Für viele Hotels wird „Green Thinking“ immer wichtiger. Steht die Branche vor dem Umbruch in eine neue Nachhaltigkeit?
Es gibt bereits viele Hotels weltweit für die nachhaltiges Handeln selbstverständlich ist. Es ist ein Thema, das immer mehr an Relevanz gewinnt. Um die Klimaziele 2050 erreichen zu können, sind wir alle gefordert. Dem Tourismus kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu. Immer mehr Hotels haben das erkannt und handeln danach.
Welchen Stellenwert hat nach Ihrer Einschätzung der Bio-Gedanke aber auch neue Öko-High-Tech-Dienstleistungen, wie der Tesla der die Hotelgäste vom Flughafen abholt oder eine Elektrotankstelle direkt am Hotel, Roomservice und Reinigung mit Elektrofahrzeugen etc, für die Branche?
Bio bedeutet nicht immer nachhaltig und ist nicht immer sinnvoll. Wenn ich Bio- Lebensmittel aus anderen Ländern beziehe, oder von weiter entfernten Standorten beziehen muss, ist es aufgrund des Co2 Verbrauchs nicht nachhaltig. Man muss abwägen was sinnvoll ist, für mich steht der regionale Bezug im Vordergrund. Wenn man die Zulieferer ändern muss, weil diese sich keine Bio Zertifizierung leisten können, aber organisch produzieren, steht das für mich im klaren Widerspruch zu dem sozio- ökonomischen Pfeiler der Nachhaltigkeit. Was die E Mobilität angeht, ist sie bei vielen Green Pearls® Hotels schon angekommen. Die Gäste werden mit E-Fahrzeugen abgeholt, und stellen dieses auch als Leihwagen zur Verfügung oder bieten die Betankung an E Tankstellen an.
Wie attraktiv sind solche nachhaltigen Geschäftsmodelle für die Hotels? Oder ist der grüne Gedanke eher eine PR-Maßnahme zur Imagepflege?
Nachhaltigkeit ist eine Entwicklung und natürlich erst einmal ein Invest, das sich mittelfristig amortisiert. Ich habe noch keinen Hotelier getroffen, der das Thema erst nimmt und das als Imagepflege sieht. Hoteliers, die ihren Betrieib nachhaltig aufstellen, sind oftmals intrinsisch motiviert an Veränderung mitzuwirken. Aber natürlich gibt es auch Greenwash und den berühmten Bienenstock auf dem Dach. Es gibt immer mehr Menschen, die ihr „grünes Gewissen“ nicht zu Hause lassen, wenn sie ihn den Urlaub fliegen. Am Ende, wenn man drei vergleichbare Hotels hat, ist es der größte USP.
Welche Rolle spielen nachhaltige/ökologische Services als Gästebindungstools? Sollte die DEHOGA-Klassifizierung nicht auch besonders „grüne“ Hotels/Bio-Hotels ausweisen? Beispielsweise mit einem grünen Zusatzstern?
Sie spielen eine große Rolle, auch um die Gäste für dieses Thema zu sensibilisieren und zu zeigen es geht nicht um Verzicht, sondern um eine nachhaltige Erfahrung, um Dinge, die man in seinem Leben einbinden kann. Leider kommunizieren viele Hotels das Thema nicht nach außen, sodass der Gast erstmal gar nicht mitbekommt, dass er in einem umweltfreundlichen Hotel ist. Die Frage bezüglich der Dehoga-Klassifizierung ist zunächst, wie transparent und wie authentisch kann man das kommunizieren. Es müsste dann ja erstmal vor Ort geprüft werden, wie nachhaltig das Hotel ist um den Stern auch vergeben zu können.