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Radio vs. Spotify ist eine Phantomdiskussion

Über Credibility, bloße Gimmicks und einen Scheinriesen

Jens Küffner - Programmdirektor ffn Quelle: Funk & Fernsehen Nordwestdeutschland GmbH & Co. KG Jens Küffner Programmdirektor ffn 19.03.2019
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"Der Anstieg der Streamingzahlen überrascht in Zeiten von Smarthomes, Smartphones und Co. eher weniger", sagt ffn-Programmdirektor Jens Küffner mit Blick auf die beeindruckenden Wachstumsraten der aktuellen MA IP Audio. Zusätzliche Streams hält er für sinnvoll, aber nicht zahllose Side-Channels.







Zweistellige Steigerungsraten bei den Audiostreams laut MA IP Audio – ist die Verbreitung über das Netz die Zukunft für das Radio?
Der Hörer unterscheidet nicht, woher „sein“ Radioprogramm kommt, ob klassisch terrestrisch über UKW oder digital und internetbasiert via Stream. Knopf an oder Play drücken und los gehts. Jeder Verbreitungsweg ist wichtig und sorgt dafür, dass wir Radiomacher die Menschen dort erreichen, wo Nutzung entsteht. Unabhängig davon, welches Device genutzt wird und wo gehört wird.

Der Anstieg der Streamingzahlen überrascht in Zeiten von Smarthomes, Smartphones und Co. eher weniger, weil immer mehr Radiosender immer bessere digitale Angebote machen, die schnell verfügbar und eingebettet im Markenkontext auffindbar neue Markentouchpoints schaffen und Listening generieren.
 
Bei den meistgehörten Streams liegen nach der aktuellen MA IP Audio im Bereich der klassischen Radiomarken die Simulcast-Streams weit vorn. Welchen Sinn haben im Lichte dieser Ergebnisse die vielen zusätzlichen Streams?
Zusätzliche Streams vergrößeren das Angebot, das eine Radiomarke seinen Hörern/Nutzern macht, um mithilfe unterschiedlicher musikalischer Schwerpunkte, die zum Image der Marke passen müssen, neues Werbeinventar zu erzeugen und andere Zielgruppencluster ansprechen zu können. Die Frage ist, ob eine klassische Radiomarke 30 Sidechannels braucht. Das sehe ich nicht, weil es den Markenkern aufweicht. Wenn ein AC-Sender für Popmusik und Regionalität steht, welchen Sinn macht ein Schlager-, Hardrock- oder Blackmusic-Stream unter dem Dach der Marke? Du hast als AC-Sender keine „Credibility“ dafür.
 
Mehrere Radiostationen haben Apps mit einer sogenannten SWOP-Funktion im Einsatz, die dem Hörer den Eingriff die Musikfolge erlaubt. Stärkt so eine Funktion die Marke oder führt es weg vom USP des Radios als kuratiertes Musikprogramm?
SWOP halte ich für einen Gimmick. Wir sehen in der Auswertung von Nutzungsdaten aus der Marktforschung, dass die überwältigende Mehrheit der Hörer nach einem kuratierten Angebot sucht und das sehr bewusst.

Es würde mich wundern, wenn SWOP dauerhaftes Interesse bei den Nutzern hervorruft. Nach dem fünften Klick auf ‚weiter, nächster Song‘ schließen viele genervt die App. Wenn ich meinen aktuellen Lieblingssong jetzt und sofort hören will, und darum geht es ja den meisten Nutzern, klicke ich mich nicht durch eine Radio-App.
 
Bei der aktuellen MA IP kam Spotify mit seinem werbefinanzierten Angebot auf 119 Millionen Streams. Was kann Radio solcher Konkurrenz dauerhaft entgegensetzen?
Die Diskussion Radio vs. Spotify ist eine Phantomdiskussion, weil keine Kannibalisierung erkennbar ist. Die Menschen nutzen beide Angebote, je nach Tageszeit und Hörsituation, aber nicht zu Lasten des Radios.

Heruntergebrochen auf die für die Werbewirtschaft und uns Radiomacher relevanten Kontaktchancen im Sinne einer klassischen Methodenmessung über WHK, Tagesreichweite oder Hörer pro Stunde, erzielt Spotify nicht im Ansatz das Hör- oder Reichweitenniveau eines gängigen, landesweiten AC-Senders. Der Wert „119 Mio. active streaming sessions“ klingt riesig, ist aber ein Scheinriese.

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