Die Corona-Krise stellt die gesamte Wirtschaft vor große Herausforderungen. Für die privaten Rundfunkanbieter ist die Lage dramatisch, die Umsatzeinbußen sind drastisch. „Niemand bewirbt Produkte oder Dienstleistungen, die er aufgrund hoheitlicher Anordnungen derzeit nicht oder kaum vermarkten können wird“, stellt Dr. Daniel Brückl fest. Er ist Vorsitzender des VMPR Verband Mitteldeutscher Privatradios und schätzte schon zu Beginn der Krise ein, dass sich die Situation nicht zeitnah verbessern werde.
Denn auch nach einer Lockerung oder Aufhebung von Anordnungen müssten die Werbekunden liquide Mittel für den Neustart oder zur Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebs aufwenden, bevor wieder an Werbung gedacht werden könne. „Unsere Mitgliedsunternehmen erwarten deswegen auch in den nächsten Monaten Umsatzeinbußen von teilweise mehr als 80%.“ Eine derartige Größenordnung könne kein Unternehmen einfach so kompensieren, schon gar nicht, wenn dies unerwartet und innerhalb kürzester Zeit geschehe. Inzwischen gehe es nicht mehr um die Frage, ob man am Jahresende ein gutes oder schlechtes Ergebnis einfahre, „sondern schlicht um die Gewährleistung einer überlebensnotwendigen Zahlungsfähigkeit.“
Doch die Einnahmen-Seite ist nur die eine, denn zugleich registriert Brückl ein erhöhtes Informationsbedürfnis der Hörer, dem die Anbieter und unter deutlich erschwerten Bedingungen gerecht werden müsse. So hätten etwa auch die Privatradios große Teile der Mitarbeiterschaft dezentral aus Home- Offices arbeiten lassen.
Darauf haben auch die Medienanstalten frühzeitig den Fokus gelegt. "In einem ersten Schritt haben wir uns darum gekümmert, dass die bei den Veranstaltern tätigen Journalisten als „systemrelevant“ im Sinne der aktuellen Allgemeinverfügung gelten“, erklärt etwa Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt (bre(ma. So konnten die Mitarbeiter der Privaten etwa im Stadtstaat für ihre Kinder eine Notbetreuung in Anspruch nehmen.
Daneben gab es auch schon frühzeitig konkrete Hilfen für den Betrieb. "Für die Fernsehveranstalter fördern wir für die Dauer der Krise, mindestens bis Ende Juni, die Verbreitungskosten zu 100 Prozent", erklärte etwa Prof. Dr. Markus Heinker - Präsident des Medienrates der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) gleich zum Auftakt der Debatte auf meinungsbarometer.info. Heinker verwies darauf, dass seine Landesmedienanstalt über ein begrenztes Instrumentarium verfügt, um die Rundfunkveranstalter bei der Bewältigung der Herausforderungen durch die Corina-Krise zu unterstützen. Im Rahmen dessen wurde auch ein Sonderpreis mit einem Gesamtvolumen von € 100.000 ausgelobt, um die Wertschätzung für die Leistungen der lokalen und regionalen Radio- und Fernsehanbieter in der Krise auszudrücken.
In Hessen stand gleich zu Beginn die regionale DAB+-Struktur im Blickpunkt. Denn laut Joachim Becker, Direktor der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, „ist die Refinanzierung durch die Programmveranstalter noch längst nicht gesichert“. Erste Veranstalter hätten bereits Verträge mit Sendernetzbetreibern, die noch gut fünf Jahre Laufzeit aufweisen, außerordentlich gekündigt. „Um diesen Verbreitungsweg ohne größeren Schaden über die aktuelle Pandemie-Krise zu bringen, bedarf es daher einer kurzfristigen Unterstützung über die übliche Infrastrukturförderung hinausgehend.“
Eine ganze Reihe von Vertretern der Landesmedienanstalten haben in der Debatte auf meinungsbarometer.info Gespräche mit der Politik über weitere Hilfen angekündigt. Gefordert wurde auch ein umfassender Rettungsschirm. Inzwischen sind nach neuen Informationen die ersten Programme bestätigt. So haben sich etwa die NRW-Landesregierung mit den Vertretern des Lokalfunks, den Infrastrukturanbietern und der Landesanstalt für Medien NRW auf den „Solidarpakt Lokalfunk NRW“ geeinigt. Im Rahmen dessen werden die Distributionskosten für den NRW-Lokalfunk befristet übernommen und im Gegenzug die redaktionellen Jobs gesichert.
Die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) stellt über einen Nachtragshaushalt finanzielle Mittel in Höhe von knapp 1 Million Euro zur Unterstützung der Hörfunklandschaft zur Verfügung und in Thüringen können Lokal-TV-Veranstalter beispielsweise über die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) einen einmaligen Zuschuss von bis zu 20.000 Euro erhalten.
Auch Frank Haring, Vorstand Bundesverband Lokal TV (BLTV), bestätigt hilfreiche Programme für seine Branche, etwa in Brandenburg - in anderen Regionen registriert er „bisher leider nur warme Worte.“ Mehr noch, aus der Politik „hören wir vor allem Stimmen, die eindringlich für die nötige Gebührenerhöhung bei den Öffentlich-Rechtlichen werben“. Dabei befürchtet er, dass gerade für das Lokal-TV eine dauerhafte Förderung nötig werden könnte. „Der Werbemarkt verändert sich immer stärker und wird sich vermutlich auch nach der Krise nicht wieder komplett erholen.“