In welchem Umfang und in welcher Art digitalisieren Sie wertvolle Originale aus Ihren Bestand?
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek digitalisiert ausgewählte Sammlungen und herausragende Objekte, die von besonderem öffentlichen und forschungsbezogenen Interesse sind: In den Digitalen Sammlungen der Bibliothek werden derzeit über 23.000 Titel netzbasiert angeboten, ein Angebot, das laufend ausgebaut wird. Die Digitalisierung mit Kameratechnik erfolgt auf hohem technischen Niveau, um eine bestmögliche Reproduzierbarkeit zu gewährleisten. Die Bibliothek beteiligt sich an bundesweiten Projekten der Digitalisierung, so am »Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD 17)« und am »Verzeichnis Deutscher Drucke des 18. Jahrhunderts (VD 18)«. Die Digitalisierung ist Grundlage für Projekte der Digital Humanities, so auch im Zuge der Erforschung von Goethes Privatbibliothek. Besondere Herausforderungen sind innovative Digitalisierungsprojekte im Bereich 3D, dazu zählen die digitale Darstellung von Objekten wie Globen und Büsten ebenso wie die Präsentation von Sammlungsräumen oder Großformataufnahmen von Karten wie der Weltkarte von Diogo Ribero aus dem Jahr 1529. Mit der Multispektraldigitalisierung brand- und wassergeschädigter Handschriften und Musikalien wird die Überlieferung digital wieder lesbar gemacht.
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Wie lässt sich ein effizientes Auffinden des gespeicherten Materials sicherstellen?
Der Nachweis im Online-Katalog der Bibliothek ermöglicht die Recherche und die Verknüpfung mit Digitalisaten. Darüber hinaus wird angestrebt, die Daten in möglichst vielen Fachportalen wie der Deutschen Digitalen Bibliothek, Europeana oder Suchmaschinen wie BASE (Bielefeld Academic Search Engine) zur Verfügung zu stellen. Eine hohe Qualität der produzierten bzw. verknüpften Metadaten ermöglicht passgenaue Suchergebnisse. Die Metadatenproduktion in der Katalogisierung ist ein laufend aktualisierter Prozess, der je nach Fragestellung neue Anreicherungen initiiert, z. B. mit Normdaten sowie Informationen zu Provenienzen und Sammlungszusammenhänge. Zitierfähige wissenschaftliche Nachnutzung wird durch die granulare Vergabe von stabilen URLs ermöglicht, vorzugsweise von URNs und DOIs.
Welchen Ansprüchen müssen Datenformate für eine langfristige Abrufbarkeit von digitalen Medien genügen?
Verwendet werden offene Dateiformate wie z. B. TIFF-Baseline anstatt RAW-Formate für die Archivierung von unkomprimierten Dateien. Für die angewendeten Datenbankformate wird auf international anerkannte und abgestimmte Standards wie METS/MODS, IIIF und weitere Austauschformate gesetzt, um langfristige Anschlussfähigkeit und Abrufbarkeit zu sichern.
Analoge Physische Schrift-Dokumente sind teilweise seit Jahrtausenden erhalten. Welche Chancen haben digitale Archivdaten, auf eine derartige Nachhaltigkeit?
Angesichts einer jahrtausendealten Schriftüberlieferung haben wir lediglich einen überschaubaren Zeitraum zur Verfügung, um erfahrungsgesättigt die Frage zu beantworten. Digitale Archiv- und Bibliotheksdaten unterliegen zudem einem beschleunigten technischen Wandel, der nur schwer Prognosen zu einer – wie auch immer definierten – »Haltbarkeit« digitaler Daten erlaubt. In einer digital vernetzten und funktionierenden Gesellschaft ist gleichwohl das Umschalten auf Pragmatismus gefragt: Die Orientierung an Projekten zur Herstellung und Wahrung von Standards der Langzeitarchivierung ist notwendig, um problembewusst die Integrität und Verfügbarkeit der digital verfassten kulturellen Überlieferung zu gewährleisten. So wie heute die Vergänglichkeit der schriftlichen Überlieferung sichtbar ist und professionell bearbeitet wird, so werden seit einer vergleichsweise kurzen Zeit Erfahrungen im Bereich digitaler Nachhaltigkeit gesammelt. Durch Verwendung offener Dateiformate und Standards werden Lösungen gesucht, Daten in neue Speicherlösungen zu migrieren, um nicht durch Technologiewechsel und überholte Softwarelösungen Datenverluste in Kauf nehmen zu müssen.