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Interview26.09.2023

Die entscheidende Frage bei KI in der Literatur

Phantastik-Autor Stefan Cernohuby über das Grundsätzliche für Kreative und Leser

Stefan Cernohuby - 2. Vorstandsvorsitzender, Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN) e.V. Quelle: Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN)/ Michael Seirer Stefan Cernohuby 2. Vorstandsvorsitzender Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN) e.V.
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Für Phantastik-Autor Stefan Cernohuby hat KI in der Literatur "auf einer persönlichen Ebene große Ähnlichkeit mit der Büchse der Pandora." In unserer Fachdebatte haben wir dem 2. Vorstandsvorsitzenden des Phantastik-Autoren-Netzwerks (PAN) folgende beiden Fragen gestellt, zu denen er uns eine Antwort verfasst hat.





KI kann Autoren bei Recherche und Schreiben helfen, sie wird auch von Verlagen zur Manuskript-Sichtung genutzt. Wo sehen Sie die besten Einsatzmöglichkeiten von KI-Tools im Literaturmarkt?
KI kann eine ganze Menge. Die Frage ist allerdings so formuliert, dass ich gefragt werde, wo ich die besten Einsatzmöglichkeiten im Literaturmarkt sehe. Die besten. Was suggeriert, dass die Einsatzmöglichkeiten gut sind. Sind sie das?

Ja, man kann eine KI befragen, wie sich Trends am Literaturmarkt entwickeln und was das aktuell vielversprechendste Genre ist. Angenommen, die Antwort lautet Science Fiction, kann man eine KI fragen, wie sie das Konzept eines Multiversums definieren würde und gleich eine Möglichkeit entwerfen lassen, wie man darin verschiedene Universen bereist. Man könnte, aufbauend auf dem Konzept, einen Plot entwickeln lassen, auf dem Charaktere durch verschiedene Realitäten bewegen. Man könnte sich Verlage vorschlagen lassen, die an einem solchen Plot potentiell interessiert sein könnten. Man kann einen Text schreiben und die KI den Text nach bestimmten Gesichtspunkten "verbessern" lassen. Auch ein Verlag könnte KI-Tools für die Sichtung von Exposés in seinem Posteingang nutzen.

Aber ist das eine gute Einsatzmöglichkeit? Ich finde nicht. Das Ganze hat auf einer persönlichen Ebene große Ähnlichkeit mit der Büchse der Pandora. Ja, KIs sind bereits "da" und allgemein zugänglich. Jeder kann sie nutzen und die Möglichkeiten sind beinahe unbegrenzt. Aber wer damit beginnt, kann möglicherweise nicht mehr zurück.

Für mich fehlt hier eingangs die Frage, ob man KI-Tools für Literatur einsetzen sollte. Meine persönliche Meinung ist: nein, sollte man nicht. Und wenn man sich entscheidet, dass man das doch will oder muss, sollte man sich gut überlegen, in welcher Form.
 

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Im Frühjahr ist ein KI-generiertes Kinderbuch erschienen. Inwieweit und in welchen Genres kann KI Autoren eventuell ganz ersetzen?
Bei diesem Buch hat es sich um ein Projekt gehandelt, um den Umgang mit KIs durch Umgang mit einer KI für Kinder verständlich darzustellen. Das war ein interessanter Versuch mit einem Ergebnis, das offenbar als gelungen angesehen wird - zumindest suggerieren das die positiven Rückmeldungen.

Alles andere ist eine Momentaufnahme. Technologie wird weiterentwickelt. Als jemand, der hauptberuflich in der IT arbeitet, bin ich mir relativ sicher, dass man Autor*innen nicht kurzfristig, aber zumindest mittelfristig in den meisten Genres ersetzen können wird.

Ähnlich, wie man Schauspieler*innen und Synchronsprecher*innen mit den entsprechenden Tools bereits jetzt ersetzen kann. Hier muss man sich erneut die Frage stellen, ob man das möchte. Will man KI-generierte, auf die Zielgruppe angepasste Materie? Einen ewig jungen Indiana Jones, die Stimme von Morgan Freeman im Morgenradio oder einen "neuen" Roman eines KI-generierten Franz Kafka? Oder will man die imperfekte aber authentische Kreation von Menschen? Es ist eine Entscheidung, die letztlich von Konsumenten und Produzenten getroffen wird. Denn ob eine geplante Regulierung von politischer Seite rechtzeitig kommt, darf zumindest in Frage gestellt werden.

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