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MP3-Erfinder sieht Chancen für 5G-Radio

Hat der Rundfunkempfänger zum Radiohören bald ausgedient?

Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. h.c. mult. Karlheinz Brandenburg, Leiter des Fachgebietes Elektronische Medientechnik an der TU Ilmenau, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie (IDMT) Quelle: Fraunhofer IDMT/Stefanie Theiß Prof. Karlheinz Brandenburg MP3-Erfinder Fraunhofer-Institut IDMT 26.04.2018
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Die Idee vom Hörfunk über 5G ist hat für den MP3-Miterfinder und Audioforscher Prof. Dr. Dr. Karlheinz Brandenburg durchaus gute Zukunftschancen. "Im Rahmen von 5G wird an Infrastruktur gearbeitet (z.B. im Rahmen des Projekts 5G-Xcast) mit der für die Kunden transparent Mediendaten über klassisches Streaming (Punkt zu Punkt), Multicast (als Netzwerkeigenschaft) und Broadcast übertragen werden. Über solche Strukturen ist schon gefühlt 15 Jahre nachgedacht worden, jetzt könnte es Wirklichkeit werden. Zumal wenn (wie fast alle jungen Menschen heute) sowieso meine Medien über das Internet beziehe, ist die Anschaffung eines Radios zum Radiohören eine ungewöhnliche Idee, das Smartphone ist doch vorhanden und kann alles."







Einige private Radiosender in Österreich wollen künftig 5G für den Hörfunk nutzen. Was halten Sie von der Idee aus unserem Nachbarland?
Vor 10 Jahren wäre die Antwort ganz einfach gewesen: Dumme Idee, sobald ein Programm zu sehr vielen Hörern übertragen werden soll, ist klassischer Broadcast im Vorteil und die Punkt-zu-Punkt-Übertragungen über Mobilfunk brauchen viel zu viel der knappen Übertragungskapazitäten. Auch heute sind wir von "allways-on", der Überall-Verfügbarkeit hoher Datenraten über Mobilfunk noch weit entfernt. Trotzdem stellt sich die Situation mittlerweile anders dar: Im Rahmen von 5G wird an Infrastruktur gearbeitet (z.B. im Rahmen des Projekts 5G-Xcast) mit der für die Kunden transparent Mediendaten über klassisches Streaming (Punkt zu Punkt), Multicast (als Netzwerkeigenschaft) und Broadcast übertragen werden. Über solche Strukturen ist schon gefühlt 15 Jahre nachgedacht worden, jetzt könnte es Wirklichkeit werden. Insofern lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Welche Vor- und Nachteile für Verbreitung, Kosten und Nutzung sehen Sie bei mobilfunkbasierten Radiodiensten im Vergleich zum terrestrischen DAB+?
Um diese Frage für die Netzbetreiber beantworten zu können, fehlen mir detaillierte Informationen insbesondere zur Broadcast-Komponente in 5G und ihren Kosten. Ganz allgemein ist es von Vorteil, wenn Infrastrukturen schon vorhanden sind und nicht neu aufgebaut werden müssen. Für die Kunden, egal ob zu Hause oder im Auto, ist es ebenfalls eine Frage der vorhandenen Geräte und der vorhandenen Hörgewohnheiten: Wenn ich mein (immer häufiger vorhandenes) DAB+ Endgerät verwenden kann und dessen Bedienung dem herkömmlichen Paradigma eines Radios entspricht, ist das für viele von uns einfacher und billiger, als ein Mobilfunkgerät der neuesten Generation extra für das Radiohören anzuschaffen. Wenn ich (wie fast alle jungen Menschen heute) sowieso meine Medien über das Internet beziehe, ist die Anschaffung eines Radios zum Radiohören eine ungewöhnliche Idee, das Smartphone ist doch vorhanden und kann alles.

Der öffentliche ORF und der führende Privatsender Kronehit sind gegen die Einführung von DAB+. Mit welchen Argumenten könnten die DAB+ Verweigerer von der digitalen Terrestrik überzeugt werden? Welche Auswirkungen auf die Digitalisierung des Rundfunks in Europa hätte ein österreichischer Sonderweg?
Diese Fragen sind schon oft diskutiert worden. Gegenüber dem FM-Rundfunk ist DAB+ energieeffizienter (wenn FM einmal abgeschaltet werden wird), frequenzeffizienter und ermöglicht bessere Zusatzdienste. Solange es um FM gegen DAB+ geht, hat auf lange Sicht DAB+ die besseren Karten. Wenn es nur noch wenige FM-Sendernetze in Europa gibt (das ist noch lange hin) werden auch die FM-Empfänger Zug um Zug verschwinden. Die direkte Umstellung auf die übernächste Generation (5G) könnte Sinn machen, dazu wissen wir noch nicht genug und bis dahin dauert es noch lange. Das Verweigern des Einsatzes aktueller Technologie finde ich wenig zielführend. Ich denke nicht, dass sich andere europäische Staaten durch die Haltung des ORF (mit alten Argumenten) beeindrucken lassen.

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