Wie weit ist die Digitalisierung in der Branche und in Ihrem Fachbereich schon fortgeschritten?
Nach unserer Erfahrung dringt die Digitalisierung als Thema zunehmend in die Unternehmen vor. Das gilt insbesondere für mittelgroße Unternehmen des produzierenden Gewerbes. Digitalisierungslösungen beziehen sich häufiger auf innerbetriebliche Prozesse und Ansätze. Neben Themen der Digitalisierung der Produktion und des Unternehmensprozesses besteht erhebliches Interesse an Querschnittsthemen wie Recht und IT-Sicherheit. Digitalisierungsthemen können von anderen Einflüssen wie zum Beispiel Beschaffungsproblemen verdrängt werden.
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Welche Bedeutung hat bei dieser Entwicklung die Zusammenarbeit zwischen Produzenten und Dienstleistern?
Durch die Digitalisierung ergeben sich neue Ansätze in der Zusammenarbeit zwischen Produzenten und Dienstleistern im Sinne der Lieferanten digitaler Dienstleistungen sowie im Sinne neuer Geschäftsmodelle. So können beispielsweise Geschäftsmodelle auf Basis der Plattformökonomie etabliert werden. Weiterhin ergeben sich durch den Einsatz von Cloudcomputing neue Formen der Zusammenarbeit, etwa im Bereich des Wissensmanagements.
Für die Lieferung und Erhaltung hoch spezialisierter Softwarelösungen ist oftmals Expertenwissen erforderlich, welches Unternehmen im eigenen Haus nicht oder noch nicht zur Verfügung steht. Hier ergeben sich Ansätze im Bereich unternehmensübergreifender Dienstleistungen zur Betreuung solcher Systeme und der Schulung von Mitarbeitern. Gleichwohl können solche Geschäftsmodelle zu einer stärkeren Bindung zwischen Kunde und Anbieter führen.
Diese Veränderungen verlangen auch nach mehr Qualifizierung beim Personal. Wie regeln Sie das?
Die Frage nach der Qualifizierung des Personals ist in zwei Richtungen denkbar. Zum einen benötigen Unternehmen hoch qualifizierte Fachkräfte, um Maßnahmen der Digitalisierung umzusetzen und zu pflegen. Hier unterstützen wir als www.digitalzentrum-chemnitz.de die KMUs. Wir führen beispielsweise Thementage durch, die einen Überblick zu speziellen Themen wie die Auftragssteuerung mit KI, die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter oder die IT-Sicherheit von Produktionsanlagen geben. Außerdem bieten wir Basis- und Fachworkshops an, in denen die Teilnehmer digitale Kompetenzen aufbauen.
Zum anderen kann Digitalisierung auch bewirken, dass weniger ausgebildetes Personal bestimmte Aufgaben übernehmen kann, zum Beispiel kann eine Werkerführung die Montage unterstützen, der Einsatz virtueller Hilfsmittel kann helfen, dass Mitarbeiter Störungen selbst oder unter Führung eines nicht vor Ort befindlichen Experten selbst beheben. Über dies können Mitarbeiter in einer virtuellen Welt in ihrem Arbeitsplatz bzw. der Bedienung einer Anlage trainiert werden. Die Rhenus Automotive Chemnitz etwa schult Fahrende von Staplern und anderen Flurförderzeugen mithilfe einer 3D-Simulation. Diese bildet eine Logistikhalle mit statischen und dynamischen Objekten sowie Gefährdungssituationen lebensnah ab.
Welche Möglichkeiten bei der weiteren Digitalisierung von Wartung und Instandhaltung sind derzeit absehbar?
Nicht nur in der Wartung sind die Möglichkeiten der Digitalisierung groß. Zustandsbezogene Instandhaltung, Remotezugriffe und Formen virtueller Unterstützung einer vor Ort befindlichen Person werden heute bereits angewendet. So nutzen die Monteure der WIN GmbH aus Zwickau eine Kamerabrille, die Bilder in Echtzeit überträgt. Damit sehen sowohl der Service-Mitarbeiter vor Ort als auch die Kollegen im Büro dieselbe Situation und verbessern die Kommunikation bei der Instandhaltung. Auch MULTI Kühlsysteme aus Aue setzt auf Digitalisierung, um Kühlanlagen vorausschauend besser zu warten. Methoden des maschinellen Lernens sollen künftig dazu beitragen, Wertverschiebungen und fehlerhafte Prozessverläufe frühzeitig zu erkennen.