Zweistellige Steigerungsraten bei den Audiostreams laut MA IP Audio – ist die Verbreitung über das Netz die Zukunft für das Radio?
Als „Broadcaster“ ist vor allem die „Verbreitung“ an sich relevant für Radiosender. Natürlich spielt mit dem kontinuierlichen (aber im EU-Vergleich immer noch sehr langsamen) Netzausbau aber auch dieser Kanal eine stetig steigende Rolle. Hinzu kommt die „Versmartung“ von immer mehr Geräten im Haushalt, die damit auch zu Radioabspielgeräten werden.
Bei den meistgehörten Streams liegen nach der aktuellen MA IP Audio im Bereich der klassischen Radiomarken die Simulcast-Streams weit vorn. Welchen Sinn haben im Lichte dieser Ergebnisse die vielen zusätzlichen Streams?
Je nach Hörzeitpunkt oder -situation kann der Spartenstream des eigenen Lieblingssenders an Relevanz gewinnen. Von Dinnermusik über Sport bis Gutenachtgeschichten wird dem Hörer hier ein vielfältiges Angebot zur Verfügung gestellt, für das er den vertrauten Rahmen nicht verlassen muss. Umgekehrt können spezielle Nischenkanäle neue Hörer gewinnen, einen On-Air-Sendeplatz verlängern oder aufschlussreiche Daten für die Musikprogrammierung der Hauptmarke liefern. Und in der Tat finden sich im 90er-Jahre-Kanal eines klassischen AC-Stadt-Senders andere Songs als in denen einer jüngeren, eher EDM-geprägten Station.
Mehrere Radiostationen haben Apps mit einer sogenannten SWOP-Funktion im Einsatz, die dem Hörer den Eingriff die Musikfolge erlaubt. Stärkt so eine Funktion die Marke oder führt es weg vom USP des Radios als kuratiertes Musikprogramm?
Die langfristigen Effekte solcher neueren Funktionen gilt es noch zu erfahren, zudem sind sie auch nicht in jedem Programm-Format sinnvoll. Zur Verlängerung der Hördauer, als Hörerbindungsmaßnahme generell, als Insight-Tool für die Musikplanung sowie als erster Schritt in eine personalisiertere Programmwelt sind sie für einige Sendermarken aber ein wichtiger Baustein.
Bei der aktuellen MA IP kam Spotify mit seinem werbefinanzierten Angebot auf 119 Millionen Streams. Was kann Radio solcher Konkurrenz dauerhaft entgegensetzen?
Die Stärke von Radio ist eindeutig lokal und liegt im gesprochenen Wort sowie im (kuratierten) Informationsgehalt. Streamingdienste lösen das häusliche CD-Regal bzw. die MP3-Sammlung ab, haben an der Hördauer des Radios aber nur wenig geändert. Mit 119 Millionen Streams liegt Spotify unterhalb der Hälfte, auf die es allein die ARD mit ihrem Radio-Angebot bringt. Rechnen wir die werbefinanzierten Angebote der privaten Sender hinzu, oder brechen wir umgekehrt die Relevanz von Spotify auf Bundeslandebene herunter, ist die Konkurrenz auch nicht viel größer als andere Player im Markt. Ich persönlich glaube zudem fest an den Aspekt Mensch. Wir alle haben unsere Lieblingsmoderatoren im Radio und fühlen uns bei dem einen Sender besser aufgehoben als bei dem anderen. Solange Radio inhaltlich nah an den Menschen bleibt, wird sich das so schnell nicht ändern.
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