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So smart sind die hiesigen Citys

Was schon gut läuft - und wo noch Luft nach oben ist

Uwe Schimunek, Freier Journalist Quelle: Meinungsbarometer.info Uwe Schimunek Freier Journalist Meinungsbarometer.info 27.04.2022

Nicht ganz vorn dabei, aber immer besser - nach einer aktuellen Studie holen die deutschen Städte bei der Digitalisierung auf. Die Untersuchung „Der Smart-City-Markt in Deutschland, 2021-2026“ zeigt, wie weit die Städte inzwischen auf dem Weg der Transformation sind. Auch Prof. Dr. Norbert Pohlmann, Vorstand von eco - Verband der Internetwirtschaft e.V. und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Internet-Sicherheit, konstatiert in der Fachdebatte auf meinungsbarometer.info: „Während Vorreiter wie Barcelona umfangreiche SmartCity-Plattformen aufsetzen und jeweils über 200 Projekte aufweisen können, bewegen sich deutsche Städte vergleichsweise langsam.“ Das Spektrum reiche von vereinzelten Pilotprojekten bis zum ganzheitlichen Ausbau von Segmenten und Plattformen. Spannende Beispiele hierfür sieht er in Köln, Berlin, Hamburg und München. „Diese Städte verdeutlichen, dass eine hohe Bevölkerungsdichte, finanzielle Schlagkraft sowie ein umfangreiches Glasfasernetz zentrale Faktoren für die Implementierung von Smart-City-Plattformen sind.“

Tatsächlich berichtet Sabine Möwes, Leiterin der Stabsstelle Digitalisierung der Stadt Köln, dass ihre Stadt gerade im Digitalranking der deutschen Großstädte des Bitkom-Verbandes mit dem 2. Platz im Smart City Index ausgezeichnet worden ist. „Das Ranking zeigt neben der Auszeichnung, dass die großen Städte erfreulicherweise immer enger zusammenrücken.“ Zwar bestehe im Europäischen Vergleich ganz klar noch Luft nach oben, aber die Initiativen der Vernetzung national und international trügen Früchte. Thomas Bönig, CDO der bayerischen Landeshauptstadt München,  erklärt wie seine Kommune als sogenannte „lighthouse city“ zentrale Themen wie Energie, Umwelt, Mobilität und die Beteiligung der Menschen vor Ort in innovativen Lösungen umgesetzt hat. „Digitalisierung und IT spielen dabei als Enabler eine zentrale Rolle und wir entwickeln unsere Angebote und Fähigkeiten kontinuierlich weiter.“ Vor diesem Erfahrungshorizont engagiere sich die Landeshauptstadt München in weiteren EU-Programmen, sei aber auch mit dem „Eisbrecher“-Projekt „Connected Urban Twins - CUT“ mit den Partnern Hamburg und Leipzig auf nationaler Ebene seit Januar 21 unterwegs.

In Leipzig berichtet Dr. Beate Ginzel, Leiterin Referat Digitale Stadt, von Entwicklungspartnerschaften mit Start-ups, um innovative und digitale Lösungen für kommunale Fragestellungen umzusetzen. Über einen jährlichen Innovationswettbewerb Smart City Challenge fördere die Stadt Studierende und junge Unternehmen. „Für die Leipzigerinnen und Leipziger bietet die Verwaltung zentrale Bürgerleistungen digital an und bleibt trotzdem persönlich ansprechbar.“ Auch Peter Adelskamp, CDO der Stadt Essen, verweist auf die vielen Kontakte zu anderen nationalen und internationalen Städten. Durch diese wisse man, dass sich alle mit den gleichen Themen befassen und darin unterschiedlich weit sind. „Insbesondere in den Bereichen Umwelt, Nachhaltigkeit und Mobilität hat sich die Stadt Essen in den letzten Jahren um viele Förderprojekte erfolgreich beworben.“ Projekte, wie die adaptive Beleuchtungssteuerung auf der Kampmannbrücke, ein System zur Ermittlung des Wasserbedarfs von Stadtbäumen, KI-basierte Straßenzustandserfassung mit einem Messfahrzeug oder eine intelligente Ampelsteuerung zur Vermeidung von Luftemissionen, seien nur einige Beispiele.

