Für viele Hotels wird „Green Thinking“ immer wichtiger. Steht die Branche vor dem Umbruch in eine neue Nachhaltigkeit?
Grundsätzlich steht die ökonomische Nachhaltigkeit weiterhin in der Hotelindustrie im Vordergrund. Ökologisch nachhaltige Investitionen werden weiterhin getroffen, wenn sie auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Maßnahmen, wie energetische Gebäudesanierung, Austausch von Energiefresser, Müllvermeidung, der Einsatz von umweltschonenden Materialien sowie ökologisch verträglicher Reinigungsmittel und Energiesparkonzepte stehen dabei im Vordergrund.
Einige wenige Hotels möchten sich von der breiten Masse abgrenzen und bauen auf umweltfreundliche und nachhaltige Konzepte. Jedoch genießen diese Häuser im Moment noch ein Nischendasein.
Welchen Stellenwert haben nach Ihrer Einschätzung neue Dienstleistungen, wie der Tesla der die Hotelgäste vom Flughafen abholt oder eine Elektrotankstelle direkt am Hotel, Roomservice und Reinigung mit Elektrofahrzeugen etc. für die Branche?
Die Umrüstung der Fahrzeugflotte des Hotels auf Elektrofahrzeuge ist ein nettes Add on, aber der Konsumentenmarkt in diesem Segment ist noch zu klein, um dieses Angebot bereits als strategisch relevant zu bewerten.
Wie attraktiv sind solche nachhaltigen Geschäftsmodelle für die Hotels? Oder ist der grüne Gedanke für die Branche eher eine PR-Maßnahme zur Imagepflege?
Ist das Konzept des Hotels auf Nachhaltigkeit ausgelegt und möchte es sich darüber differenzieren, dann ist es wichtig und strategisch sinnvoll. Das Thema „Nachhaltigkeit“ kann nur bei maximaler Konsequenz in der Umsetzung als einziges Alleinstellungsmerkmal dienen. Bei allen anderen steht in der Tat nur das Nützliche (Kosteneinsparungen) mit dem Angenehmen (positives Image) im Vordergrund der Überlegungen.
Welche Rolle spielen nachhaltige/ökologische Services als Gästebindungstools? Sollte die DEHOGA-Klassifizierung nicht auch besonders „grüne“ Hotels ausweisen? Beispielsweise mit einem grünen Zusatzstern?
Zertifizierung von Nachhaltigkeit ist insbesondere ein schwieriges Thema. Es gibt bereits viele Labels, aber die Gäste wissen in der Regel nicht, was für was steht. Der Dehoga genießt bei den Gästen nach wie vor Vertrauen. Ein entsprechendes Label vom Dehoga wäre ein denkbarer und durchaus sinnvoller Ansatz.