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Gratis-Inhalte als Geburtsfehler des Internets

Wofür Nutzer warum bezahlen - und wie

Dr. Laura Sophie Dornheim, Head of Communications eyeo GmbH Quelle: eyeo/ Philipp Roemer Dr. Laura Sophie Dornheim Head of Communications eyeo GmbH 21.03.2018
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Wir sind der festen Überzeugung, dass Nutzerinnen hochwertige Inhalte schätzen und immer mehr dazu bereit sind, diese auch direkt zu bezahlen", sagt Dr. Laura Sophie Dornheim, Head of Communications der eyeo GmbH, die auch den Social-Payment-Service Flattr betreibt. Ein wichtiges Hindernis ist aus ihrer Sicht der “Pain of Payment”.







Nach der aktuellen DCI-Paid-Content-Studie nimmt die Zahlungs-Bereitschaft für Inhalte ab. Was bedeutet das für die Geschäftsmodelle von Anbietern?
Man muss hier genauer hingucken. Warum nimmt die Zahlungsbereitschaft ab? Wir sind der festen Überzeugung, dass Nutzerinnen hochwertige Inhalte schätzen und immer mehr dazu bereit sind, diese auch direkt zu bezahlen. Allerdings haben 2018 gerade diese Vorreiter keine Geduld mehr für umständliche Bezahlprozesse.

Ein Blick auf die digitalen Inhalte, mit der höchsten Zahlungsbereitschaft bestätigt diese Annahme: Für Musik und Filme existieren seit geraumer Zeit Angebote, die den “Pain of Payment” vollständig  eliminiert haben, in dem sie Nutzern einfache Abo-Modelle zur Verfügung stellen. Bekannte Beispiele sind  die beliebtesten Plattformen: Amazon, Netflix, Google Play, Apple Music und Spotify. All diese Anbieter geben nach einmaliger, kinderleichter Registrierung Zugriff auf eine Vielfalt von Inhalten.

Flattr weitet dieses Modell aus und bietet Verlagen und Kreativen die Möglichkeit von ihren Nutzern direkt finanziell belohnt zu werden. Nutzerinnen registrieren sich einmalig, wählen ihr monatliches Budget und können dann mit ihrem Account während sie Inhalte konsumieren tausende Webseiten und Inhaltsschaffende auf digitalen Kanälen, wie z.B. YouTube oder SoundCloud, unterstützen. Es ist quasi ein “Abo für das Internet”, das genau den Nerv, der heutigen Konsumenten von digitalen Inhalten trifft.

Insbesondere ältere Nutzer scheinen das Interesse an zahlungspflichtigen Inhalten zu verlieren. Woran kann das liegen?
Es ist ein Geburtsfehler des Internets, gerade aufwändig recherchierte journalistische Inhalte vermeintlich gratis ins Netz zu stellen. Vermeintlich, denn ein Großteil der Artikel sind kostenfrei verfügbar, werden aber tatsächlich über Werbung finanziert. So konnte sich bei der älteren Generation  die Annahme einschleichen, dass Digitales nichts wert ist.

Das steht allerdings in hartem Kontrast zur Grundeinstellung der jüngeren Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist und keinen Unterschied bezüglich des Mediums macht.

Während die Zahlungsbereitschaft für News steigt, sinkt das Interesse im Segment Games. Wie erklären Sie sich das?
Wie schon in der Studie angemerkt, handelt es sich bei der Entwicklung der Zahlungen im Bereich Games wohl um einen Ausreißer, bedingt vor allem durch das überdurchschnittlich populäre Spiel PokemonGo.

Was wirklich interessant ist, ist dass gerade jüngere Nutzerinnen immer mehr Wertschätzung für guten, aufwändig recherchierten und aufbereiteten Journalismus zeigen und dementsprechend bereit sind für diese Inhalte bezahlen. Wir sehen hier im wesentlichen zwei Gründe. Die politischen Entwicklungen in Deutschland, auf europäischer und internationaler Ebene betrifft junge Menschen besonders, sie wollen informiert sein und das ist ihnen bares Geld wert. Gleichzeitig haben sich gerade im journalistischen Bereich innovative Angebote entwickelt, die die Möglichkeiten des Internets vollumfänglich ausschöpfen und Inhalte für eben jene Zielgruppe der Digital Natives aufbereiten. Nennenswerte Beispiele sind die datenjournalistischen Projekte der Süddeutschen Zeitung oder des Tagesspiegels sowie die Formate von Vice.

Die vier beliebtesten Paid-Content-Plattformen sind die amerikanischen Internetriesen Amazon, Netflix, Google und Apple. Warum können deutsche oder europäische Anbieter nicht in die Phalanx einbrechen?
Angebote aus Deutschland versuchen leider immer noch veraltete, analoge Geschäftsmodelle in die Digitalwirtschaft zu übertragen. Dies wird in der Studie besonders deutlich dadurch, dass Nutzerinnen von Nachrichtenangeboten am unzufriedensten sind. Während amerikanische Unternehmen den angesprochenen “Pain of Payment” überwunden haben, wird in Deutschland immer noch auf einen Wildwuchs von einzelnen Abonnements gesetzt. Dies steht jedoch im Widerspruch dazu wie Inhalte im Internet konsumiert werden. Niemand liest heutzutage nur eine Zeitung, Menschen nutzen eher die gesamte Vielfalt des Internets um sich zu informieren, von Nachrichtentexten zu Podcasts bis hin zu Videos. Dementsprechend sind immer weniger Nutzerinnen bereit, ein überteuertes Abo für eine einzige Publikation abzuschließen.

Flattr will genau in diese Phalanx durch sein “Abo für das Internet” einbrechen.

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