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Die Pandemie als Inspirationsquelle und Inkubator für virtuelles Lernen und Lehren

Wie gerade etablierte digitale Formate an den Hochschulen verstetigt werden können

Dr. Cornelia Raue - Geschäftsführender Vorstand, Stiftung Innovation in der Hochschullehre Quelle: Stiftung Innovation in der Hochschullehre/ David Außerhofer Dr. Cornelia Raue Geschäftsführender Vorstand Stiftung Innovation in der Hochschullehre 23.06.2021
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"Während der Pandemie entwickelten die Hochschulen spontane Lösungen, um den notgedrungenen Umstieg auf online Formate zu meistern", sagt Dr. Cornelia Raue, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Innovation in der Hochschullehre. Ihre Stiftung unterstützt die Hochschulen bei der Digitalisierung von Lehre und Lernen in den kommenden drei Jahren mit 330 Millionen Euro. Für die Verstetigung des Digitalisierungsschubs braucht es aus ihrer Sicht drei Dinge.







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Aktuelle Untersuchungen zeigen in der Pandemie einen Digitalisierungsschub an den Hochschulen. Inwieweit sehen Sie die Einrichtungen nun auf die Zukunft vorbereitet?
Während der Pandemie entwickelten die Hochschulen spontane Lösungen, um den notgedrungenen Umstieg auf online Formate zu meistern. Im Fokus standen die grundsätzlichen Aufgaben der Hochschulen, nämlich Studien- und Prüfungsformate. Die ad-hoc etablierten virtuellen Alternativen erwiesen sich in mehrerer Hinsicht als besonders produktiv und zukunftsweisend. Selbstgesteuertes Lernen als Fähigkeit und als Herausforderung trat in den Vordergrund. Open-book Prüfungsformate waren während der Pandemie das Mittel der Wahl und stellten sich nun als besonders passend für einen zeitgenössischen Umgang mit Wissen heraus, der nämlich in der Kompetenz besteht, Informationen finden und strukturiert darstellen zu können, diese aber nicht mehr auswendig lernen zu müssen. Die Pandemie war in diesem Sinne eine Inspirationsquelle und Inkubator für virtuelles Lernen und Lehren. Im Vordergrund steht in der nächsten Zeit, die unter großer Not und großem Druck etablierten digitale Formate zu verstetigen. Dafür braucht es Evaluation und auch strukturelle sowie curriculare Veränderungen. Die Hochschulen haben durchaus kreative und innovative Vorstellungen davon, wie eine langfristig hybride Hochschulzukunft, die flexible und diversere Bildungswege ermöglicht, aussehen könnte. Dabei möchten sie jedoch nicht nur auf eine, von externen Faktoren her bestimmte, digitale Zukunft vorbereitet sein, sondern diese auch aktiv mitgestalten.

Viele IT-Experten an den Hochschulen befürchten, dass Mittel für Digitalisierung nach der Pandemie nicht mehr im gleichen Umfang zur Verfügung stehen - wie lässt sich der Digitalisierungsschub verstetigen?
Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre unterstützt die Hochschulen bei der Digitalisierung von Lehre und Lernen in den kommenden drei Jahren mit 330 Millionen Euro. Mittel stehen somit bereit. Für die Verstetigung des Digitalisierungsschubs brauchen Institutionen grundsätzlich drei Dinge: Eine Grundausstattung, agilen Support und strukturelle Verankerung sowohl auf der Ebene der Organisation wie auch auf der Ebene des Curriculums. Regional gibt es große Unterschiede darin, wo der Fokus der einzelnen Hochschulen bezüglich der Verstetigungsmaßnahmen liegt.

Viele Hochschulen haben die Krise genutzt, um neue Kooperationen einzugehen bzw. bestehende zu intensivieren. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in Kooperationen von Einrichtungen?
Kooperationen finden an den Hochschulen überwiegend als Austausch, Vernetzung und als Wissenstransfer statt. Je intensiver und regelmäßiger diese stattfinden, desto effektiver können schon entwickelte Lösungen – z.B. spezielle Prüfungsformate, digitale Labore, interaktive Lernformate – bekannt gemacht und von anderen übernommen bzw. an der eigenen Hochschule implementiert werden. Kooperation bringt den großen Vorteil mit sich, dass das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss. Herausforderungen bestehen jedoch in der Übertragbarkeit von Innovation. Einerseits, weil die Ausgangslage unterschiedlich ist. Was für den einen Standort neu ist, ist möglicherweise anderswo schon seit längerer Zeit Alltagspraxis. Andererseits wird eine 1:1 Übertragbarkeit durch unterschiedliche digitale Infrastrukturen erschwert, denn digitale oder hybride Lehr-, Lern- und Prüfungsformate setzen nicht nur eine gelungene Konzeption voraus, sondern auch eine technische Grundinfrastruktur, durch die sie sich umsetzen lassen. Kooperation erfordert zudem soziale Kompetenz und die Hochschullandschaft ist nun schon seit geraumer Zeit wettbewerblich gesteuert. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns und müssen es gestalten.  

Neben der Digitalisierung der Lehre lassen sich insbesondere in der Hochschulverwaltung Prozesse digital effizienter gestalten - welche Potenziale sehen Sie auf diesem Feld?
Für ein leistungsfähiges Wissenschaftssystem sind die unterstützenden Verwaltungsprozesse für Forschung und Lehre von zentraler Bedeutung: Wer in Forschung und Lehre Innovationen fördern und im internationalen Wettbewerb bestehen will, kann dies nur auf Basis einer modernen und effizienten und das heißt im heutigen Kontext digitalisierten Verwaltung. Der Aufholbedarf ist groß und liegt nicht nur in einer mangelnden Servicekultur und überbordender Bürokratie begründet. Vielmehr sehe ich großes Potential in der wertvollen Ressource Aufmerksamkeit von Entscheiderinnen und Entscheider.

Und da bin ich für das Handlungsfeld der Hochschulverwaltung optimistisch. Auch das Thema Lehre fristete lange Zeit neben der Forschung ein Schattendasein. Mit Programmen wie dem Qualitätspakt Lehre und vielen flankierenden Initiativen wie LehrehochN von Stiftungen, Einzelpersonen und den Hochschulen selbst wurde Lehren und Lernen auf die Agenda gesetzt. Heut gibt es eine von Bund und Ländern finanzierte Stiftung, die der Förderung von Qualität in der Lehre verpflichtet ist. Einen solchen Prozess muss es für die Wissenschaftsadministration auch geben.

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