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FDP will Arbeitszeitgesetz modernisieren

Wie Home Office und Arbeitszeit zusammengehören

Johannes Vogel - MdB, Sprecher für Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik der FDP-Bundestagsfraktion, Generalsekretär der Freien Demokraten NRW Quelle: Thekla Ehling Johannes Vogel Sprecher für Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik FDP-Bundestagsfraktion 25.04.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Homeoffice und mobiles Arbeiten sollen zu mehr Flexibilität und Selbstbestimmung führen, nicht aber zu mehr Überstunden", betont der liberale Arbeitsmarktexperte Johannes Vogel. Aus seiner Sicht braucht die moderne Arbeitswelt eine umfassende Reform der Regeln. Er verweist auf ein Nachbarland.







Die Zahl der Unternehmen, die ihren Mitarbeitern Arbeit im Home Office erlauben, ist stark angestiegen. Worin liegen die Vorteile der Heimarbeit für Unternehmen und Beschäftigte?
Die Vorteile sind sehr vielseitig und wir müssen diese Vorteile in Deutschland besser nutzen! Das Arbeiten im Homeoffice ermöglicht uns mehr Zeitsouveränität, weil wir nicht mehr jeden Morgen 45 Minuten zur Arbeit pendeln müssen, am besten noch mit Stau. Es eröffnet auch Familien neue Möglichkeiten, weil Eltern das Büro am Mittag verlassen können, um Zeit zu haben, die Kinder zu versorgen, und anschließend am Abend zu Hause noch etwas Arbeit erledigen können. Dafür ist es aber notwendig, auch das Arbeitszeitgesetz zu modernisieren. Diese beiden Reformen gehören zusammen. Denn wer heute um 22, 23 Uhr eine dienstliche Mail auch nur liest, der darf am nächsten Morgen vor zehn Uhr die Arbeit nicht wieder aufnehmen. Ich glaube zwar, dass diese Gesetzeslage derzeit extrem häufig ignoriert wird. Aber gerade weil Arbeitnehmerschutzrechte nicht ignoriert werden dürfen, müssen wir das Gesetz endlich modernisieren und an die Voraussetzungen eines modernen Arbeitsmarktes anpassen! Aber leider sind CDU, CSU und SPD hier vollkommen untätig.

Untersuchungen zeigen, dass im Home Office mehr Überstunden geleistet werden. Wie sollten die Mitarbeiter vor sich selbst und den Erwartungen ihrer Vorgesetzten geschützt werden?
Homeoffice und mobiles Arbeiten sollen zu mehr Flexibilität und Selbstbestimmung führen, nicht aber zu mehr Überstunden. Das ist für uns völlig klar. Es ist wichtig, dass Arbeitnehmer die geleistete Arbeitszeit im Blick behalten und natürlich auch im Homeoffice klar zwischen „im Dienst“ und „Feierabend“ unterschieden werden muss. Das gilt vor allem aber auch für Arbeitgeber und Führungskräfte, die für diese Themen sensibilisiert werden müssen. Flexibilität muss sich für alle lohnen.

40 Prozent der heutigen Arbeitsplätze wären Home-Office-fähig. In welchem Umfang wird das klassische Präsenz-Büro künftig überhaupt noch gebraucht?
Ich denke, dass dies eine höchst individuelle Entscheidung ist, die auch von Betrieb zu Betrieb und von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Es wird diejenigen geben, die sehr gut damit zurechtkommen, öfters im Homeoffice zu arbeiten, weil sie die zusätzliche Freiheit zu schätzen wissen. Und es wird immer auch Menschen geben, welche die Präsenz im Büro und die räumliche Nähe zu den Kolleginnen und Kollegen sehr schätzen. Viele Teams setzen auch auf bewusste Treffen zu bestimmten Zeiten für gemeinsames Brainstorming und gemeinsame Kreativität. Und oftmals ist es ein Mix aus beidem, das sehe ich auch bei meinen eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In meinem Team ist es total egal, wer wann, wie und von wo arbeitet. Es zählt lediglich das Ergebnis. Niemand muss stets im Büro sein, aber es gibt Termine, da ist es notwendig, dass auch mal alle gleichzeitig da sind. Und ich weiß, dass damit alle sehr zufrieden sind.

Die SPD strebt ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Home-Office-Arbeit für Arbeitnehmer mit entsprechenden Arbeitsplätzen an. Wie bewerten Sie das?
Was die SPD vorgeschlagen hat, ist komplett einseitig. Wir fordern schon lange konkret die Verbindung aus einer Begründungsumkehr beim Homeoffice und einer Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes sowie des Arbeitsschutzes. Exakt so haben es auch unsere niederländischen Nachbarn unter dem liberalen Premierminister Mark Rutte vor einigen Jahren in einem Gesetzespaket der Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetztes und eines „Recht auf Homeoffice“ gemacht. Und das Modell erfreut sich großer Beliebtheit.

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