Ihr Landkreis gehört zu den Modellregionen für die Digitalisierung im ländlichen Raum. Welches sind die zentralen Projekte, die Sie auf dem Weg zur Smart Community gestartet haben?
Der Landkreis Uelzen hat verschiedene Projekte und Maßnahmen angestoßen, um die Digitalisierung im ländlichen Raum umzusetzen. All diese Maßnahmen und Projekte folgen dabei den Zielen der Digitalstrategie des Landkreises. Grundlegende Voraussetzung für die Digitalisierung war der mit Bundes- und Landesmitteln geförderte Bau eines flächendeckenden Glasfasernetzes im Landkreis Uelzen. Mit dem Bau dieses Glasfasernetzes soll die Digitalisierung dort ermöglicht werden, wo kein privatwirtschaftliches Kommunikationsunternehmen von sich aus tätig wird – sprich ein Marktversagen vorliegt. Es wurden bisher über 14.000 Haushalte angeschlossen und dafür über 1.400 Kilometer Kabel verlegt. Der Landkreis hat eigens in der Stabsstelle Wirtschaftsförderung ein eigenes Team gegründet, das sich ausschließlich auf den Ausbau und Betrieb des Netzes kümmert.
Parallel arbeitet der Landkreis stetig daran, den digitalen Zugang zu unseren Verwaltungsleistungen auszubauen. Die Plattform „Open Kreishaus“ ermöglicht den Bürgerinnen und Bürgern bereits jetzt den digitalen Zugang zu zahlreichen Dienstleistungen. Das bedeutet auch, dass intern Vorgänge, Anträge, Bezahldienste digitalisiert werden und sich Mitarbeitende weiterqualifizieren. Auch unseren Service digitalisieren wir kontinuierlich. Dazu zählen zum Beispiel Bezahldienste, Abfallkalender oder die elektronische Bauakte.
Darüber hinaus ist der Landkreis an dem Forschungsprojekt Smarte.Land.Regionen beteiligt. Durch die Beteiligung der Menschen im Landkreis wollen wir erfahren, wie digitale Lösungen das Leben und die Daseinsvorsorge auf dem Land verbessern können. Und welche Möglichkeiten wir als Verwaltung haben, um die digitale Daseinsvorsorge zu stärken. Unser Fokus lag dabei auf der digitalen Nachbarschaftshilfe.
Andere praxisorientierte Bausteine der Digitalisierung waren das Projekt „5GLA“ und das Projekt „DiHoLa“, um zu erforschen wie digitale Infrastrukturen einen direkten Nutzen für die Landwirtschaft und für Hofläden stiften können und wie Wertschöpfung im Landkreis entstehen kann.
Welche Vorhaben wollen Sie als nächstes angehen?
Aktuell startet der Landkreis die nächste durch Bund und Land geförderte Ausbauphase des Breitbandnetzes und schließen weitere unterversorgte Haushalte an. Dann erwarten wir mit Spannung die Ergebnisse des Forschungsprojekts Smarte.Land.Regionen und werten die Ergebnisse aus, um anschließend geeignete Maßnahmen und Projekte für den Landkreis zu entwickeln.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Privatwirtschaft bei Digitalisierungs-Vorhaben?
Die Digitalisierung eines Landkreises kann nur erfolgreich sein, wenn alle regionalen Akteure einen Nutzen haben und sich aktiv einbringen. Unsere Wirtschaftsförderung ist zentrale Anlaufstelle für die Unternehmen. In der Stabsstelle werden die externen Projekte koordiniert, Netzwerke aufgebaut und Fördermöglichkeiten identifiziert oder Beratungsleistungen für die Digitalisierung von Unternehmensprozessen angeboten. Für die digitale Entwicklung der Daseinsvorsorge im Landkreis und für den Mobilfunkausbau haben wir extra Koordinierungsstellen geschaffen, die die speziellen Bedarfe analysieren, Projektpotenziale und passende Förderprogramme identifizieren, Projektpartner betreuen und unsere Digitalstrategie fortschreiben.
Als zentral gilt die Versorgung mit 5G - wie sieht es diesbezüglich in Ihrer Region aus?
Die Beschleunigung des Mobilfunkausbaus im Landkreis Uelzen ist mir ein großes Anliegen. Auch dafür haben wir die Stelle einer Koordinatorin für den Mobilfunkausbau im Landkreis geschaffen. Dadurch ist es möglich, private Telekommunikationsunternehmen zu unterstützen, geeignete Standorte zu finden, Genehmigungsverfahren zu begleiten und als Kümmererin mit Bund, Land und Bundesnetzagentur und dem Breitbandzentrum Niedersachsen Bremen eng zusammenzuarbeiten. Der Ausbau erfolgt mir persönlich aber noch zu langsam und intransparent. Im ländlichen Raum haben wir zwar zunehmend mehr Funkmasten. Im Landkreis Uelzen gibt es aber noch immer Orte und Gebiete, in denen kein Mobilfunknetz verfügbar ist. Das ist für die Bürgerinnen und Bürger – nicht zuletzt im Hinblick auf mögliche Notfälle – nicht akzeptabel. Wir brauchen die Verpflichtung einer flächendeckenden Netzabdeckung durch die Telekommunikationsunternehmen. Gemeinsam genutzte Funkmasten wären hier ein klares Signal der Unternehmen, dass sie den ländlichen Raum ernsthaft versorgen und die Digitalisierung voranbringen wollen. Und auch der Bund und das Land Niedersachsen müssen weiterhin den ländlichen Raum bei der Versorgung mit 5G im Blick haben.