonen. Manche Drohnenproduzenten haben bereits herstellerseitig ein solches System integriert. Wichtig ist, dass europaweit gleiche Prozesse implementiert sind, damit Fernpiloten/Operatoren grenzüberschreitend agieren können und sich nicht von Mitgliedsstaat zu Mitgliedsstaat neu orientieren müssen.
Welche Objekte sollten derart vor Drohnen-Vorfällen geschützt werden – und welche eher nicht?
Wir sehen in der Einrichtung eines europaweiten einheitlichen Geofencings zum einen einen Zugewinn an Sicherheit im Luftverkehr und gleichzeitig die Chance, generelle Beschränkungen für die Einsetzbarkeit von Drohnen den aktuellen, örtlichen Gegebenheiten besser anpassen zu können. So könnten Flugbeschränkungs- oder Flugverbotszonen z.B. räumlich, zeitlich oder je nach Drohnenmodell bzw. Qualifizierung des Fernpiloten eingerichtet und wieder deaktiviert werden. Bisher ist eine Deaktivierung für die eigene Drohne nur durch vorherige Beantragung beim Hersteller zu erreichen. In ähnlicher Weise könnten Behörden Beschränkungen einrichten oder individuell freigeben, wenn Geofencing einheitlich und herstellerübergreifend geregelt wäre.
Die Frage ist also weniger „Welche Objekte sollten geschützt werden?“ als vielmehr „Über welchen Zeitraum, in welchem Umfang und vor welcher Kategorie von Drohnen bzw. in welcher Abhängigkeit von der Qualifikation der Fernpiloten sollen sensible Bereiche geschützt werden?"
Drohnen werden auch von der Feuerwehr oder zur Lebensrettung eingesetzt – wie sollten die Regeln ausgestaltet sein, damit deren Einsätze nicht eingeschränkt werden?
Gerade im Katastrophenschutz und der Lebensrettung spielen Drohnen eine immer bedeutendere Rolle. Hier sollten Behörden und Organisationen, die mit Sicherheitsaufgaben betraut sind, ein möglichst großer Freiraum eingeräumt werden, was die Beschränkungen der Luft-Verordnung angeht. Allerdings müssen sich auch diese Organisation an das geltende Luftrecht halten und daher auch über geltendes Recht, bestehende Risiken durch den Einsatz von Drohnen und mit den Verhaltensregeln im Luftverkehr vertraut sein – ansonsten laufen die Einsatzteams Gefahr, statt Sicherheit eine zusätzliche Gefährdung zu schaffen.
Die Zahl der Drohnen steigt auch fernab der kritischen Infrastruktur - welche rechtlichen Vorgaben braucht Europa für diese Art von Luftverkehr aus Ihrer Sicht am dringendsten?
Das wichtigste ist eine europaweite transparente und verständliche Regelung, die für Drohnen-Piloten verständlich und leicht nachvollziehbar ist – damit möglichst alle diese Regelung mittragen. Dazu gehört auch eine einheitliche Registrierung wie die geplante e-Identification von Drohnen und von Fernpiloten sowie zukünftig ein einheitliches Verkehrsleitsystem (UTM), mit dem der bemannte wie unbemannte Luftverkehr simultan über Position und Bewegung von Luftverkehrsteilnehmern informiert ist. Das wird zukünftig um so wichtiger, da die Anzahl von Drohnen mit dem Wachsen der Einsatzmöglichkeiten noch deutlich steigen und zudem immer mehr Drohneneinsätze autonom gesteuert sein werden. Bis hin zu Lastentransporten per Drohnen und Flugtaxis.
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24.02.2020 | INTERVIEW ZUR DEBATTE: ZUM DEBATTENVERLAUF →
VERBAND FORDERT EUROPAWEIT GLEICHE PROZESSE BEI GEOFENCING
Wie welche Drohnen wo fliegen sollte

Christoph Bach - Vorstandsvorsitzender Bundesverband Copter Piloten e.V. – BVCP [Quelle: BVCP]
"Wir sehen in der Einrichtung eines europaweiten einheitlichen Geofencings zum einen einen Zugewinn an Sicherheit im Luftverkehr", sagt Christoph Bach vom Bundesverband Copter Piloten. Gleichzeitig ließen sich dadurch generelle Beschränkungen für die Einsetzbarkeit von Drohnen den aktuellen, örtlichen Gegebenheiten besser anpassen.
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