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Mecklenburg-Vorpommern will Landwirtschaft im Wandel unterstützen

Minister über neue Technologien und ihre wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen

Minister Dr. Till Backhaus, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt  und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern Quelle: Berger Dr. Till Backhaus Minister Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern 24.05.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Neue Technik in der Landwirtschaft "bringt viele Vorteile im Bereich der Ressourceneffizienz und des Umweltschutzes mit sich", stellt Landwirtschaft-Minister Dr. Till Backhaus aus Mecklenburg-Vorpommern fest. Noch einen weiteren Aspekt hebt er hervor: "Moderne Technik entlastet die Landwirte."







In die Landwirtschaft zieht immer mehr digitale Technik ein. Welche Potenziale sehen Sie für die Agrarwirtschaft mit den neuen Technologien?
Wenn man die moderne Landwirtschaft heute genauer kennt, dann wird deutlich, welche technologischen Fortschritte erreicht worden sind – sowohl in der Tier-, als auch in der Pflanzenproduktion. Grundsätzlich ist die technische Weiterentwicklung in Agrarwirtschaft positiv zu bewerten, denn sie bringt viele Vorteile im Bereich der Ressourceneffizienz und des Umweltschutzes mit sich. Zum Beispiel kann durch den Einsatz von Sensortechnik der Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen gezielter ausgebracht werden, nämlich dort, wo die Pflanzen tatsächlich Bedarf haben. Mit anderen Worten: Die Düngungseffizienz kann durch neue Technologien erheblich erhöht werden. Auch kann durch den Einsatz neuer Technologien, wie dem Melkroboter, eine Verbesserung des Tierwohls erreicht werden. Melkroboter geben eine konsequente Melkroutine vor und ermöglichen eine milchflussgesteuerte Abnahme. Dadurch kann beispielsweise das Risiko für Blindmelken nahezu ausgeschlossen werden. Auch können bei kürzeren Zwischenmelkzeiten Krankheitserreger effektiver ausgeschwemmt werden. Kurzum: Roboter können über lange Zeit ermüdungsfrei präziser arbeiten. Natürlich birgt jede neue Technologie neben den beschriebenen positiven Effekten auch Herausforderungen – sowohl für die Branche, als auch für die Gesellschaft.

Neue Technologien bringen neue Herausforderungen. Wie muss sich die Ausbildung der Landwirte im Zeichen der neuen Technologien ändern? Und wie kann die Politik dabei helfen?
Die Berufsausbildung unterliegt seit jeher einschneidenden Wandlungsprozessen, da sich die Anforderungen in den Berufen selbst stetig verändern. Die Landwirtschaft bildet da keine Ausnahme. Die Nutzung neuer Technologien erfordert einen immer höheren Ausbildungs- und Qualifizierungsstand der Mitarbeiter in landwirtschaftlichen Unternehmen. Die zum Teil durch Technik eingesparte Arbeitszeit muss durch Überwachung und Datenauswertung oder aber die Tierbeobachtung an anderer Stelle wieder eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die Technologien in erster Linie durch ihre Vorteile überzeugen und im Wettbewerb den Weg in die Praxis finden. Politik sollte hier unterstützend eingreifen. So kann beispielsweise der Einbau neuer Technologien oder die Qualifizierung zur Anwendung neuer Technologien im Rahmen bestehender Förderprogramme, wie der Agrarinvestionsförderung (AFP), bezuschusst werden.

Neue Technologien erfordern Investitionen. Bedroht die Digitalisierung die kleinen Landwirtschafts-Betriebe?
Zunächst einmal nehme ich zur Kenntnis, dass die ständig fortschreitende Technisierung den Strukturwandel im ländlichen Raum weiter befördert. Es ist auch klar, dass sich innovative Technologien am Ende des Tages vor allem finanziell lohnen müssen, weswegen in erster Linie große, gut aufgestellte Betriebe in deren Anschaffung und Einsatz investieren. Ich nehme aber auch wahr, dass die Digitalisierung allein nicht für den Strukturwandel verantwortlich gemacht werden kann. Auch die zunehmende Spezialisierung, leistungsfähigere Maschinen oder aber regionale Cluster sorgen für einen Anstieg der Produktivität und sind relevante Wirkgrößen innerhalb dieser Entwicklung. Wie in vielen anderen Bereichen halte ich eine vorschnellen Bewertung oder gar Verurteilung daher nicht für geboten. Wir müssen die Entwicklung weiter ins Visier nehmen und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und praktischer Erfahrungen fundierte Entscheidungen treffen. Auch stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage nach der Zumutbarkeit. Wenn wir uns daran erinnern, unter welchen Bedingungen in der Landwirtschaft noch vor 20 oder 30 Jahren gearbeitet wurde, wird schnell klar, dass wohl niemand – zumindest niemand aus der Branche – die Zeit zurückdrehen möchte. Auch wenn die romantische Vorstellung der bäuerlichen Landwirtschaft erst einmal verlockend anmutet. Kurz gesagt: Ob beim Säen, beim Ernten und im Stall: Moderne Technik entlastet die Landwirte.

Für neue Technologien – etwa die Überwachung von landwirtschaftlichen Flächen mit Drohnen - braucht es ggf. neue rechtliche Rahmen. Wo sehen Sie in nächster Zeit diesbezüglich Handlungsbedarf?
Die Fernerkundung, die Nutzung von Luftbildern oder aber die Digitalisierung von Flächen sind für die Verwaltung längst kein Neuland mehr. Im Gegenteil: Neue Technologien werden hier unter anderem im Rahmen des georeferenzierten Agrarantrags angewandt. Konkret bedeutet dies, dass die im Antrag angegebene Größe der zu bewirtschaftenden Landwirtschaftsfläche nicht mehr nur lagegetreu unter Zulassung einer 10 %-Abweichung erfolgen muss, sondern lagegenau in Form einer auf Geokoordinaten basierenden Antragszeichnung. Die Geokoordinaten werden jedem Landwirt in der Antrags-DVD übermittelt. Auf diese Weise können wir ein ein-heitliches und gleichberechtigtes Antrags- und Kontrollverfahren sicherstellen.

Auch im Bereich Wasser und Boden, speziell im Rahmen des vorsorgenden Bodenschutzes, setzen wir zur Datenerfassung und -auswertung auf moderne Methoden und Hilfsmittel. Dazu gehören unter anderem Geo-Informationssysteme (GIS), Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) oder Luftbilder aus Drohnenflügen. Auf diese Weise können wir die Einhaltung bestehender Vorschriften besser überwachen oder potenzielle Gefahrensituation schneller erkennen. Der erforderliche rechtliche Rahmen wird kontinuierlich angepasst, weswegen ich hier keinen besonderen Handlungsbedarf sehe.

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