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Interview06.01.2020

Technologien müssen sich auf den Feldern oder im Stall bewähren

Was Bayern für die Digitalisierung der Landwirtschaft tut

Michaela Kaniber - Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Quelle: StMELF Michaela Kaniber Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus Freistaat Bayern
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Aus Sicht der Bayerischen Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, "kann die Digitalisierung aber einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft mit größerer Ressourceneffizienz leisten". Dafür hat der Freistaat eine Reihe von Programmen aufgelegt und Institutionen geschaffen. Doch bei den Technologien müssen Anwenderfreundlichkeit und Robustheit auch bewiesen werden.





Experten sehen die Landwirtschaft in einer digitalen Transformation hin zum Smart Farming. Wie unterstützen Sie die Betriebe in Ihrem Land auf diesem Weg?
Wir haben ein zielgerichtetes Maßnahmenbündel geschnürt, das sich am Nutzen der Digitalisierung für Umwelt, Tierwohl, Gesellschaft und in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen orientiert. Mit unserem bayerischen „Sonderprogramm Landwirtschaft Digital“ (BaySL Digital) unterstützen wir die Verbreitung von interessanten Innovativen in der landwirtschaftlichen Praxis. Konkret gefördert werden Agrarsoftware zur Unterstützung beim Betriebsmanagement, Sensortechnologie in der Düngung zum Grundwasserschutz, digitale Hacktechnik zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sowie Sensoren in der Tierhaltung zur Gesundheitsüberwachung und zur Verbesserung des Tierwohls.

Zweiter Baustein ist die Bereitstellung von Wissen, auch in unseren Landwirtschaftsschulen und den Lehr-Versuchs- und Fortbildungszentren. Denn gut ausgebildete, neutral informierte Landwirte kommen besser mit den Herausforderungen der digitalen Transformation zurecht. Deshalb haben wir an unserem neuen Standort der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im niederbayerischen Ruhstorf an der Rott ein Digitalisierungszentrum aufgebaut. Hier werden praxisnahe Veranstaltungen durchführt, das können Feldtage zum automatischen Hacken sein oder „Werkstattgespräche“ über Satellitenkarten. Am LfL-Standort Grub ist unter dem Namen „DigiMilch“ eines von 14 digitalen Experimentierfeldern des Bundes etabliert. Dort wird die digitale Vernetzung in der Milchviehhaltung praxisnah demonstriert.

Selbstfahrende landwirtschaftliche Maschinen, Drohnen über den Feldern, Roboter im Stall – wie kann sichergestellt werden, dass kleinere Betriebe in solche Zukunftstechnologien angemessen investieren können?
Damit beschäftigen wir uns schon eine ganze Zeit. Diese Frage stellt sich immer, wenn es zu größeren Technologiesprüngen kommt. Unser starker Maschinenring und die bäuerlichen  Selbsthilfeeinrichtungen unterstützen vor allem auch die kleineren Betriebe und organisieren die überbetriebliche Zusammenarbeit. Bei unserem Förderprogramm BaySL digital legen wir Wert auf niedrige Eintrittsschwellen – sowohl was die Investitionssummen betrifft als auch was den bürokratischen Aufwand angeht. Damit ist beispielsweise die Ausstattung eines älteren Stalls mit Sensorik zur Gesundheitsüberwachung möglich.

Welchen Beitrag kann die Digitalisierung auf dem Weg zu nachhaltigerer Landwirtschaft leisten?
Einen sehr wichtigen. Teilflächenspezifische Düngung auf Basis von Sensordaten, Satellitendaten und Ertragskarten kann zum Beispiel die Nährstoffbilanzen ausgleichen und das Grundwasser schützen. Mit Nahinfrarot-Spektroskopie kann der Nährstoffgehalt von Gülle analysiert und die Ausbringmenge optimal an den Pflanzenbedarf angepasst werden, Hackgeräte werden durch Ultraschall-, GPS- oder Kamerasteuerung zu einer echten Alternative zum chemischen Pflanzenschutz. Und Sensoren erkennen am Verhalten der Kuh, ob es ihr gut geht. Die Landwirte erhalten über Apps und Prognosemodelle fundierte Entscheidungshilfen und können so Dünge- und Pflanzenschutzmittel einsparen. Aber auch bei der Digitalisierung wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Die Technologien müssen sich erst noch im harten Betrieb auf den Feldern oder im Stall bewähren. Anwenderfreundlichkeit und Robustheit müssen oftmals erst noch bewiesen werden. Die Robotik in der Außenwirtschaft liefert interessante Ansätze, ist aber noch ein gutes Stück vom breiten Praxiseinsatz entfernt. Schlussendlich kann die Digitalisierung aber einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft mit größerer Ressourceneffizienz leisten, auch wenn sie kein Allheilmittel ist.

Wie lässt sich sicherstellen, dass genügend Fachkräfte für Smart Farming zur Verfügung stehen?
Die Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule für die klassischen Berufe wie Landwirt, Gärtner oder Winzer muss auf der Höhe der Zeit sein. Die Digitalisierung macht das Berufsbild gerade für die Jugendlichen auch attraktiv. Mit der Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice bis hin zum Agrarservicemeister wird den Anforderungen an die Beherrschung moderner Technologien Rechnung getragen. Auch Landwirte, die ihre Ausbildung schon abgeschlossen haben, müssen über Weiterbildungsangebote die notwendigen Fähigkeiten vermittelt bekommen. Hierzu arbeiten wir gerade Maßnahmen für landwirtschaftliche Unternehmer und mitarbeitende Familienangehörige aus. Für angestellte Mitarbeiter auf den Betrieben gibt es die Möglichkeit, den Bildungsscheck des Arbeitsministeriums für eine individuelle berufliche Fortbildung im Bereich Digitalisierung zu nutzen. An der Technischen Universität München wurde im Juni der Stiftungslehrstuhl für Agrarmechatronik besetzt und neue Professuren für Smart Farming besetzt. An der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wurden dazu neue Studienrichtungen geschaffen. Damit sind wir auch bei der akademischen Ausbildung gut aufgestellt. Für junge Landwirte ist es oft kein Akt mehr, eine App zu programmieren.

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