Die LKW-Maut steigt mit einer CO2-Differenzierung stark an, emmissionsfreie LKW sind vorerst befreit. Welche Steuerungswirkung erwarten Sie davon?
Die Erhöhung der Lkw-Maut aufgrund der Einführung einer CO2-Komponente wird nach Einschätzung des AvD weder kurz- noch mittelfristig zu einer Verlagerung der Verkehre führen. Der Anteil der Straßentransporte wird noch auf Jahrzehnte den der Schienentransporte um ein Mehrfaches übersteigen. Die Straße bleibt der entscheidende Faktor bei der Verteilung von Gütern. Das Schienennetz muss auch aus Sicht des AvD für den Gütertransport ausgebaut werden, um von der Politik gewünschte Verlagerungen überhaupt erst zu ermöglichen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die „letzte Meile“ bei den Anlieferungen zu Gewerbe- und Endkunden nicht über die Schiene anzubinden ist.
Die Anschaffung im Betrieb emissionsfreier Transportfahrzeuge wird nach wirtschaftlichen Kriterien entschieden. Nur wenn ohne Subventionen ein Einsatz auf Dauer tragbar ist, wird die Aufnahme von E-LKW in die einzelnen Flotten erfolgen.
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Im kommenden Jahr wird die Maut auf Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht ausgeweitet. Welche Auswirkungen für die Verkehrsströme und etwa das Staugeschehen erwarten Sie davon?
Ebenfalls geringe, da die Güter, die in Lieferwagen transportiert werden, der regionalen Versorgung dienen. Der AvD erwartet eine Weitergabe der verdoppelten Mautsätze an die jeweiligen Kunden und geht deshalb von einer tendenziellen Preiserhöhung für Verbraucher aus.
Allerdings sind schon jetzt immer mehr Nutzfahrzeuge zwischen 3,5 t und 7,5 t mit E-Antrieb auf der Straße. Diese Entwicklung ist sicher getrieben von restriktiven Einfahrregelungen in Ballungsgebiete. Solche Transportfahrzeuge können die vorhandene Ladeinfrastruktur für E-PKW nutzen und sind schon jetzt im Einzelfall günstiger zu betreiben als entsprechende Fahrzeuge mit Verbrennermotor.
Mit der Mauterhöhung soll der sogenannte geschlossene Finanzierungskreislauf Straße aufgebrochen werden. Wie bewerten Sie das?
Der AvD ist der Meinung, dass eine leistungsfähige Straße in den nächsten Jahren ebenso gebraucht wird wie eine ertüchtigte Schiene. Dabei werden Bund und Länder zweifellos beständig große Beträge für den Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bereitstellen müssen. Deutschland ist Transitland und gut ausgebaute Straßen sind ein Wirtschaftsfaktor. Der Zustand vieler Brücken, nicht nur auf Autobahnen, sollte Grund genug sein, der Straßeninfrastruktur genauso viel Aufmerksamkeit zu schenken wie der Schiene. Das Fahren auf Verschleiß muss für die gesamte Infrastruktur aufhören.
Ein guter Teil der Maut-Einnahmen soll in die Schiene fließen. Was halten Sie davon?
Der AvD ist der Meinung, dass die gesamte Infrastruktur ertüchtigt werden muss und dafür eine verstetigte Finanzierung notwendig ist. Das entspricht der Faktenlage und den Verkehrsprognosen. Die Straße wird dabei schon deshalb gebraucht, weil ein Strukturwandel im Güterverkehr festzustellen ist. Die Energiewende wird zu einem starken Rückgang bei Massen- und Energiegütern wie Kohle, Koks, Mineralölprodukte und Erze führen. Damit einhergehen Prognosen, die überproportional große Zuwächse bei den Gütern sehen, die überwiegend auf der Straße transportiert werden. Pakete, Sammel- und Stückgüter sind kleinräumig zu verteilen. Ein großvolumiger Transport auf der Schiene scheidet hier aus.
Das gilt auch für den klimaneutralen Umbau des Immobilienbestandes: Die Bau- und Installationsmaßnahmen zur Verbesserung der Energiebilanzen der Häuser bedingt einen Zielverkehr, der ebenfalls kaum mit der Bahn erfolgen kann.