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Interview01.09.2023

Medienbildung bei Kindern und Jugendlichen ist notwendig

Wie wichtig es ist, Mechanismen und ökonomische Ziele von Anwendungen zu verstehen

Univ.-Prof. Mag. Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard), Universität Innsbruck Quelle: Birgit Pichler Prof. Matthias C. Kettemann Professor für Innovation, Theorie und Philosophie des Rechts Universität Innsbruck
INITIATORIN DIESER FACHDEBATTE
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info
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Ein Blick nach Österreich lohnt sich: Dort ist beispielsweise das Schulfach Digitale Grundbildung bereits in vielen Lehrplänen verankert. "Sie müssen von professionellen Fachkräften zielgruppenorientiert gelehrt werden. Ziel muss sein, dass junge Menschen befähigt werden, kritischer und bewusster soziale Medien zu nutzen.", erklärt Univ.-Prof. Mag. Dr. Matthias C. Kettemann von der Uni Innsbruck.





Welche konkreten Auswirkungen hat unser Medienkonsum von Social-Media-Angeboten auf unser Verhalten, Familienleben und soziale Kompetenz von Heranwachsenden?
In Zeiten, in denen 98% der 6- bis 18-Jährigen ein Smartphone oder Tablet nutzen, sind die potenziellen Auswirkungen von Social Media auf das Verhalten von Heranwachsenden von erheblicher Bedeutung. Die ständige Konnektivität kann den Aufbau von Identität und Selbstwertgefühl beeinflussen. Jugendliche sind anfällig für sozialen Vergleich, und Plattformen bieten endlose Möglichkeiten dafür. Selbstwertgefühl und Selbstbild können durch die Quantifizierung sozialer Anerkennung, wie z.B. Likes und Kommentare, beeinflusst werden. Das Familienleben kann beeinträchtigt werden, da Bildschirmzeit oft die Face-to-Face-Interaktion verdrängt. Während Social Media positive soziale Verbindungen fördern kann und die Möglichkeit eröffnen, Gleichgesinnte zu finden, besteht auch die Gefahr, dass heranwachsende Personen ausgenutzt werden oder latent vorhandene negative Entwicklungstendenzen verstärkt werden.

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Wie kann man Kinder und Jugendliche für manipulative Funktionen bei Social-Media-Plattformen sensibilisieren?
Die Erkenntnis, dass Entwickler:innen verhaltenspsychologische Methoden wie Nudging und Dark Patterns verwenden, unterstreicht die Notwendigkeit einer robusten Medienbildung. Es ist essentiell, dass Jugendliche die Mechanismen und ökonomischen Ziele (Unternehmensgewinn, nicht Weltverbesserung!) hinter den Anwendungen verstehen. Bildungseinrichtungen müssen mit Psycholog:innen und Medienexpert:innen zusammenarbeiten, um Curricula zu entwickeln, die sowohl die technischen Aspekte von Social Media als auch die psychologischen Auswirkungen abdecken. Schulfächer wie Digitale Grundbildung sind wichtige Schritte in eine richtige Richtung. Schon jetzt sind diese in vielen Lehrplänen verankert. Sie müssen von professionellen Fachkräften zielgruppenorientiert gelehrt werden. Ziel muss sein, dass junge Menschen befähigt werden, kritischer und bewusster soziale Medien zu nutzen.

Strategien wie Dark Patterns und Digital Nudging wurden als manipulativ entlarvt. Sollte es gesetzlich geregelte Grenzen für verhaltensbeeinflussende Mediendesigns geben?
Die feine Linie zwischen Motivation und Manipulation wird immer verschwommener, da Plattformen verhaltenspsychologische Techniken nutzen. Das hat auch die EU erkannt und Maßnahmen zur Stärkung der Autonomie gerade junger Nutzer:innen gesetzt. Gerade am 25. August sind zentrale Vorschriften des Digital Services Act, des Rechtsaktes über digitale Dienste, in Kraft getreten - zumindest für die ganz großen Plattformen wie YouTube, TikTok, Instagram. Der DSA sieht wirksame Schutzvorkehrungen für die Nutzer:innen mit der Möglichkeit vor, Entscheidungen der Plattformen zur Moderation von Inhalten anzufechten und Empfehlungssysteme "abzuschalten". Das führt zu weniger Verhaltenslenkung. Außerdem findet sich im DSA ein Verbot bestimmter Arten gezielter Werbung auf Online-Plattformen, wenn sie auf Kinder abzielen oder besondere personenbezogene Daten wie ethnische Zugehörigkeit, politische Ansichten, sexuelle Ausrichtung nutzen.

Wie kann die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen insgesamt gestärkt werden?
Die Uni Innsbruck hat 2022 mit der Uni Graz und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ein Projekt* mit Jugendlichen durchgeführt, in dem diese selbst Strategien zu einer bewussteren Mediennutzung entwickelt haben. So hilft es etwa, Zeitbegrenzungen für die Nutzung von Apps und sozialen Medien zu setzen und Push-Benachrichtigungen auszuschalten. Auch Personen, die einem schaden, sollte junge Leute dringend entfolgen. 

 

https://www.uibk.ac.at/zukunftsrecht/forschung/projekte/oeaw-digitale-identitaet.html

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

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Sarah Herrmann
Referentin
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Sarah Herrmann - Referat "Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendmedienschutzes, Prävention, Kommunikation" in der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ).
Social Media | Medienkompetenz

User müssen manipulative Mechanismen ■ ■ ■

Welche Orientierungshilfen es im Bereich ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Sarah Herrmann
Referentin
Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ)

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Thorsten Schmiege
Präsident
Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM)

Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM)
Social Media | Medienkompetenz

Gemeinsam stark machen für den Schutz ■ ■ ■

Wie kritisches Verständnis Jugendlicher im ■ ■ ■

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Dr. Thorsten Schmiege
Präsident
Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM)

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Sophie Reimers
Projektleiterin Eltern-Medien-Beratung
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Dr. Sophie Reimers, Projektleiterin der Eltern-Medien-Beratung beim Jugendschutz Brandenburg
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Warum Beziehungen auch in sozialen Medien stattfinden

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Sophie Reimers
Projektleiterin Eltern-Medien-Beratung
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