Frau Dipl.Kffr. Drumm, die privaten Radiosender in Österreich wollen künftig 5G für den Hörfunk nutzen. Wie steht der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) dazu? Soll künftig das Radio über 5G-Netze auch das analoge UKW ablösen oder soll auch die Terrestrik digitalisiert werden?
Grundsätzlich ist es für private Radiosender essenziell, auf allen relevanten Distributionskanälen präsent sein zu können. 5G LTE-Broadcast ist eine zukünftige Möglichkeit, die die derzeit verfügbaren Übertragungswege – allen voran UKW, daneben aber auch die IP-basierte Verbreitung (zB Radioplayer) und die digitalterrestrische Distribution via DAB+ – ergänzen kann.
In Kürze werden ja die Frequenzen im Bereich 700 MHz, die bisher vom Rundfunk genutzt wurden, an den Mobilfunk vergeben. Aus unserer Sicht bietet sich hier die einzigartige Gelegenheit, den Österreicherinnen und Österreichern einen einfachen, kostenlosen, mobilen Zugang zu österreichischen Radio‐ und Fernsehprogrammen zu ermöglichen: Den Mobilfunkunternehmen als Erwerbern der Frequenznutzungsrechte sollte eine zusätzliche Auflage erteilt werden, Hörfunk‐ und Fernsehprogramme österreichischer Rundfunkveranstalter für Kunden und Rundfunkveranstalter kostenlos zu verbreiten. Mit dieser Maßnahme kann gleichzeitig eine positive Fördermaßnahme zugunsten österreichischer Medienangebote im Wettbewerb mit den US‐Mediengiganten (Google/YouTube, Apple, Facebook und Amazon) gesetzt werden. Unabhängig davon werden wir aber auch den Aufbau eigener 5G Netze für die Nutzung von LTE Broadcast prüfen.
Der öffentliche ORF und der führende Privatsender Kronehit sind gegen die Einführung von DAB+. Sind da schon die letzten Worte gesprochen?
Jedes privatwirtschaftliche Unternehmen muss eine mögliche Angebotserweiterung selbst nach wirtschaftlichen und strategischen Gesichtspunkten evaluieren. Der ORF ist hier aufgrund seiner staatlichen Finanzierung und seines spezifischen Auftrags in einer anderen Rolle. Zur Unterstützung der Einführung von DAB+ in Österreich wäre es sinnvoll, zumindest eines der bundesweiten Radioprogramme des ORF (z.B. „FM4“ oder „Ö1“) auf DAB+ zu migrieren. Dies würde den Verkauf von Endgeräten und damit DAB+ insgesamt befördern. Den ORF würde es kein Geld kosten, da diese Sender werbefrei sind, er könnte im Gegenteil sogar Einsparungen bei den Verbreitungskosten erzielen. Die freiwerdenden UKW Frequenzen könnten an Privatradios vergeben werden, was endlich zum Gleichgewicht im dualen Hörfunkmarkt führen könnte.
Mit welchen weiteren Maßnahmen will der VÖP die Radiosender in Österreich für die Zukunft fitmachen?
Der VÖP unterstützt die privaten Rundfunksender, wo immer dies notwendig und sinnvoll ist – ob in regulatorischen Belangen, in technischen Fragen oder sonstigen Themen mit strategischer Relevanz für die Branche. Die eigentliche Arbeit aber wird Tag für Tag in den Radiosendern geleistet. Österreichs Radiomarkt hat aufgrund der späten Liberalisierung und der geringen Größe des Markts einen massiven Wettbewerbsdruck, der wiederum einen starken Innovationsgeist hervorruft, gerade bei den Privatradios. Ich mache mir daher keine Sorgen um Österreichs Privatradios – die sind definitiv fit für die Zukunft.