Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Die Produktion von Medien als wichtiges Element in didaktischen Arrangements

Wie Schulfernsehen und digitale Formate das Lernen unterstützen können

Prof. Dr. Christian Swertz -  Leiter der Wiener Medienpädagogik in der Abteilung für Bildung, Biographie und Medien am Institut für Bildungwissenschaft Quelle: pr Prof. Dr. Christian Swertz Leiter der Wiener Medienpädagogik Institut für Bildungwissenschaft - Uni Wien 26.03.2020
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Viele KollegInnen gestalten derzeit Lernumgebungen mit digitalen Technologien, in die durchaus auch verschiedene Formate audiovisueller Unterrichtsmittel eingebunden werden", weiß der Wiener Experte Prof. Dr. Christian Swertz. AV-Formate können sehr nützlich sein. Unter bestimmten Voraussetzungen und richtig angewendet.







In der aktuellen Corona-Krise gerät das klassische Schulfernsehen wieder verstärkt in den Fokus. Welche Vorteile bieten linearen AV-Formate heute noch?
Erfreulicherweise hat bisher niemand den Versuch gemacht, das klassische Schulfernsehen wieder zu beleben. Viele KollegInnen gestalten derzeit Lernumgebungen mit digitalen Technologien, in die durchaus auch verschiedene Formate audiovisueller Unterrichtsmittel eingebunden werden. In den Lernumgebungen wird in der Regel die aus pädagogischer Sicht unverzichtbare Kommunikation zwischen den beteiligten Menschen und die Tätigkeit der Lernenden in den Mittelpunkt gerückt. Die Kommunikation wird oft mit rezeptiven Inhalten (wie den audiovisuellen Inhalten) und interaktiven Inhalten (wie Selbstkontrollfragen) ergänzt.

Für welche Schulfächer eignen sich lineare AV-Formate besonders - und für welche weniger?
Die Frage ist nicht zu beantworten, weil es keinen starren Zusammenhang zwischen Inhalten und Medientypen gibt. Medien und die mit der Medienwahl gestalteten Kommunikations-, Rezeptions- und Interaktionsformen können und müssen für jedes Schulfach und für jede Zielgruppe angemessen arrangiert werden. Entscheidend ist dabei wie in jedem anderen Unterrichtsarrangement die Berücksichtigung der Voraussetzungen der Lernenden und der Lehrenden sowie die Berücksichtigung der Struktur des Gegenstands. Auch die Rahmenbedingungen (wie derzeit etwa: vorgeschriebener Fernunterricht) spielen eine Rolle. Das Medienarrangement sollte diesen Bedingungen entsprechend gestaltet werden.

Welche begleitenden digitalen Angebote können die Wirkung von linearen AV-Formaten unterstützen?
Es ist weder sinnvoll, in pädagogischen Kontexten von Ursachen und Wirkungen zu sprechen, noch sinnvoll, audiovisuelle Formate zu "unterstützen". Entscheidend ist eine didaktische fundierte Gestaltung von Lernumgebungen, in die den didaktischen Anforderungen entsprechende audiovisuelle Formate, die den  jeweiligen Unterrichtsabsichten entsprechen, eingebunden werden. Digitale Technologien bieten für die Gestaltung vielfältige und flexible Möglichkeiten, so dass es sehr oft möglich ist, Lernumgebungen so zu gestalten, dass damit Unterrichtsabsichten angemessen ausgedrückt werden können.

Welche Potenziale für den Schulunterricht sehen Sie in linearen AV-Formaten auch über die aktuelle Krisensituation hinaus, ggf. in Verbindung mit ergänzenden digitalen Angeboten?
Audiovisuelle Formate können immer dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn es in Unterrichtsphasen um die Rezeption von Inhalten geht. Dann können diese Formate sehr sinnvoll sein, weil damit z. B. eine Stelle, die erst nach mehrmaligem Nachsehen verständlich wird, auch ohne weiteres mehrfach angesehen werden kann - die meisten Lehrenden sind aus guten Gründen nicht bereit, den gleichen Inhalte für eine Person beliebig oft zu wiederholen. Zudem werden Anschauungen ermöglicht, die ohne eine audiovisuelle Darstellung nicht realisiert werden können. Entscheidend ist aber, eine Lernumgebung zu arrangieren, in der verschiedene didaktische Elemente zu einem ansprechenden Ensemble verbunden werden. Dabei können audiovisuelle Formate durchaus in verschiedenen Modellen, wie z. B. der programmierten Unterweisung, dem entdeckenden Lernen oder der kollaborativen Wissensproduktion, in unterschiedlicher Funktion angemessen verwendet werden.

Auf keinen Fall übersehen werden sollte jedenfalls, dass die Schülerinnen und Schüler audiovisuelle Formate herstellen können. Es ist zu vermuten, dass die handlungsorientierte Verwendung der rezeptiven Nutzung in vielen Fällen vorzuziehen ist. Die Produktion von Medien durch die Lernenden (sei es in Form von Webinaren (Onlinereferate), Hypertexten, Fließtexten, Podcasts, Videos, etc.) ist in sehr vielen didaktischen Arrangements ein wesentliches und unverzichtbares Element.

Wann ein didaktisches Arrangement ansprechend ist, kann dabei nicht vorhergesagt werden. Entscheidend ist daher immer, der Fähigkeit der Lehrenden, Ziele, Inhalte, Methoden und Medien so aufeinander abzustimmen, dass möglichst allen Lernenden ermöglicht wird, sich mit den Inhalten angemessen auseinander zu setzen, zu vertrauen.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing
Bundesvorsitzende
Deutscher Philologenverband

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing - Bundesvorsitzende des Deutscher Philologenverband
Schulfernsehen | Bildung

Philologenverband für klare ■ ■ ■

Wie Videos beim Lernen helfen - in der Krise und ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing
Bundesvorsitzende
Deutscher Philologenverband

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Werner Reuß
Leiter des Programmbereichs Wissen und Bildung
Bayerischer Rundfunk

Werner Reuß - Leiter des Programmbereichs Wissen und Bildung, Bayerischer Rundfunk
Schulfernsehen | Bildung

Gut gemachte TV-Videos erzielen auch ■ ■ ■

Welches Schulfernsehen wo funktioniert - und warum

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Werner Reuß
Leiter des Programmbereichs Wissen und Bildung
Bayerischer Rundfunk

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Monika Buscher
Redaktionsleitung Planet Schule
SWR

Monika Buscher - Redaktionsleitung Planet Schule, SWR
Schulfernsehen | Bildung

SWR sorgt für gute Geschichten zum Lernen

Wie die Plattform Planet Schule die Lehrer ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Monika Buscher
Redaktionsleitung Planet Schule
SWR

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.