Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Der Werbemarkt wird sich auch nach der Krise nicht wieder komplett erholen

Was sich Lokal-TV künftig von der Politik erhofft

Frank Haring, Vorstand Bundesverband Lokal TV (BLTV) Quelle: BLTV Frank Haring Vorstand Vorstand Bundesverband Lokal TV (BLTV) 02.06.2020
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"In der Krise sind die klassischen Einnahmen in erheblichem Umfang weggebrochen, während gleichzeitig das Medium Lokal-TV bei den Nutzern eine echte Renaissance erlebte", konstatiert Frank Haring vom Bundesverband Lokal TV. Man leiste einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des dualen Rundfunkssystems, der Markt allein werde dies in Zukunft aber nicht mehr regeln.







Die Lokal-TV-Sender beklagen dramatische Umsatzeinbußen durch die Corona-Krise. Wie groß ist die Gefahr für die Branche aus Ihrer Sicht mittelfristig?
Die Gefahr bleibt weiterhin sehr groß, die meisten Sender haben isoliert betrachtet mit dem was man als Lokalfernsehen kennt, schon vorher kaum Geld verdient. Die meisten Unternehmen sind aber findig und finanzieren ihr Nachrichtenangebot quer, in dem Sie allerlei andere Dienstleistungen erbringen. Mit dem dort verdienten Geld wird dann die redaktionelle Arbeit subventioniert. Das macht häufig aus kaufmännischer Sicht wenig Sinn, da gehört eine Menge Altruismus dazu.
 
In der Krise sind die klassischen Einnahmen in erheblichem Umfang weggebrochen, während gleichzeitig das Medium Lokal-TV bei den Nutzern eine echte Renaissance erlebte. Die Menschen haben nach verlässlichen Informationen gesucht und sie trotz hoher organisatorischer und finanzieller Einschränkungen bei den meisten Lokalsendern auch in sehr guter Form bekommen. Wir würden uns über eine entsprechende Würdigung dieser Arbeit durch die Politik freuen, aktuell hören wir vor allem Stimmen, die eindringlich für die nötige Gebührenerhöhung bei den Öffentlich-Rechtlichen werben.
 
In einigen Bundesländern, bspw. Brandenburg gibt es inzwischen entsprechende Programme, in anderen bisher leider nur warme Worte. Wir leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des dualen Rundfunkssystems, der Markt allein wird dies in Zukunft aber nicht mehr regeln.
 

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Zur Bewältigung der Krise wird u.a. eine Beteiligung der Privaten am Rundfunkbeitrag angeregt. Was halten Sie davon?
Das ist eine von mehreren guten Ideen. Leider wurde dieser Ansatz von den Ländern beim neuen Medienstaatsvertrag trotz anfänglicher Bemühungen nicht weiterverfolgt und aktuell fehlt die dafür notwendige Rechtsgrundlage im Gesetz. Den Landesmedienanstalten die Förderung der Lokal-Sender über deren Budget mindestens rechtlich zu ermöglichen, wäre ein wichtiger Schritt gewesen, der leider nicht gegangen wurde.
 
Als eine Möglichkeit wird ebenfalls die vorübergehende Entlastung von den Programmzuführungs- und Verbreitungskosten ins Feld geführt - sehen Sie darin eine Möglichkeit, den privaten Rundfunk zu unterstützen, oder wird damit das Problem lediglich auf die Netzbetreiber abgewälzt?
Die Verbreitungskosten werden in mehreren Bundesländern für die Lokal-TV-Sender bereits übernommen. Sie spielen allerdings in der Gesamtkostenbetrachtung nur eine sehr untergeordnete Rolle. Zumindest im Bereich der Kabelnetze.

Die geforderte Gegenleistung (täglich neues Nachrichtenprogramm) ist meist deutlich teurer in der Herstellung. Daher verzichten bspw. in Sachsen ein Großteil der lokalen TV-Sender sogar auf die Inanspruchnahme dieser Förderung.
 
Inzwischen gibt es auch Stimmen, die europäische Hilfen für die Privatrundfunkanbieter wegen ihrer Systemrelevanz fordern. Wie beurteilen Sie diese Forderungen?
Wenn man das duale Rundfunkssystem dauerhaft erhalten will, sowohl in den Städten aber auch im ländlichen Raum wird man sich mit der Frage jetzt zwangsläufig beschäftigen müssen. Der Werbemarkt verändert sich immer stärker und wird sich vermutlich auch nach der Krise nicht wieder komplett erholen.
 
Jeder Einzelhändler, der wegen einem übermächtigen Anbieter wie Amazon aufgibt, ist ein Werbekunde weniger im Lokal-TV. Diese Entwicklung spüren wir schon seit Jahren. Gleichzeitig drängen neue Medienanbieter, wie Facebook und Google, in die lokalen Märkte. Diese Plattformen sind deutlich weniger reguliert,  leisten sich in der Regel keine Redaktion vor Ort, geschweige denn dass sie hier Steuern zahlen. Daher können sie meist die attraktiverern und preiswerteren Angebote für Werbekunden machen.
 
Und zu guter letzt drängen die  Öffentlich-Rechtlichen in den Bereich der Lokalsender, sie müssen ihre recht üppige Finanzierung ja auch irgendwie rechtfertigen. Allein der WDR  betreibt 11 Lokalstudios in NRW und macht dort im Prinzip gebührenfinanziert die Arbeit der privaten Lokalsender.

Dieser Übermacht ist ein mittelständiges privates Medienunternehmen nicht gewachsen, daher gibt es in NRW de facto auch kaum noch private Lokal-TV-Sender.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Tobias Schmid
Direktor
Landesanstalt für Medien NRW

Dr. Tobias Schmid - Direktor der Landesanstalt für Medien NRW
Privatrundfunk | Corona-Krise

Solidarpakt NRW für Privatradios in Arbeit

Wie die NRW-Lokalradio durch die Krise kommen können

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Tobias Schmid
Direktor
Landesanstalt für Medien NRW

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Jörg Ukrow
Direktor
Landesmedienanstalt Saarland (LMS)

Dr. Jörg Ukrow - Stv. Direktor, Landesmedienanstalt Saarland (LMS)
Privatrundfunk | Corona-Krise

LMS und Privatsender richten Appell an ■ ■ ■

Wie die Politik im Saarland den Privatrundfunk ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Jörg Ukrow
Direktor
Landesmedienanstalt Saarland (LMS)

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Andreas Fischer
Geschäftsführer
tmc Content Group GmbH

Andreas Fischer, Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM)
Privatrundfunk | Corona-Krise

Private Hörfunk- und Fernsehanbieter ■ ■ ■

Wie die NLM helfen kann - und was derzeit nicht geht

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Andreas Fischer
Geschäftsführer
tmc Content Group GmbH

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.