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Statement16.10.2023

Gemeinsam stark machen für den Schutz der jugendlichen User

Wie kritisches Verständnis Jugendlicher im Umgang mit sozialen Medien gestärkt werden kann

Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) Quelle: BLM Dr. Thorsten Schmiege Präsident Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM)
INITIATORIN DIESER FACHDEBATTE
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Eine vom BLM beauftragte Studie hat gezeigt, dass Apps von Kindern und Jugendlichen nicht einfach neutral genutzt werden bzw. teilweise gar nicht neutral genutzt werden können. Die sogenannten Gestaltungsmuster Dark Patterns und Digital Nudges sind mitverantwortlich dafür. Dazu ein Statement von Dr. Thorsten Schmiege, dem Präsidenten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien.





Ein zentrales medienpädagogisches Anliegen der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) ist es, junge Menschen fit zu machen für ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Medienhandeln. Wir wollen das kritische Verständnis Jugendlicher im Umgang mit sozialen Medien stärken. Daher ist es wichtig zu erfahren, warum die Nutzungszeiten digitaler Medien, insbesondere von Social-Media-Angeboten wie TikTok und Instagram, bei der jungen Zielgruppe in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Corona spielt da unbestritten eine Rolle. Doch wir haben uns gefragt, ob eine Ursache für die gestiegene Social-Media-Nutzung auch manipulative Mechanismen wie die sogenannten Dark Patterns oder Digital-Nudging-Strategien sein könnten. Dazu gibt es jedoch noch wenig Forschung, es gibt vor allem Studien zu „Dark Patterns“ und exzessivem Gaming.

Daher hat die BLM ein Forschungsteam um Prof. Dr. Rudolf Kammerl mit einer Expertise beauftragt. Das Thema: „Dark Patterns und Digital Nudging in Social Media – Wie erschweren Plattformen ein selbstbestimmtes Medienhandeln?“. Sie zeigt vor allem, dass wir dringend darüber diskutieren müssen, wie wir den manipulativen Strategien der Plattformen begegnen können.

Das betrifft die Vermittlung von Medienkompetenz, die pädagogische Praxis und den Jugendmedienschutz. Denn die problematische exzessive Nutzung von Social Media gilt als Risikofaktor für die psychische Gesundheit junger Menschen. Verschiedene andere Studien konnten bereits zeigen, dass eine verstärkte Nutzung sozialer Medien tendenziell ein Risikofaktor für die psychische Gesundheit ist, einschließlich Depressionen, Angstzuständen und Sucht. Es gibt Zusammenhänge zu einer unangemessenen Ernährung und zu körperlichen Problemen, bis hin zu Verhaltensproblemen, Schlafstörungen und einem negativen Körperbild. Dem dürfen wir die jungen Menschen nicht ungeschützt aussetzen. Auch die Anbieter müssen wir daher stärker in die Verantwortung nehmen.

Unsere Studie hat gezeigt, dass die Apps, die sich auf den meisten Smartphones von Jugendlichen befinden (WhatsApp, Instagram, YouTube, TikTok und Snapchat), von diesen nicht einfach neutral genutzt werden, teilweise gar nicht neutral genutzt werden können. Denn sie animieren sehr „erfolgreich“ dazu, Zeit in der App zu verbringen. Dafür sorgen Dark Patterns und Digital Nudges.

Dark Patterns sind Gestaltungsmuster, welche gezielt die Schwächen der Menschen beim Reflexionsvermögen und in der Informationsverarbeitung (aus)nutzen, damit sie sich im Sinne der Plattform verhalten. Also damit sie möglichst viel Zeit dort verbringen. Beim Nudging geht es darum, Entscheidungen von Menschen gezielt zu beeinflussen. Beide Begriffe stammen aus der Verhaltensökonomie.

Beim Digital Nudging geht es darum, Menschen in konkreten Entscheidungssituationen gezielt zu beeinflussen. Dazu werden Erkenntnisse über Verhaltenstendenzen, Entscheidungsregeln oder kognitive Verzerrungen genutzt.

Bei den untersuchten Social-Media Apps sind das Design und die Funktionsweisen so angelegt, dass es dazu verleitet, sich möglichst lange mit den Apps zu beschäftigen. Das beginnt mit der Wahl des Smartphones und Betriebssystems, bei dem oft bestimmte Apps schon vorinstalliert sind. Fake-Push-Benachrichtigen bringen die Nutzenden dazu, die App häufiger zu öffnen, Inhalte werden personalisiert und viele weitere Strategien sorgen dafür, dass Menschen mehr Daten über sich preisgeben und mehr Inhalte und andere Inhalte konsumieren und nicht selten auch mehr Geld ausgeben, als sie ursprünglich wollten. Solche verdeckten und manipulativen Methoden sind ethisch fragwürdig, insbesondere, wenn sie Kinder und Jugendliche adressieren.

Die Erkenntnisse sind in vielerlei Hinsicht interessant. Wenn wir das Nutzungsverhalten von Jugendlichen ändern und ihre Autonomie gegenüber den großen Plattformanbietern stärken wollen, dann müssen wir bei ihnen einen Reflexionsprozess anstoßen. Letztlich funktioniert das über Selbstregulation. Meine Hoffnung ist, dass die Nutzerinnen und Nutzer sich gegenüber den App-Anbietern emanzipieren und ihnen ihre Aufmerksamkeit, bzw. Medienzeiten nur in so einem Maße zur Verfügung stellen, wie sie das selbst wollen.

Nötig ist aber mehr als eine starke Medienkompetenz der Jugendlichen. Da helfen Projekte wie unser „Medienführerschein Bayern“ für Schulen. Äußerst wichtig ist außerdem die Elternarbeit. Bildungseinrichtungen wie Kindergärten, Familienzentren und Schulen unterstützen wir bei der Planung und Durchführung von medienpädagogischen Informationsveranstaltungen für Eltern und stellen dafür kostenfrei Fachleute zur Verfügung. Gefragt ist auch die Forschung, damit wir eine gute Datenbasis für die gesellschaftliche Diskussion haben, um die App-Anbieter zum Umdenken bewegen zu können. Wir müssen gegen unlautere Praktiken vorgehen, auch vonseiten des Daten- und Verbraucherschutzes.

Das Ziel muss sein, den Schutz der Nutzerinnen und Nutzer, speziell der Jugendlichen, im Blick zu haben und sich gemeinsam dafür stark zu machen.

Die Expertise „Dark Patterns und Digital Nudging in Social Media – wie erschweren Plattformen ein selbstbestimmtes Medienhandeln?“ ist in der BLM-Schriftenreihe als Band 110 erschienen  und steht kostenfrei hier zum Download zur Verfügung. 

 

 

 

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