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Mehr Effizienz dank kostenloser GPS-Daten

Wie der Freistaat Thüringen die Digitalisierung der Landwirtschaft vorantreibt

Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff - Thüringer Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft Quelle: TMIL Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft Landesregierung Thüringen 23.12.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Wir wollen die Digitale Moderne in allen Handlungsfeldern voranbringen", betont der Thüringer Landwirtschaftsminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff. Dafür hat der Freistaat Programme aufgelegt, vor allem aber gibt es kostenlose Daten und Informationen für die Branche.







Experten sehen die Landwirtschaft in einer digitalen Transformation hin zum Smart Farming. Wie unterstützen Sie die Betriebe in Ihrem Land auf diesem Weg?
Wir wollen die Digitale Moderne in allen Handlungsfeldern voranbringen. Deshalb beobachten wir auch die Entwicklung von Smart Farming. Bereits seit 2015 können Landwirt*innen Beihilfen oder Umweltmaßnahmen einfach online durch Einzeichnen der Flächen auf aktuellen Luftbildern beantragen. Die Methode hat Erfolg. In diesem Jahr wurden 99 Prozent der Anträge online eingereicht.

Thüringen gehört zu den wenigen Bundesländern, die seit 2017 den Satellitenpositionierungsdienst – SAPOS – kostenlos bereitstellen. Der präzise GPS-Dienst ermöglicht den Einsatz digitalisierter Maschinen sowie ein nachhaltiges Flächenmanagement und wird rege von Landwirt*innen genutzt. Durch die GPS-Daten wird die Bewirtschaftung effizienter und die Bauern müssen weniger Diesel, Dünger oder Pflanzenschutz einsetzen.

Die Landesbehörden stellen außerdem für jeden kostenlos Daten z.B. zu Bodenbedingungen, Wetter und Nitratbelastung bereit. So können Landwirt*innen jederzeit prüfen, ob ihre Ackerflächen in einem sensiblen Gebiet liegen, in dem eine angepasste Bewirtschaftung nötig wird.

Selbstfahrende landwirtschaftliche Maschinen, Drohnen über den Feldern, Roboter im Stall – wie kann sichergestellt werden, dass kleinere Betriebe in solche Zukunftstechnologien angemessen investieren können?
Die Erfahrung zeigt, dass die digitalen Technologien mit der Zeit immer günstiger werden. Drohnen sind hier ein gutes Beispiel. Vor 10 Jahren waren das unheimlich teure Spezialkonstruktionen. Mittlerweile bekommen sie günstig eine Einsteiger-Drohne mit HD-Kamera im Baumarkt.

Ich freue mich, dass die Branche auch in Thüringen ein hohes digitales Innovationspotenzial aufweist. 2018 haben wir erstmals den landwirtschaftlichen Innovationspreis „AgraNova“ ausgelobt. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis erhielt die Firma LACOS aus Zeulenroda-Triebes für eine entwickelte Software, mit der sich zielgenau Pflanzenschutz- und  Düngemittel ausbringen lassen.

Über unsere Investitionsförderung besteht die Möglichkeit, kleinere und mittlere Agrarbetriebe bei der Anschaffung von Maschinen mit digitaler Ausstattung wie spezieller Software oder Sensor-Technologie zu unterstützen. Ansonsten sieht die Landesregierung ihre Aufgabe vor allem im Angebot von Datenspeichern und kostenloser Informationsvermittlung. Deshalb wird zurzeit ein Agrarportal konzipiert, das die Landwirt*innen für ihre verpflichtenden Dokumentationen zu Pflanzenschutz und Düngung, aber auch als fachspezifische Info- und Kommunikationsplattform, nutzen können.

Welchen Beitrag kann die Digitalisierung auf dem Weg zu nachhaltigerer Landwirtschaft leisten?
Die Digitalisierung ist für die Landwirtschaft ein Hilfs- kein Allheilmittel. Bestimmte Methoden wie die sensorgestützte Teilflächenbewirtschaftung unterstützen den Ressourcen- und Umweltschutz, da Betriebsmittel wie Dünger oder Pflanzenschutzmittel eingespart werden können. Das ist z.B. in den sensiblen Wasserschutzgebieten unerlässlich.

Wir erhoffen uns auch eine Optimierung bei der Förderung von Natur- und Umweltschutzmaßnahmen, für die wir zurzeit Smartphone-Apps entwickeln.

Wie lässt sich sicherstellen, dass genügend Fachkräfte für Smart Farming zur Verfügung stehen?
Wir haben in Deutschland den Vorteil des dualen Ausbildungssystems, mit einem schulischen und einem betrieblichen Ausbildungsteil. Besonders im betrieblichen Teil müssen die Ausbilder*innen dafür sensibilisiert werden, den jungen Menschen den Kontakt zu praktischem Smart-Farming zu ermöglichen und sie die Chancen und Grenzen austesten lassen. Die Auszubildenden müssen mit einer „digitalen Kompetenz“ ausgestattet werden.  In unseren Thüringer Betrieben steckt viel Potenzial für junge Landwirt*innen, das es zu nutzen gilt.

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