Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Krankenhausverbund sieht Förder-Milliarden als ersten Impuls

Warum die Initiative der Bundesregierung zu begrüßen ist - und was folgen muss

Udo Beck - Geschäftsführer CLINOTEL Krankenhausverbund Quelle: CLINOTEL Udo Beck Geschäftsführer CLINOTEL Krankenhausverbund 22.10.2020
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Wir sehen durch die Digitalisierung ganz erhebliche Chancen für die Verbesserung der Patientenversorgung", betont Udo Beck, Geschäftsführer des CLINOTEL Krankenhausverbundes. Allerdings konstatiert er auch, dass auf diesem Feld erheblicher Nachholbedarf besteht.







Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz soll die Digitalisierung von Krankenhäusern mit Milliarden vorangetrieben werden. Wie stehen die deutschen Krankenhäuser in Sachen Digitalisierung derzeit da?
Wir sehen hier ganz erheblichen Handlungsbedarf, wenn Deutschland das Potential der Digitalisierung im stationären Sektor ausschöpfen möchte. Legt man den Branchenstandard EMRAM zugrunde, erreicht von rund 1.200 Akutkrankenhäusern zurzeit nur eines die höchstmögliche Punktzahl von sieben, zwei weitere sechs Punkte. Andere europäische Länder sind da deutlich weiter.

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Das Fördervolumen soll bis zu 4,3 Milliarden Euro betragen, dabei können aber auch Corona-bedingte Ausfälle geltend gemacht werden. Ist die Summe angemessen für die nötige digitale Transformation der Branche?
Wir begrüßen, dass die Bundesregierung hier die Initiative ergriffen hat und selbst 3 Milliarden Euro bereitstellen möchte. Die Gesamtsumme kann aber angesichts des aktuellen „digitalen Reifegrads“ der deutschen Krankenhäuser nur ein erster Impuls sein. Hier wird in den nächsten Jahren noch erheblich nachgelegt werden müssen, wenn die Krankenhäuser ihre im Krankenhauszukunftsgesetz formulierten Verpflichtungen im Jahr 2025 erfüllen sollen. Das Problem ist, dass die Bundesebene hier gesetzliche Vorgaben macht, die ab 2025 zu finanziellen Abschlägen für Krankenhäuser führen werden. Die Finanzierung der Krankenhausinfrastruktur, und hierzu gehören unserer Einschätzung nach auch alle Hard- und Softwarelösungen, ist aber Aufgabe der Bundesländer. Angesichts bisheriger Erfahrungen und der heute noch gar nicht abschätzbaren finanziellen Folgen der Corona-Pandemie auch für die Bundesländer, sind wir skeptisch, dass diese ihrer Verpflichtung nachkommen werden können.

Investitionen in digitale Patientenportale oder moderne Telemedizin-Anwendungen bedingen regelmäßig erhebliche Kosten beim späteren Betrieb. Wie lässt sich sicherstellen, dass die geförderten Investitionen den Patienten dauerhaft helfen?
Auch wir sehen durch die Digitalisierung ganz erhebliche Chancen für die Verbesserung der Patientenversorgung. Für uns ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen, ob die Digitalisierung für die Krankenhäuser so grundlegende Prozessoptimierungen ermöglicht, dass sich Investitionen „aus sich selbst heraus“ refinanzieren. Daher muss nach unserem Verständnis unbedingt eine gesetzliche Lösung gefunden werden, welche den Krankenhäusern die Refinanzierung verlässlich ermöglicht. Durch die methodische Systematik der Fallpauschalen-Kalkulation gelangen flächendeckende Innovationen in der Patientenversorgung jedoch erst mit einer Verzögerung von rund zwei Jahren „ins System“. Darüber hinaus wird das Geld in den Fallpauschalen nur umverteilt, nicht aufgestockt. Folgt man dem Gedanken, dass Telemedizin-Anwendungen von Krankenhäusern auch im vertragsärztlichen Sektor zum Einsatz kommen, müssen auch hier entsprechende Finanzierungsmodelle konzipiert werden.

Ausdrücklich soll auch die IT-Sicherheit gefördert werden. Wie schätzen Sie die Gefahr von IT-Angriffen auf Krankenhäuser ein?
Einschlägige Pressemitteilungen zeigen deutlich, dass schon heute ein angemessenes Sicherheitsniveau für digitale Informationen ein sehr relevantes Thema für Krankenhäuser ist. Dieses Risiko wird unserer Meinung nach mit steigendem digitalen Reifegrad der Krankenhäuser noch deutlich zunehmen. Die jeweiligen Entscheidungsträger sollten daher unbedingt darauf achten, dass die Informationssicherheit mit der Dynamik der Digitalisierung Schritt hält.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Mag. Dr. Franz Harnoncourt
Geschäftsführer
Oberösterreichische Gesundheitsholding GmbH

Mag. Dr. Franz Harnoncourt - Geschäftsführer, Oberösterreichische Gesundheitsholding GmbH
Kliniken | Digitalisierung

Besondere Chancen für Betreuung ■ ■ ■

Wie es um die Digitalisierung in den Kliniken ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Mag. Dr. Franz Harnoncourt
Geschäftsführer
Oberösterreichische Gesundheitsholding GmbH

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Markus Holzbrecher-Morys
Geschäftsführer für IT, Datenaustausch und eHealth
Deutsche Krankenhausgesellschaft

Markus Holzbrecher-Morys - Geschäftsführer für IT, Datenaustausch und eHealth, Deutsche Krankenhausgesellschaft
Kliniken | Digitalisierung

Reichen die Fördermilliarden für die ■ ■ ■

Wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft die ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Markus Holzbrecher-Morys
Geschäftsführer für IT, Datenaustausch und eHealth
Deutsche Krankenhausgesellschaft

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Markus Müschenich
Vorstand
Bundesverband Internetmedizin

Dr. med. Markus Müschenich, Vorstand Bundesverband Internetmedizin (r) und Laura Wamprecht, Geschäftsführerin von Flying Health
Kliniken | Digitalisierung

Förderung kann als Initialzündung für ■ ■ ■

Warum die Milliarden für Krankenhäuser nur ein ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Markus Müschenich
Vorstand
Bundesverband Internetmedizin

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.