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Interview29.10.2018

Gegen eine Deckelung von Publikationsgebühren

Wie Verlage wissenschaftliche Ergebnisse nach dem Goldstandard publizieren können

Barbara Kalumenos, Director of Public Affairs Association of Scientific, Technical & Medical Publishers (STM) Quelle: STM/ Pfeiffer Barbara Kalumenos Director of Public Affairs Association of Scientific, Technical & Medical Publishers (STM)
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Open Science und Open Access bieten sicherlich in vielen Forschungsbereichen große Vorteile", betont Barbara Kalumenos vom internationalen Verband der wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Verlage (STM). Im Detail sieht sie den Plan S verschiedener europäischer Fördereinrichtungen allerdings kritisch.





Mit dem Plan S wollen verschiedene europäische Forschungsförderer den Open-Access-Ansatz für die Veröffentlichung öffentlich geförderte Forschungsergebnisse forcieren – wie bewerten Sie den Vorstoß?
Der internationale Verband der wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Verlage (STM) begrüßt die Bemühungen der Forschungsförderer, auf das Ziel hinzuarbeiten, das wir teilen:  Den Zugang zu wissenschaftlichen Zeitschriften zu erweitern, um deren Wert und die Wiederverwendung zu maximieren.

In der Wissenschaft vollzieht sich ein fundamentaler Wandel in der Art und Weise, wie wissenschaftliche Ergebnisse – so z.B. Zeitschriftenartikel, Bücher, Forschungsdaten – gemeinsam erforscht, veröffentlicht, verbreitet und genutzt werden (Open Science).

Open Science und Open Access bieten sicherlich in vielen Forschungsbereichen große Vorteile. In diesem Zusammenhang sollte man 'Plan S und cOAlition S' betrachten. Jedoch ist Vorsicht bei den konkreten Schritten für einen Übergang und der Implementierung zu einer ausschließlichen Open Access Umgebung geboten, wie sie wohl von den 11 Forschungsförderern in der 'cOAlition S' angedacht wird: Man muss darauf achten, dass unbeabsichtigte Einschränkungen akademischer Freiheiten vermieden sowie die Integrität der wissenschaftlichen Arbeiten gewahrt werden.

Der Plan S fordert unter anderem, die Publikationsgebühren zu deckeln. In welcher Form und Höhe sollte das aus Ihrer Sicht erfolgen?
Solche Forderungen sind nicht neu – die Max Planck Digital Library hatte ähnliche Forderungen schon 2015 in einem White Paper erhoben.  STM hat sich schon damals mit diesem Themenbereich beschäftigt und eine Stellungnahme veröffentlicht. Nur nebenbei: Die Max-Planck-Gesellschaft ist bisher kein Unterzeichner der cOAlition S. 

Flexibilität in der Preisgestaltung für die Veröffentlichung von Open Access Artikeln ist entscheidend, um einen zukunftsfähigen, flexiblen und nachhaltigen Wissenschaftssektor zu gewährleisten. Nur so haben Wissenschaftler die Möglichkeit, uneingeschränkt in den 'Gold Open Access' Zeitschriften zu veröffentlichen, die sie für ihr wissenschaftliches Umfeld und Fortkommen als am besten geeignet erachten. STM ist daher gegen eine Deckelung von Publikationsgebühren, so wie sie im 'Plan S' und in der cOAlition vorgesehen sind.

Der Plan lehnt auch sogenannte Hybrid-Modelle ab, bei denen kostenpflichtige Publikationen einzelne Arbeiten freigeben – was bedeutet das für den Markt der Wissenschafts-Publikationen?
Durch die Öffnung etablierter Abonnement-Zeitschriften mit hybriden Open Access-Optionen haben die STM-Verlage wesentlich dazu beigetragen, eine breite Auswahl an Publikationsmöglichkeiten für Autoren im Open Access anzubieten. Der Ausschlus dieser Option, die derzeit wesentlich zum Übergang in ein Open Access System beiträgt, könnte dazu führen, daß Autoren ihre Artikel nicht in einer für ihren Fachbereich angemessenen Zeitschrift veröffentlichen können. In einem Treffen zwischen STM und Robert-Jan Smit, Autor des 'Plan S', haben wir unsere Position hierzu kommuniziert.

Die Auswirkungen auf den Markt der Wissenschaftskommunikation sind derzeit schwer vorhersehbar, aber STM erwartet, daß ein kontrollierter Übergang in ein Open Access System schwieriger werden könnte. Insbesondere die mittleren und kleineren Verlage sowie die wissenschaftlichen Gesellschaften brauchen mehr Zeit, um sich an Veränderungen anzupassen, die richtigen Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu implementieren. Eine Verpflichtung zu Open Access durch eine Minderheit von Forschungsförderern – ohne die Möglichkeit eine Hybrid Option zu nutzen – könnte dazu führen, daß Verlage zwei Systeme gleichzeitig bedienen müssen. Dies könnte für viele Verlage eine weitere Herausforderung bedeuten.

Kritiker wenden ein, dass Verlage im Falle einer Open-Access-Pflicht die Qualitätsprüfungen nicht mehr in gleichem Umfang ausführen könnten – wie sehen Sie das?
Open access und Qualität schließen sich nicht aus; es gibt ja schon heute viele Open Access Zeitschriften mit hoher Qualität. Aber leider wird das Geschäftsmodel von einzelnen Verlagen (oft als 'predatory publishers' benannt) ausgenutzt. Um hier Aufklärung zu bieten, gibt es diverse Initiativen. STM unterstützt sowohl COPE (Committee for Publication Ethics) als auch die Initiative 'Thinkchecksubmit', die sich an die Forscher als Autoren richtet.

STM wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass von Experten begutachtete Publikationen dem 'Goldstandard' entsprechen. In den kommenden 12 Monaten wird STM eine führende Rolle bei weiteren Brancheninitiativen einnehmen, die darauf abzielen das Auftreten von Zeitschriften, die nicht dem 'Goldstandard' entsprechen, zu verringern.

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