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Personalisierte Medizin bietet vielfältige Chancen und Potenziale

BMBF unterstützt notwendige Schritte zur Digitalisierung

Professorin Dr. Veronika von Messling, Leiterin der Abteilung Lebenswissenschaften im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Quelle: Privat Prof. Dr. Veronika von Messling Leiterin der Abteilung Lebenswissenschaften BMBF 24.06.2022
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Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Erfolge der personalisierten Medizin sind in den letzten Jahren insbesondere bei der Behandlung von Krebserkrankungen deutlich geworden", sagt Professorin Dr. Veronika von Messling, Leiterin der Abteilung Lebenswissenschaften im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Sie äußert sich auch dazu, bei welchen Krankheiten in naher Zukunft und welche Aufgaben zu lösen sind.







Was kann personalisierte Medizin, was die etablierte Schulmedizin nicht leistet?
Die personalisierte Medizin sollte nicht als Gegensatz zur sogenannten Schulmedizin, sondern als deren Teil und Weiterentwicklung gesehen werden. Verbesserungen in der medizinischen Versorgung beruhen auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Heute ist der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt insbesondere in zwei Bereichen sehr dynamisch: in der Analyse von Biomolekülen wie DNA oder Proteinen sowie in der Datenerhebung und -zusammenführung. Individuelle Unterschiede zwischen Personengruppen oder auch Einzelpersonen, die bislang verborgen waren, können besser erkannt und wissenschaftlich bearbeitet werden. Als Ergebnis können Medikamente und Therapien künftig noch viel zielgerichteter in Bezug auf die gewünschte Wirkung und die Vermeidung von Nebenwirkungen eingesetzt werden. Auch für die gezieltere Prävention von Krankheiten werden personalisierte medizinische Ansätze in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

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Welche Neuerungen sind in diesem Bereich kurz- und mittelfristig zu erwarten?
Erfolge der personalisierten Medizin sind in den letzten Jahren insbesondere bei der Behandlung von Krebserkrankungen deutlich geworden. So können einige schwerwiegende Tumore, beispielsweise in der Lunge, aufgrund einer vorgeschalteten genetischen Analyse gezielt auf die zugrundeliegenden molekularen Veränderungen behandelt werden. Unwirksame, nebenwirkungs- und kostenintensive Chemotherapien entfallen und die Überlebenszeit der Patientinnen und Patienten kann merklich erhöht werden. Doch auch andere Krankheiten haben ein erhebliches Potenzial für personalisierte Behandlungsansätze. Beispielsweise bei psychischen Erkrankungen, denen häufig komplexe, individuelle Erfahrungen und Erlebnisse zugrunde liegen, sind ebenso individuelle Therapieansätze gefragt. Auch die verbesserte Diagnostik von Hepatitis E-Infektionen oder die Sepsis-Prävention bei Frühgeborenen sind Themen mit viel Potenzial für eine erfolgreiche individuelle Behandlung. Die sehr unterschiedlichen Verläufe der COVID-19-Erkrankung legen ebenfalls nahe, auch hier nach personalisierten Therapieansätzen zu suchen. Ganz neue Ansätze lassen sich mittelfristig durch die Analyse großer und komplexer Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen und Kontexten zum Beispiel mit Hilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) erwarten. Selbstlernende Systeme können neue, häufig unerwartete Muster erkennen, die eine große Vielfalt von Einflussfaktoren, Variablen und Szenarien berücksichtigen.

Inwieweit ist das Thema personalisierte Medizin adäquater Fachaufsicht und Regulierung unterworfen?
In allen Bereichen der Forschung, Zulassung, Finanzierung und Versorgung gelten auch für die personalisierte Medizin die bestehenden gesetzlichen Vorgaben und Regelungen.

Wie viel Digitalisierung erwartet uns in naher Zukunft im Gesundheitswesen, wie gläsern werden Patienten, wie steht es um den Datenschutz?
Die pandemische Lage hat gezeigt, wie wichtig die schnelle Verfügbarkeit von Daten sein kann, um durch Verzahnung von Versorgung und Forschung zu handlungsrelevanten Erkenntnissen zu kommen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt bereits seit Jahren die notwendigen Schritte zur Digitalisierung. Zentral ist hierbei die Medizininformatik-Initiative. Sie hat zum Ziel, patientenbezogene Daten aus der Routineversorgung für die Forschung so verfügbar zu machen, dass alle Schutzansprüche und Sicherheitsanforderungen angemessen berücksichtigt werden. Eine zentrale Rolle hierbei kommt der individuellen Einwilligung der jeweiligen Personen zu. Daher hat die Medizininformatik-Initiative in enger Abstimmung mit den Datenschutzbeauftragten eine allgemeine Patienteneinwilligung in die Datennutzung (Broad consent) entwickelt.

Treibt die erwartete rasante Innovationsgeschwindigkeit nicht einen ständigen Technologiewechsel und damit die akute Ressourcenverschwendung an?
Die Möglichkeiten und das Potenzial durch die personalisierte Medizin sind vielfältig und groß. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der die medizinische Versorgung Stück für Stück verändern und weiterentwickeln wird. Neue Behandlungsansätze werden dabei stets auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit hin intensiv geprüft werden.

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