Eine aktuelle Studie bescheinigt der Versicherungsbranche digital gut ausgebaute Schnittstellen zum Kunden aber häufig analoge interne Prozesse. Wo steht die Branche aus Ihrer Sicht auf dem Weg der digitalen Transformation?
Die digitale Transformation der Versicherungsbranche nimmt zusehends an Fahrt auf. Auch wenn bereits deutliche Fortschritte erzielt wurden, so besteht doch noch immer „Luft nach oben“. Den Blick nach vorne gerichtet bildet Kollaboration den Königsweg, wenn Startups mit ihren kreativen und innovativen Lösungen wertstiftende Wegbereiter und -begleiter tradierter Versicherungsunternehmen werden. Gemeinsam werden neue Wege im Bereich der digitalen Transformation beschritten – es entsteht eine neue Dynamik innerhalb der Branche. Die Kollaboration zwischen Startups, führenden Dienstleistern, Hochschulen und Versicherungsunternehmen führt zu einer nachhaltigen digitalen Transformation eines bedeutenden Sektors der deutschen Finanzindustrie. Genau dafür steht das InsurLab Germany im Kern. Diese dynamische Zusammenarbeit funktioniert, wenn Unternehmen und Startups Hand in Hand arbeiten und gemeinsam Lösungen auf den Markt bringen, die dem digitalen Wandel Rechnung tragen, den sich verändernde Kundenbedürfnisse und Krisenzeiten wie diese hervorrufen. Es wird deutlich, dass die Branche sich weiterentwickelt hat und an den relevanten Digitalisierungsthemen arbeitet.
Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für die Produkte der Branche aus datengetrieben Anwendungen wie etwa "Predictive Analytics"?
Datengetriebene Anwendungen bieten für die Versicherungsbranche enorme Chancen, wenn es darum geht, bekannte Risiken besser vorherzusehen oder neuartige Risiken, wie Cyber Risiken, überhaupt zu verstehen. Es entstehen Chancen in den Bereichen Schadenprävention („Predictive Analytics“), Produktkalkulation (Tarif- und Preisgestaltung), Versicherbarkeit von Risiken (Underwriting). Gleichzeitig kommen datengetriebene Anwendungen natürlichen auch mit gewissen Herausforderungen und Fragestellungen einher: welche Daten sind relevant und wie interpretiere ich sie richtig? Welche Daten(quellen) darf ich angesichts geltender Datenschutzbestimmungen nutzen? Mit welchen Umsetzungspartnern kann ich die richtigen datengetriebene Anwendungen für meine Geschäftszwecke kreieren?
Welche Möglichkeiten und Gefahren sehen Sie, wenn Algorithmen und KI-Anwendungen mit Kundendaten arbeiten?
KI-Anwendungen basieren auf Algorithmen. Algorithmen wiederum benötigen Daten, um für ihre Aufgabe mit Beispielwissen ausgestattet und trainiert zu werden. Für Unternehmen ergibt sich daraus die Chance, große Datenmengen, ggf. in Echtzeit, auswerten zu können und dadurch Prozesse besser zu verstehen und präziser abbilden zu können. Entscheidungen basieren somit auf Basis einer fundierten Datengrundlage und Prozesse können effizienter gestaltet werden. Diverse Unternehmen nutzen künstliche Intelligenz (KI), um das Wertversprechen, die Wertschöpfung, die Wertbereitstellung und den Ertragsmechanismus zu unterstützen. KI kann in unterschiedlichen Bereichen der Wertschöpfungskette eines Versicherungsunternehmens eingesetzt werden – von der Analyse von Kundenverhalten, über den Kundenservice (z.B. Chatbots) bis hin zur Abwicklung von Schadenprozessen, inklusive Betrugserkennung. KI bietet das Potential Geschäftsprozesse des Unternehmens zu automatisieren. Die vielseitigen Möglichkeiten, die der Einsatz Künstlicher Intelligenz eröffnet, führen zu Implikationen innerhalb Organisationen sowie deren strukturellen Aufbau und Abläufen. Die Gefahren oder Herausforderungen liegen sicher in der schnellen Entwicklung im Bereich KI. Dies erschwert es, zum jetzigen Zeitpunkt fundierte Aussagen über die mittel- und langfristigen Folgen des Einsatzes von KI-Technologien zu treffen. Damit einhergeht sicher auch die (zumindest anfänglich) hohe Fehleranfälligkeit der Algorithmen, bis sie mit ausreichend Daten gefüttert wurden, gepaart mit Intransparenz und geringer Kontrollierbarkeit. KI-Systeme sind selbstlernende Systeme, die sich „Blackbox“-artig stetig weiterentwickeln. Diese Blockbox-Thematik wird beispielsweise bereits von Bafin und Co intensiv diskutiert und beleuchtet. Schlussendlich haben Unternehmen einen Vorteil gegenüber potenziellen Wettbewerbern, wenn sie in der Lage sind KI und Algorithmen zu trainieren und zielgerichtet einzusetzen.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen müssten eventuell angepasst werden, um die digitale Transformation der Versicherungsbranche zu unterstützen?
Anpassungen der rechtlichen Rahmenbedingungen im Hinblick auf technologische Entwicklungen sollten dort geprüft werden, wo sie Chancen der Digitalisierung – gerade auch im internationalen Vergleich – deutlich ausbremsen, ohne in einem ausgewogenen Maß zu den gebotenen und notwendigen Datenschutzaspekten von Privat- wie Geschäftskunden zu stehen. Themen wie DSGVO und „Chinese Walls“ sind immer wiederkehrende Herausforderungen. Beispielsweise muss zum einen der Zugang und die Nutzung der Daten smarter Geräte geregelt werden, zum anderen aber auch - im Einklang mit Kunden und Geschäftspartnern – neue Produkt- und Service-Innovationen ermöglichen.
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