Nach einer Untersuchung im Vorfeld eines deutschlandweiten Digitaltages steht hierzulande einer digitalaffinen Mehrheit eine Bevölkerungsgruppe entgegen, die digitalen Technologien skeptisch oder ablehnend gegenübersteht. Was bedeutet das für die Gesellschaft?
Die digitale Transformation ist einer der größten Umbrüche, die wir aktuell erleben. Es entstehen neue Möglichkeiten der Teilhabe, beispielsweise für Menschen mit Behinderungen oder in der Pflege sowie bessere Chance für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gleichzeitig können Menschen ins Abseits geraten, weil sie mit digitalen Veränderungen nicht mithalten können. Ihre Überforderung zeigt sich durch Skepsis und Ablehnung gegenüber neuen Technologien. Wenn es uns nicht gelingt, auch diejenigen mitzunehmen, denen es besonders schwer fällt, sich an Veränderungen anzupassen, kann dies zu Ausgrenzung mit erheblichen negativen Folgen für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft führen.
Bezahlen per App, Terminvergabe online – private, aber auch öffentliche Institutionen setzen verstärkt auf digitale Lösungen. Wie lässt sich verhindern, dass Digital-Skeptiker aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden?
Skepsis kann man am besten abbauen, indem man die Menschen umfassend informiert und ihnen auch den Mehrwert von digitalen Lösungen deutlich macht. Transparenz in Bezug auf digitale Prozesse ist wichtig, um Nachvollziehbarkeit und Verständnis und damit letztlich auch die Akzeptanz zu fördern. Digitale Lösungen müssen zudem einfach anzuwenden sein und niederschwellig ansetzen. Dazu ist es entscheidend, schon bei der Konzeption den Nutzer in den Fokus zu stellen und vom Nutzer her zu denken. Schließlich gilt es, zielgruppengerecht zu agieren: Ältere Menschen brauchen mehr Unterstützung und eine andere Ansprache als Digital Natives. Hier kann es auch sinnvoll sein, in einer Übergangsphase digitale und analoge Lösungen parallel anzubieten, um niemanden auszuschließen. Vor allem aber sollte erklärt werden, worin der Mehrwert auch für die Nutzerinnen und Nutzer in den digitalen Prozessen liegt, z.B. in Kostensenkungen, der Verschaffung von Zeit, sich mehr fachlichen statt organisatorischen Prozessen zu widmen.
Die Befragten schätzen ihre eigene digitale Kompetenz im Schnitt gerade einmal als ausreichend ein. Was muss diesbezüglich passieren?
Das Vermitteln von digitalen Kompetenzen muss in Kita, Schule und Ausbildung einen wesentlichen Stellenwert bekommen. Die stetige Weiterbildung ist darüber hinaus ein zentraler Faktor. Es geht darum, Menschen zu befähigen. Auch diejenigen, die digitale Kompetenzen vermitteln sollen, brauchen Unterstützung und müssen entsprechend befähigt werden. Hier ist ein umfassender Ansatz erforderlich. Für diese wichtige Zukunftsaufgabe braucht es auch die erforderliche finanzielle Unterstützung. Digitale Bildung ist zudem ein lebenslanger Lernprozess und nicht nur eine Aufgabe von formalen Bildungseinrichtungen.
Bei Lösungen über Smartphone-Apps werden die Daten regelmäßig von großen (amerikanischen) Internet-Konzernen verwaltet. Was muss die Politik gegen den Missbrauch dieser Daten tun?
Der verantwortungsvolle und sichere Umgang mit Daten ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation. Leichtfertiges Agieren auf diesem Gebiet kann das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürgern nachhaltig zerstören. Der Staat ist hier in der Verantwortung, den Schutz der Daten selbst zu steuern und dieses wichtige Thema nicht anderen zu überlassen – dies auch durch gesetzliche Regelungen, ggf. auch durch länderübergreifende Vereinbarungen. Auch eigene digitale Lösungen und Möglichkeiten, sich unabhängiger von internationalen Konzernen zu machen, können in Betracht gezogen werden, um mehr Sicherheit zu garantieren. Darüber hinaus braucht es bei allen Beteiligten ein stärkeres Bewusstsein für den Umgang mit sensiblen Daten.
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