Nach der aktuellen DCI-Paid-Content-Studie nimmt die Zahlungs-Bereitschaft für Inhalte ab. Was bedeutet das für die Geschäftsmodelle von Anbietern?
Die Studie ist sehr interessant. Wir können diese Entwicklungen jedoch nicht bestätigen, was möglicherweise an unserem Geschäftsmodell liegt. Die Zahlen bei Streaming-Diensten steigen signifikant. Das betrifft nicht nur Readly. Nehmen wir als Beispiel Spotify: deren Wachstum ist einfach unglaublich! Die Frage ist meines Erachtens also vielmehr, was man den Nutzern anbietet. Readly ist simpel: ein Abo, ein Passwort, verlagsübergreifend für mehrere Titel. Eine Art Spotify oder Netflix für Journalismus. Dadurch gewinnen Verlage zahlreiche neue Leser, die sich beispielsweise die hochpreisigen Magazine am Kiosk nicht leisten könnten, diese auf unserer Plattform aber mit großem Interesse lesen.
Insbesondere ältere Nutzer scheinen das Interesse an zahlungspflichtigen Inhalten zu verlieren. Woran kann das liegen?
Auch das können wir nicht bestätigen, und zwar in keinem unserer Kernländer Deutschland, Schweden oder UK. Das Gros unserer Leser ist zwischen 36 und 55 Jahre alt (61 Prozent). Nicht nur für diese Zielgruppe haben wir mit tausenden Zeitschriften und Magazinen ein attraktives Angebot. Und eben darum geht es – bei jeder Zielgruppe.
Während die Zahlungsbereitschaft für News steigt, sinkt das Interesse im Segment Games. Welche Änderungen im Nutzungsverhalten beobachten Sie auf Ihrem Portal?
Unsere Rubrik „Computer-Spiele“ ist sehr beliebt bei den Lesern, da sich unter den Magazinen Top-Titel wie COMPUTER BILD SPIELE oder GameStar befinden. Allerdings muss man im Segment Games unterscheiden. Während die Print-Zeitschriften einen signifikanten Auflagen-Verlust hinter sich haben, boomt das Segment in anderen Bereichen. Man denke nur mal an den riesigen Trend eSports.
Zu Ihrer Frage hinsichtlich des Nutzungsverhaltens: Was wir generell beobachten, ist, dass die Nutzungsdauer jedes Jahr zunimmt. Der Leser verbringt heute pro Monat durchschnittlich 8 Stunden seiner Zeit in der Readly App und stöbert in Magazinen. Das ist beachtlich und war längst nicht so, als wir vor fünf Jahren mit unserer Magazin-App begannen.
Die vier beliebtesten Paid-Content-Plattformen sind die amerikanischen Internetriesen Amazon, Netflix, Google und Apple. Warum haben es deutsche oder europäische Anbieter so schwer, in die Phalanx einzubrechen? Ggf: sollte die Politik hier bessere Rahmenbedingungen schaffen?
Es ist schwer, aber wie wir am Beispiel von Spotify sehen, nicht unmöglich. Spotify rangiert im boomenden Bereich (Musik)Streaming vor den Riesen Amazon oder Apple. Diese Entwicklung hat mit unzähligen Faktoren zu tun, über die sich viele Brancheninsider seit Jahren Gedanken machen. Zum einen ist das gesamte Ökosystem rund um eine Unternehmensgründung, und hier ganz speziell die Venture Capital-Branche, in den USA wesentlich weiterentwickelt als bei uns, auch wenn Europa hier schrittweise aufholt. Zum anderen bietet schon der Heimatmarkt jedem US-amerikanischen Unternehmen direkt eine gigantische Nutzerbasis, die ohne größere Wachstumsschmerzen durch Internationalisierung erreicht werden kann. Diese beiden Faktoren kombiniert mit vielen anderen Themen führten letztlich zur heutigen Dominanz der amerikanischen Internetriesen. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir in den kommenden Jahren weitere globale Erfolgsgeschichten a la Spotify sehen werden, denn Europa hat bei vielen, für den globalen Erfolg wichtigen Themen aufgeholt.