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Die Universitäten sind bereit, in hochqualitative Publikationsservices zu investieren

Was Open Access wen kosten sollte

Dr. Andreas Brandtner, Leitender Direktor, Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin Quelle: FU Berlin Dr. Andreas Brandtner Leitender Direktor Unibibliothek der FU Berlin 25.09.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Die Ziele von Plan S decken sich zum großen Teil mit längst vereinbarten Zielen", sagt Dr. Andreas Brandtner, Leitender Direktor der Unibibliothek der FU Berlin, mit Blick auf den Vorstoß mehrerer europäischer Forschungsförderer. Auch in Sachen Publikations-Kosten hat er klare Vorstellungen.







Mit dem Plan S wollen verschiedene europäische Forschungsförderer den Open-Access-Ansatz für die Veröffentlichung öffentlich geförderte Forschungsergebnisse forcieren – wie bewerten Sie den Vorstoß?
Die Ziele von Plan S decken sich zum großen Teil mit längst vereinbarten Zielen, so zum Beispiel die bereits 2016 von der Europäischen Kommission gesetzte Ziellinie, bis 2020 die kompletten 100% Open Access für Zeitschriftenartikel zu erreichen. Im Rahmen von Horizon 2020 durch die Europäische Kommission geförderte Projekte sind auch jetzt schon zu Open Access verpflichtet. Plan S ist im Prinzip also nur eine konsequente Fortsetzung dessen, was spätestens seit der niederländischen Ratspräsidentschaft in 2016 ein zentrales Ziel der europäischen Wissenschaftspolitik ist. Auch in Deutschland forderte das BMBF bereits 2016, dass Open Access zum Standardmodell des wissenschaftlichen Publizierens werden soll. Regionale Strategien wie die Open-Access-Strategie für Berlin formulieren ähnliche Ziele – auch wenn diese mit 60% Open Access bis 2020 deutlich unter der im Plan S formulierten Zielmarge liegen.

Der Plan S fordert unter anderem, die Publikationsgebühren zu deckeln. In welcher Form und Höhe sollte das aus Ihrer Sicht erfolgen?
In Deutschland gibt es de facto bereits eine sehr erfolgreiche Deckelung von Publikationsgebühren. Die DFG hat die Förderungshöchstsumme für Artikelgebühren auf 2000 € inkl. Mehrwertsteuer begrenzt. Diese Grenze gilt an der Freien Universität für alle Artikelgebühren, die aus zentralen Mitteln mithilfe des DFG-geförderten Publikationsfonds finanziert werden – wie auch an anderen Hochschulen in Deutschland mit DFG-Fonds. Die Streuweite der verlangten Artikelgebühren ist aber wesentlich größer, so dass Wissenschaftler*innen sich die Publikation in einigen Zeitschriften entweder nicht leisten können, oder aus anderen Mitteln leisten müssen. Das ist eine Situation, die dem Grundgedanken von Open Access widerspricht. Wenn wir durch eine Deckelung hier wieder gerechtere Grundvoraussetzungen schaffen könnten, wäre das ein großer Schritt. Um die Höhe der Gebühren festzulegen, ist eine Analyse der tatsächlich erbrachten Leistungen notwendig – und nicht wie bisher eine Umverteilung der bislang berechneten Preise. Eine realistische Zahl wird dabei vermutlich näher an 1000 €  als an 2000 € liegen.

Der Plan lehnt auch sogenannte Hybrid-Modelle ab, bei denen kostenpflichtige Publikationen einzelne Arbeiten freigeben – was bedeutet das für den Markt der Wissenschafts-Publikationen?
In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass Hybrid Open Access keine transformative Kraft hat, sondern ein Weiterbestehen der bisherigen Subskriptionsmodelle eher unterstützt. Deswegen ist eine Förderung von Hybrid-Open-Access mit DFG-Mitteln, also wiederum auch mit unserem Publikationsfonds, noch nie möglich gewesen. In diesem Jahr hat auch die Europäische Kommission angekündigt, dass Hybrid Open Access nicht weiter gefördert wird. Für den Markt bedeutet das, dass Zeitschriften die weiterhin bestehen wollen, eine echte Transformation zu Gold Open Access anstreben müssen. Dies ist im Übrigen auch ohne Artikelgebühren möglich – es gibt zum Beispiel konsortiale Finanzierungsmodelle, die eine Abrechnung auf Artikelbasis überflüssig machen.

Kritiker wenden ein, dass Verlage im Falle einer Open-Access-Pflicht die Qualitätsprüfungen nicht mehr in gleichem Umfang ausführen könnten – wie sehen Sie das?
Es gibt bereits sehr erfolgreiche Open-Access-Verlage mit hochwertigen Qualitätssicherungsprozessen, wie zum Beispiel PLOS oder Open Library of Humanities, die sich innerhalb weniger Jahre behaupten konnten. Auch wenn deren Geschäftsmodelle sich sicherlich nicht auf alle Verlage und Zeitschriften übertragen lassen, gibt es Vorbilder, an denen sich Andere orientieren können. Und die wissenschaftliche Community wird mit Sicherheit auf Qualitätsschwankungen reagieren. Die Universitäten sind bereit, in hochqualitative Publikationsservices zu investieren – wenn diese in transparente Dienstleistungskonzepte eingebettet sind und die Ergebnisse unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler frei verfügbar zugänglich machen.

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