Die LfM hat „MEHR! Radio UG“ eine Sendelizenz für DAB+ erteilt. Was steckt hinter Ihren Engagement und dem neuen Programm?
Unser Engagement zielt im Wesentlichen auf mehr außenplurale Vielfalt in NRW, also mehr Sender. Der Name "MEHR! Radio" ist also durchaus auch Programm. Nordrhein-Westfalen hat hier Nachholbedarf, zumal die neue Landesregierung explizit NRW digital fit machen und Start-Ups fördern möchte. Das verstehen wir als deutliche Aufforderung an junge Unternehmen, Impulse zu geben, Investitionen gerade in NRW zu tätigen und die Digitalisierung mitzugestalten.
Warum haben Sie sich für den Übertragungsstandard DAB+ entschieden?
Wir sind überzeugt, dass von den derzeit diskutierten Übertragungswegen DAB+ das größte Potential für den Hörfunk hat. UKW ist ein bewährter Übertragungsweg, aber die Möglichkeiten sind in NRW einfach erschöpft. Das Thema 5G haben wir durchaus im Blick, wir können ja das Eine tun ohne das Andere zu lassen, aber kurz- oder mittelfristig sehen wir 5G nicht. Die zeitlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen sind noch zu unklar, um darauf ein zuverlässig kalkuliertes Geschäftsmodell aufzubauen. Selbst 4G ist heute noch nicht annähernd flächendeckend verfügbar. DAB+ bietet uns die größten Chancen, insbesondere wegen der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Kapazitäten. Das haben uns Staatskanzlei und Bundesnetzagentur ausdrücklich bestätigt. Allerdings ist auch zu hören, dass unsere niederländischen und belgischen Nachbarn schon Begehrlichkeiten auf die Frequenzen haben. Hier sollte sich NRW fragen, ob die Fehler bei UKW in den 80er Jahren wiederholt werden und ökonomische NRW-Ressourcen ohne Not weggegeben werden.
Bisher sind die Privatradios in NRW für ihre Blockadehaltung bei DAB+ bekannt. Ist Ihr Engagement auch als ein Startschuss für die Digitalisierung von UKW hin zu DAB+ zu verstehen?
Natürlich erhoffen wir uns mit unserem Engagement, dass die Verbreitung über DAB+ schneller an Fahrt gewinnt. Die Lokalradios als UKW-Betreiber zeigen sich bisher noch zurückhaltend bei der Digitalisierung. Das ist auch ihr unternehmerisches Recht. Trotzdem haben wir der LfM angeboten, den betroffenen Lokalradios im Verbreitungsgebiet Sendeplätze auf der Plattform freizuhalten.
Wann und wo wird „MEHR! Radio“ das erste Mal zu empfangen sein? Planen Sie künftig eine Ausweitung des Sendegebietes?
Das Wo ergibt sich aus unserer Lizenz für den Ballungsraum Düsseldorf. Zum Wann: Die Investoren und wir stehen in den Startlöchern und möchten am liebsten sofort loslegen, sobald wir eine Übertragungskapazität zugewiesen bekommen. Die rechtlichen und frequenztechnischen Voraussetzungen liegen ja vor. Wir warten nun darauf, dass die LfM dem einstimmigen Mandat der Medienkommission für "MEHR! Radio" jetzt auch folgt und eine Übertragungskapazität bei der Staatskanzlei anfordert. Jetzt hat sie die Chance, gemeinsam mit uns die politisch beabsichtigte Digitalisierung des letzten noch analogen Massenmediums auch in NRW anzuschieben.
Wir sind von DAB+ überzeugt, aber wie schnell die Digitalisierung des Hörfunks voranschreitet, können auch wir nicht absehen. Wachsen will jeder, und bei entsprechender Akzeptanz von DAB+ sind wir vorbereitet, noch mehr "MEHR! Radio" zu machen.