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Geschlossene Ökosysteme im Gamesdarknet

Warum Paid Content stagniert

Christian Hoffmeister, Geschäftsführer DCI-Institute GmbH Quelle: DCI Christian Hoffmeister Geschäftsführer DCI-Institute GmbH 20.03.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Der Paid-Content-Markt ist aus Sicht des DCI-Institute-Geschäftsführers Christian Hoffmeister "über die letzten drei Jahre den Markt mehr oder weniger stabil." Eine aktuelle Untersuchung aus seinem Haus sieht keine Euphorie bei den Bezahlinhalten. Die Geschäftsmodelle müssen angepasst werden.







Nach Ihrer aktuellen Paid-Content-Studie nimmt die Zahlungs-Bereitschaft für Inhalte ab. Was bedeutet das für die Geschäftsmodelle von Anbietern?
Generell sehen wir über die letzten drei Jahre den Markt mehr oder weniger stabil. Die abnehmende Zahl dieses Jahr sehen wir darin begründet, dass vor allem ältere Käufer nicht länger überzeugt werden konnten und daher ausgestiegen sind. Neue User müssen hingegen erst überzeugt werden und sich an das Zahlen im Internet gewöhnen. Für die Geschäftsmodelle bedeutet dies, dass auf der einen Seite zwingend in die Kundenbindung investiert werden muss und auf der anderen Seite die Einstiegsbarrieren in Paid Content Angebote niedrig gehalten werden müssen. Konkret heißt dies:
- kostenlose oder günstige Einstiegsangebote anbieten
- kombiniert mit einer extrem guten und einfachen Usability der Nutzung
- verbunden mit simplen und schnellen Anmeldeprozessen.

Insbesondere ältere Nutzer scheinen das Interesse an zahlungspflichtigen Inhalten zu verlieren. Woran kann das liegen?
Dies kann vor allem darin liegen, dass ältere Käufer eher News-affin sind und die Umsetzungen dieser Paid Content Angebote sind sehr oft Usability-seitig schlecht umgesetzt und bringen oft kein Mehrwert. So müssen bei vielen Newsanbietern die Abonnenten für die Inhalte aus der Printversion online noch mal extra zahlen oder Paid Content Artikel werden nach dem Kauf als nicht zahlungswürdig beurteilt. Hinzu kommt, dass die Gewohnheiten dieser Zielgruppe zu ändern extrem schwer ist, weil sie sehr spezifische Nutzungs- und Zahlungsgewohnheiten entwickelt haben. Dies zeigt sich daran, dass besonders Angebote wie Netflix oder Spotify von dieser Gruppe eher selten angenommen werden.

Während die Zahlungsbereitschaft für News steigt, sinkt das Interesse im Segment Games. Wie erklären Sie sich das?
Dies haben wir letztes Jahr schon als PokemonGo Effekt beschrieben. Spiele sind auch sehr angebots-abhängig und damit ist dieses Segment, wie im Kinobereich auch, von „Blockbustern“ abhängig. Hinzu kommt allerdings, dass sich schon sehr geschlossenen Ökosysteme außerhalb des browserbasierten Internets gebildet haben, die bei Umfragen nicht unbedingt erreicht werden, da sie schon in einer eigenen Spielewelt leben, also schon fast in einer Art „Gamesdarknet“ verschwunden sind.

Die vier beliebtesten Paid-Content-Plattformen sind die amerikanischen Internetriesen Amazon, Netflix, Google und Apple. Warum können deutsche oder europäische Anbieter nicht in die Phalanx einbrechen?
Mein Rat ist sich nicht zu sehr von der Dominanz abschrecken zu lassen und sich auf dieses Thema zu fokussieren, sondern eher von diesen zu lernen, wie man erfolgreiche Modelle aufbaut, dieses Wissen dann aber individuell auf seine Angebote überträgt und sich auf seine eigene Strategie fokussiert, statt über die großen Anbieter nachzudenken. Ich glaube der Hauptfehler in Deutschland liegt immer noch auf der kurzfristigen Planung im Bereich digitaler Geschäftsmodelle und Strategien. Es wird zu kurzfristig und zu unflexibel gedacht. Und dann werden eigentlich gute Modelle nach einer kurzen Zeit wieder eingestellt und den amerikanischen Anbietern wird der Markt überlassen. Sieht man sich Watchever, simfy und und und an, dann liegt es ja nicht daran, dass die Chancen digitaler Geschäftsmodelle nicht erkannt wurden, sondern meines Erachtens daran, dass die langfristige Planung und auch die Bereitschaft Modelle aggressiv am Markt zu etablieren fehlt. Spotify gibt es inzwischen 12 Jahre, Netflix schon seit 1997 und amazon ja nun auch schon seit 1994 und Google seit 1998. Diese haben ganz andere Planungshorizonte und verstehen, wie heute in dem digitalen Markt Modelle umgesetzt, getestet, verbessert und erfolgreich verankert werden können. Gerade im Paid Content Bereich wird oft aktionistisch und kurzfristig gehandelt und mit meist nur kosmetischen Veränderungen. Es müsste aber eine fundamentale Neuausrichtungen geben, die die Erfolgsprinzipien der genannten Unternehmen aufgreifen und adaptieren. Es geht also nicht darum in die Phalanx einzubrechen, sondern seine eigenen Denkmauern zu durchbrechen und selber aktiv seinen Erfolg zu gestalten. Dafür bedarf es aber mehr als ein paar Paymentsysteme in die Website zu integrieren und vor Inhalte zu setzen.

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