Im europäischen Vergleich gilt Wie als einer der smarten Vorzeige-Städte. Prof. Dr. Sabine Sedlacek, Vizerektorin der Modul Uni Wien, sieht das Konzept der Smart City Wien nicht als isoliertes theoretisches Konzept, sondern dieses sei aktiv in die Stadtplanung und -politik eingebunden. „Wien zeichnet sich insbesondere durch klein- und großmaßstäbige smarte Projekte aus, die in ihrer Dimension einen aktiven Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität leisten.“ Sie hebt etwa die Seestadt Aspern hervor, die das größte Stadtentwicklungsgebiet Europas darstelle. „Die in Aspern verwirklichten Projekte reichen von innovativen Grünraumgestaltungen, Dach- und Fassadenbegrünungen bis hin zu modernen technologieorientierten Businesslösungen wie beispielsweise die Pilotfabrik Industrie 4.0.“  Viele der smarten Umsetzungsideen hätten für sich gesehen kein Alleinstellungsmerkmal, aber die koordinierte und ganzheitliche Einbettung in die Stadtentwicklung als Ganzes kann als besonders innovativ angesehen werden.

Den Blick auf die Cybersicherheit legt Zukunftsforscher und Stadtgeograf Dr. Stefan Carsten: „Die Digitalisierung wird zur Bedrohung, wenn Kommunen außer Acht lassen, dass die Technologisierung immense Herausforderungen mit sich bringen.“ Jedes technische, digitale System könne gehackt werden. Eine unbemannte Drohne mit einem Maschinengewehr auszustatten und für terroristische Angriffe zu nutzen oder ein autonom fahrendes Auto in eine Gruppe Menschen fahren zu lassen, sei problemlos möglich. „Auf diese und viele weiteren Szenarien werden sich Kommunen einstellen müssen.“ Kommunen bräuchten daher das Verständnis, dass Technologien immer nur Tools, Methoden sind, die helfen, Zukunft nachhaltig zu gestalten. Und die  Kommunen brauchen „Unterstützung in der Gefahrenidentifizierung und -abwehr aber vor allem auch in der prospektiven Abmilderung möglicher Folgen.“

Für Anton Kreuzer, CEO bei DriveLock, spielen die Gesetzesgeber insofern eine wichtige Rolle, dass sie hohe Maßstäbe setzen können, diese müssten dann aber auch aufrechterhalten und kontrollieren werden. „Es gibt schon richtige Ansätze, wie zum Beispiel das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 in Deutschland oder das European Cybersecurity Certification Framework, aber angesichts des Fachkräftemangels und der Vielzahl an Projekten im Zuge des OZG, ist es für Behörden eine Mammutaufgabe diese Richtlinien einzuhalten.“ Hier lohne es sich, externe Security-Anbieter hinzuzuziehen, die bereits wichtige Zertifizierungen erfüllen. In Kooperation mit privaten Unternehmen sieht Prof. Dr. Florian Koch, Professor für Immobilienwirtschaft, Stadtentwicklung und Smart Cities an der HTW Berlin, insgesamt Potenziale  für die Kommunen. „Eine Chance ist, dass die Städte von den Erfahrungen und den Technologien privater Firmen profitieren können und somit gerade in Bezug auf den Aufbau der notwendigen technischen Infrastruktur für Smart City schnell Ergebnisse erzielen können.“ Gleichzeitig sei in solchen Finanzierungsmodellen das Thema der Datensouveränität der Kommunen zu beachten und die Möglichkeit des Einsatzes von Open Data/Open Source Lösungen zu prüfen. „Insofern ist es für Kommunen erforderlich, die Vor-und Nachteile von privaten Finanzierungs-Partnerschaften im Einzelfall abzuwägen.“

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