Privatradio in Deutschland ist aufgrund der Rahmenbedingungen traditionell regional ausgerichtet. Sie senden bundesweit via DAB+ welche besonderen Herausforderungen gibt dadurch?
Wir sind tatsächlich bundesweit der einzige Schlagersender, der über DAB+ zu hören ist. Der große Vorteil ist, dass man uns von München bis Hamburg beispielsweise im Auto hören kann und dass ohne Unterbrechung und ohne Umschalten zu müssen. Umso wichtiger wäre es, dass es jetzt auch in den Autos DAB+ Radios serienmäßig eingebaut werden. Von den ersten Herstellern kommen jetzt bereits Signale, schon bald serienmäßig auf Digitalradio setzen zu wollen. Eigentlich ist es trotzdem nicht zu verstehen, dass bei der Programmvielfalt und dem sehr guten Netzausbaustand, die Automobilindustrie nicht schneller reagiert hat. Bei manchen Herstellern sind die Summen aber auch unverschämt, die von den Kunden für ein DAB+ Radio verlangt werden. Teilweise bekommen wir sogar von unseren Hörern erzählt, dass die Autoverkäufer den Kunden von DAB+ abraten und sagen: „Digitalradio würde ich nicht nehmen, das hat keine Zukunft“. Das ist natürlich für den Standard, die Programmmacher und Vermarkter extrem kontraproduktiv.
Wie erleben Sie die Resonanz der Hörer? Gibt es etwa besondere Regionen, in denen Ihre Hörer besonders aktiv sind? Gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Es gibt schon Hörer, die zunächst sehr positiv überrascht sind, dass unser Schlagerparadies im nationalen Digitalradio bundesweit zu empfangen ist. Das sind dann die Hörer, die uns zufällig entdecken, wenn Sie im Auto DAB+ testen. Insgesamt ist die Resonanz auf unser Programm und unser DAB+ Engagement sehr positiv. Wir bekommen tatsächlich zu 99 Prozent positive Reaktionen. Es kommen zu uns viele neue Hörer, die früher einen WDR, NDR oder BR gehört haben und die jetzt feststellen, da gibt es jetzt eine gute Alternative. Zumal die großen öffentlich-rechtlichen Sender alle nahezu keinen Schlager mehr spielen, beziehungsweise jüngst versuchen, über Digitalradio neue Schlagersender zu lancieren. Aber wir bekommen die Rückmeldung, dass wir als das originale Schlagerparadies wesentlich besser sind, als die Nachahmerprodukte von NDR und MDR. Wir sind vielseitiger in der Musikfarbe und wir sind sehr breit aufgestellt, spielen sehr viel Neues, vergessen aber auch die alten Sachen nicht. Die öffentlich-rechtliche Programme sind dagegen sehr festgelegt, entweder auf die alten Sachen oder den neuen Schlager. Das macht diese Wellen ziemlich eintönig. Das sind wir nicht. Was Stadt und Land betrifft wurde uns ja immer nachgesagt, das wir vor allem etwas für die ländlichen Gebiete sind, das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Wir machen ja auch die großen Veranstaltungen - übrigens die größten Schlagerveranstaltungen in ganz Deutschland - und die finden in den größten Hallen der Großstädte statt. Es ist also längst nicht so, dass nur in den ländlichen Gebieten Schlager gehört wird.
Was macht für Sie den Reiz von Digitalradio aus, welche besonderen technischen Möglichkeiten von DAB+ nutzen Sie?
Grundsätzlich liegt für uns der Reiz in der bundesweiten Empfangbarkeit unseres Programms auf einer einheitlichen Frequenz. Das ist eigentlich das besonders Verlockende an DAB+. Das hat es früher bei UKW nie gegeben, ein Sender der bundesweit auf einer Frequenz zu empfangen war. Natürlich nutzen wir auch die hervorragenden technischen Möglichkeiten bei der Ausspielung von Zusatzinhalten auf die Radiodisplays. Wir senden beispielsweise Titelinformationen, teilweise auch Cover usw. Natürlich sind noch längst nicht alle technischen Möglichkeiten ausgenutzt und wenn man es sehr konsequent machen will, sind solche Services mit sehr hohem redaktionellen Aufwand verbunden. Momentan ist das noch nicht der Schwerpunkt unserer Bemühungen. Erst einmal wollen wir schauen, dass wir möglichst viele Hörer mit unserem Programm erreichen.
Demnächst soll es einen zweiten Bundesmux geben. Mit welchen neuen Formaten rechnen Sie und begrüßen sie diese Initiative?
Grundsätzlich sind natürlich alle Initiativen, die DAB+ voranbringen zu begrüßen. Je mehr Sender hier mitmachen und sich engagieren, umso besser ist es für die Radiozukunft. Das betrifft sowohl die privaten Radios als auch die Öffentlich-Rechtlichen. Wünschenswert wäre es, wenn die ARD und ihre Landesrundfunkanstalten künftig eine gemeinsame Position in Bezug auf DAB+ hätten. Umso mehr begrüße ich die jüngsten gemeinsamen und bundesweiten ARD-Kampagnen für Digitalradio. Allerdings kommt es in der Tat darauf an, welche Programme hier letztlich an den Start gehen werden. Wenn natürlich, die Programme mitmachen, die sich erst vom Schlager verabschiedet haben und jetzt plötzlich den guten alten Schlager wieder für sich entdecken, dann wäre das natürlich eine Konkurrenzsituation, die uns nicht besonders gefallen würde. Jedoch belebt Konkurrenz auch das Geschäft. Aber zunächst müssen wir abwarten, was da überhaupt geplant ist und was letztendlich in der Praxis kommt. Interessant wird auch der Aspekt sein, ob der zweite Bundesmuxx künftig überhaupt in allen Regionen empfangbar sein wird.