Die Zahl der publizierten Informationen und Medien steigt unaufhörlich. Was kann und sollte archiviert werden?
Archive haben für ihr Sprengel definierte Überlieferungsziele. Um diese abbilden zu können, müssen sie das in Frage kommende Archivgut bewerten. Dies geschieht mittels Bewertungsmodellen für die einzelnen Aktenbildner (meist Behörden). Die Bewertungsmodelle geben transparent Auskunft, was und in welchen Mengen archiviert werden soll. Dabei wird nicht nur die Archivwürdigkeit berücksichtigt, sondern auch die Archivfähigkeit.
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Wie lässt sich ein effizientes Auffinden des gespeicherten Materials sicherstellen?
Dies geschieht mittels Archivdatenbanken, in denen die Metadaten des Archivguts festgehalten sind. Die Signatur in der Datenbank entspricht dem dazugehörigen Stück Archivgut (analog wie digital). Signaturen werden nur einmalig vergeben, d.h. anhand der Signatur kann das gesuchte Archivgut identifiziert werden. Signaturen funktionieren wie die ID bei Personen: Sie haben eine andere ID als ich. Beide IDs gibt es weltweit nur ein einziges Mal und können konkret Ihnen bzw. mir zugeordnet werden.
Welchen Ansprüchen müssen Datenformate für eine langfristige Abrufbarkeit von digitalen Medien genügen?
Diese Frage kann nicht in wenigen Worten beantwortet werden – es ist ein riesiges Forschungsthema für sich. Daher verweise ich auf https://kost-ceco.ch/cms/de.html.
Was hat – insofern welche vorliegen - mit den analogen Vorlagen für Langzeitdigitalisate zu geschehen?
Was verstehen Sie unter „Langzeitdigitalisaten“? Analoges Archivgut wird aus drei Gründen digitalisiert: Bestandserhaltung, Sicherung, Ersatz. Nur im letzten Fall werden die analogen Unterlagen vernichtet. In den beiden anderen Fällen bleiben sie als analoges Backup erhalten.
Physische Schrift-Dokumente sind teilweise seit Jahrtausenden erhalten. Welche Chancen haben digitale Archivdaten, auf eine derartige Nachhaltigkeit?
Ich fürchte, hier muss ich sehr pessimistisch antworten: Keine, denn um digitales Archivgut lesen zu können, braucht es ein „Lesegerät“ (z.B. Computer, Laufwerk) mit entsprechender Software, welche die Daten noch lesen kann und ein (intaktes) Speichermedium (Server, Datenträger jeglicher Art). All dies unterliegt einem rasanten Wandel, von dem niemand vorhersagen kann, wohin er sich entwickeln wird. Analoges Archivgut bedarf zwar auch der Bestandserhaltung, ist aber bei weitem leichter zu handhaben als digitales Archivgut. Aus diesen Gründen sehe ich der (nachhaltigen) digitalen Archivierung mit grosser Sorge entgegen.