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Interview23.01.2025

Radio als ein sehr emotionales Produkt

Wo KI bei den Sendern die gößten Potenziale hat

Timo Naumann - Geschäftsführer, Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen e.V. Quelle: VLR Timo Naumann Geschäftsführer Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen
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Dipl.- Journ. Thomas Barthel
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"Radiosender sind meiner Meinung nach weiterhin gut damit beraten, in nachgefragten Sendestrecken auf echte Menschen am Mikrofon zu setzen und damit das Vertrauen zu sichern, das Nutzer/innen dem Medium Radio entgegenbringen" betont Timo Naumann vom Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen. Er sieht bei KI aber auch große Potenziale für die Sender und hat klare Forderungen an die Politik.





Voice-Cloning, automatisierte Spot-Produktion, optimierte Programm-Planung - wie wird KI das Radio in den nächsten fünf Jahren ganz grundsätzlich verändern?
Die verschiedenen Einsatzgebiete von KI werden auch unterschiedlich stark das Medium Radio verändern. Während ich erhebliches Potenzial für die Vorbereitung und Produktion von Inhalten und die Erleichterung immer wiederkehrender (administrativer) Aufgaben sehe, bewerte ich geklonte Stimmen, KI-Personalities oder KI gestützte Moderation aktuell noch als Hype. Auch wenn es nicht mehr lange dauert, bis die ersten Voice-Anwendungen ein Niveau erreicht haben werden, das nicht mehr von echten Stimmen zu unterscheiden ist, werden diese im Live-Betrieb oder in kritischen und ungeplanten Situationen sowie bei emotionalen Themen hinter dem echten Menschen und echter Stimme zurückbleiben. Radiosender sind meiner Meinung nach weiterhin gut damit beraten, in nachgefragten Sendestrecken auf echte Menschen am Mikrofon zu setzen und damit das Vertrauen zu sichern, das Nutzer/innen dem Medium Radio entgegenbringen. Der transparente Einsatz von KI gestützten Stimmen und Inhalten in Randzeiten, bei Servicemeldungen oder Online, wird perspektivisch schnell und flächendeckend zum Einsatz kommen und auch von Nutzer/innen akzeptiert werden – sofern dies transparent erfolgt. Vollständig KI gestaltete Programm haben meiner Meinung nach hingegen keine Chance, Nutzer langfristig an ein Produkt zu binden. Grund dafür ist, dass Radio auch im Jahr 2025 ein sehr emotionales Produkt ist und Nutzer/innen am Ende doch wahrnehmen, ob der Absender menschlich ist oder nicht. Setzt man in der jetzigen Phase zu sehr auf KI, wird man austauschbar. Setzt man KI hingegen klug ein, kann sie einen Mehrwert erzeugen.

Welche Potenziale sehen Sie in KI generierten personalisierten Radioprogrammen?
Diverse Webportale bieten bereits heute individualisierte Inhalte und Streams an, die sich an den bisherigen Nutzungspräferenzen individuell orientieren. Diese Angebote sind im Grunde bereits „KI generierte personalisierte Radioprogramme“, die immer stärkeren Zuwachs finden und meiner Meinung selbst mit dem Zusatz „KI“ keine wirkliche Neuerung darstellen. Der Algorithmus zur Ausspielung von Inhalten wird eben besser. Das sollte man am Ende aber auch nicht überbewerten, denn diesen Produkten fehlt es an einer eigenen Identität. Schnell ist der Nutzer da bei einem neuen, anderen „besseren“ Algorithmus, wenn sich dieser anbietet.

Für die Vermarktung schätze ich das Potenzial derartiger Programme jedoch noch höher ein als im klassischen Streaming. Werbeelemente werden im Stream weiterhin als Fremdkörper empfunden, was Abschaltimpulse erzeugt. Ein KI generiertes Vollprogramm hingegen weist ohnehin einen anderen Programmfluss auf, der eher durch Werbung unterbrochen werden kann. Zusätzlicher Vorteil: Die Werbung kann individualisiert ausgespielt werden, das Programm kann insgesamt kostengünstiger als mit menschlicher Beteiligung produziert werden.

In einer aktuellen Studie stehen viele Befragte KI namentlich im journalistischen Bereich kritisch gegenüber - wie bewerten Sie das?
Ich habe Vertrauen in Journalisten und Journalistinnen, KI angemessen einzusetzen und z.B. für die Recherche zu nutzen und Inhalte damit aufzubereiten und auch attraktiver zu gestalten. Sorgen mache ich mir eher um die Überflutung von nicht nur sozialen Medien mit KI generierten Inhalten, die den Anschein erwecken, es handele sich um Nachrichten oder Fakten, ohne dass eine wirklich Einordnung oder Quellenprüfung durch Journalisten erfolgt. Aktuell sehen wir uns einer digitalen Sphäre ausgesetzt, die durch „Weiterleitung“, „Folgen“ und „Teilen“ dominiert ist und selbst ohne Fakten zur Meinungsbildung, zum Beispiel auch im Wahlkampf, beiträgt. Hier braucht es nach wie vor Journalisten, die in der Welt der Information bei der Navigation helfen. Ob sich diese dabei ganz „klassischer“ Methoden ohne KI bedienen oder dieses digitale Werkzeug verantwortungsvoll einsetzen, halte ich für nachrangig.

Welchen Regulierungsbedarf aus der Politik sehen Sie in diesem Bereich?
Ein Effekt der Regulierung darf jedenfalls nicht sein, dass sich amerikanische oder chinesische Unternehmen dieser entziehen können und damit ein Wettbewerbsnachteil für heimische Unternehmen geschaffen wird. Wir sprechen also mindestens von einer europäischen, wenn nicht gar internationalen Herausforderung unter Einbeziehung der betroffenen Branchen. Die Politik sollte meiner Meinung nach Anreize schaffen, KI-Technologie verantwortungsvoll und transparent einzusetzen. In Deutschland ist die Grundlage bereits damit geschaffen, dass journalistischen Sorgfalts- und auch Kennzeichnungspflichten durch die Landesmedienanstalten überwacht werden. Dennoch ist der Blick darauf wichtig, welche Daten eine KI wie einsetzt oder auch weiterleitet und wer die KI mit welchem Interesse einsetzt. Neben der Verpflichtung zur Transparenz, könnte eine Art „KI-Siegel“ für geprüfte Anwendungen das Vertrauen in KI nutzende Portale stärken, denn aufhalten lassen wird sich der Einsatz hochkomplexer, quasi intelligenter Algorithmen nicht mehr. Das Thema Urheberrecht eröffnet zudem einen ganz eigenen Diskussionsstrang. Mit Mühe wurde Google beigebracht, welche Inhalte in welcher Form angezeigt und damit verwendet werden dürfen. Dies steht uns bei KI noch bevor.

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