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Porträt30.12.2015

Revolution in der Prothesenforschung

Der Spitzensportler und die gedankengesteuerte Handprothese von Ottobock

Patrick Mayrhofer als leidenschaftlicher Para-Snowboarder Quelle: IPC Dipl.- Journ. Nikola Marquardt Founder & Herausgeberin Meinungsbarometer.info

Gedankengesteuerte Prothesen sind heute keine Science-Fiction mehr. Die Geschichte des 20-jährigen Patrick Mayrhofer aus Wien zeigt, dass sein Alltags- und Berufsleben dank neuer Technologien keine Barrieren mehr kennt.





Der 20-jährige Patrick Mayrhofer aus Wien in Österreich steht mitten im Leben. Er ist leidenschaftlicher Snowboardfahrer, arbeitet als Elektrotechniker. Bis 2008 ein Stromunfall geschieht. Mit Glück überlebt er, sein kompletter Unterarm ist jedoch verbrannt. „Meine linke Hand war komplett funktions und gefühllos. Über zwei Jahre versuchte ich zusammen mit meinen Ärzten, der Handwieder Leben einzuhauchen. Ich hatte ständig starke Schmerzen und medizinisch waren wir irgendwann am Ende“, erzählt Mayrhofer.

Auf Anraten seiner Ärzte wandte er sich an das Christian Doppler Labor an der Medizinischen Universität in Wien. Hier forschte Professor Dr. Oskar Atzmann am Konzept der bionischen Rekonstruktion, die 2009 erstmals angewandt wurde. Als Industriepartner steuert Ottobock die Technik und die Prothesen bei. Bei dem ersten Test, an den sich der junge Mann noch in allen Details erinnert, stand eine Handprothese auf dem Tisch. Er wurde mit ihr verbunden und an seinen Arm schlossen die Wissenschaftler Elektroden an. Er sollte sich vorstellen, seine funktionslose Hand zu kontrahieren und die Muskulatur im Unterarm wurde dadurch angeregt. „Nach bereits einer halben Stunde machte die Handoprothese genau die Hand- und ,Fingerbewegungen, die ich mir vorstellte.“ Man nennt das eine gedankengesteuerte Handprothese oder auch myelektrische Prothese.

Direkt nach dem Test äußerte Patrick Mayrhofer den Wunsch, durch eine bionische Rekonstruktion seine funktionslose Hand durch eine Handprothese zu ersetzen. Mit seinem Wunsch löste er aber auch eine ethische Debatte aus. Kann man gerade bei einem jungen Menschen eine Extremität amputieren? „Ja“, war das einhellige Resultat einer Konferenz, die von Professor Atzmann daraufhin einberufen wurde. 2010 wurde Mayrhofer operiert und trägt seit dem die Michelangelo-Handprothese von Ottobock, mit deren Bewegungen er alles machen kann, was er für Alltag und Beruf braucht. Selbst der Pinzettengriff, also mit Zeigefinger und Daumen einen kleinen Gegenstand aufzuheben, gelingt. „Natürlich brauche ich immer die optische Kontrolle, wenn ich eine Bewegung ausführe, denn die Prothese ist gefühllos“. Diese bionische Rekonstruktion hat bewirkt, dass nicht mehr die Prothese den Menschen beherrscht, sondern der Mensch die Prothese. Das ist eine Revolution.

Mayrhofer trägt heute seine Michaelangelo-Hand mit Selbstbewusstsein. Er hat sich bewusst nicht für die „hautfarbene Variante“ entschieden, sondern für die weiße Variante. Seinen Alltag bewältigt er komplett selbstständig. „Solang ich die Prothese trage, fühle ich mich nicht behindert. Nur am Abend, wenn ich sie dann ablege, wird mir meine fehlende Hand wieder bewusst.“

Patrick Mayrhofer ist heute voll berufsfähig und arbeitet als Produkttrainer bei Ottobock, schult Orthopädietechniker in der richtigen Verwendung von Prothesen. Mit nur zweijähriger Unterbrechung nach seinem Unfall geht er auch seiner großen Leidenschaft als Snowboarder weiter nach. Als Para-Snowboarder und Mitglied des österreichischen AKaders hat er im letzten Winter bei der WM in La Molina Gold geholt. Sein Traum liegt daher nicht mehr in allzu weiter Ferne, bei den Paralympischen Winterspiele 2018 mit dabei zu sein.

 

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