In einer Reportage hat ein Hacker bekannt, im großen Stil die Single-Charts zu manipulieren – welchen Wert haben Hitlisten angesichts dessen noch?
Vorangestellt sei, dass im erwähnten Fall der Versuch zu manipulieren nicht gelungen ist. Die Prüfprozesse haben gegriffen, ein Einzug in die Offiziellen Deutschen Charts ist nicht erfolgt. Auch in weiteren Fällen haben Versuche zur Manipulation nicht funktioniert. Die Offiziellen Deutschen Charts haben sowohl national als auch international nach wie vor einen hohen Stellenwert - bei den Fans bzw. Konsumenten zur Orientierung und natürlich in der Branche. Versuche, die Charts zu beeinflussen, sind - auch wenn sie nicht gelingen - ein Beleg dafür. In der über 40-jährigen Geschichte der Offiziellen Deutschen Charts hat es immer mal wieder Manipulationsversuche gegeben - und wir nehmen dies sehr ernst. Wir setzen uns zu jeder Zeit kompromisslos für einen fairen und legalen Wettbewerb ein und sind im Hinblick darauf in ständigem Austausch mit unseren Partnern aus der Industrie. Streaming-Manipulationen bzw. deren Versuche sind ein grundsätzliches Thema, das die ganze Branche betrifft. Deshalb hat eine breite Koalition internationaler Stakeholdern der Industrie unlängst einen 22 Punkte umfassenden „Code of Best Practice“ formuliert, um Manipulationen im Streaming-Bereich nachhaltig zu unterbinden.
Wie sollten und können sich Hitlisten vor Manipulation schützen?
Versuche zur Manipulation haben in den Offiziellen Deutschen Charts nichts verloren. GfK Entertainment setzt als Ermittler der Charts gemeinsam mit dem Bundesverband Musikindustrie als Auftraggeber sowie den Partnern aus der Branche alles daran, diese bereits im Vorfeld zu erkennen und ihnen gezielt entgegenzuwirken. Deshalb ist Qualitätssicherung ein zentraler Bestandteil der Hitlisten. Generell gilt: Sobald stichhaltige Belege für eine (versuchte) Manipulation vorliegen, werden umgehend die entsprechenden Gremien informiert, die im Einzelfall über Sanktionen entscheiden und auch Künstler/Titel aus den Charts ausschließen können.
Inzwischen gibt es neben den offiziellen Charts auch die Hitlisten von Streaming- oder Download-Portalen und alle möglichen anderen Charts. Wie beeinflusst das den Stellenwert der offiziellen Charts?
Es wertet sie auf. Denn während die Hitlisten einzelner Anbieter, wie Sie sie oben nennen, nur ihren jeweiligen Teilmarkt abdecken, fließen bei den Offiziellen Deutschen Charts die Daten sämtlicher relevanter Verkaufs- bzw. Nutzungswege ein. Dazu gehören der stationäre Handel, E-Commerce, Download- und Musik-Streaming-Plattformen. Insgesamt senden über 2.800 Verkaufsstellen ihre Daten; dadurch wird eine repräsentative Marktabdeckung von über 90 Prozent erreicht. Insofern sind die Offiziellen Deutschen Charts auch nach über vier Jahrzehnten noch das zentrale Branchenbarometer, an dem sich Künstler, Labels, Musikschaffende, Medien und Fans orientieren.
Der mögliche Manipulations-Skandal wirft auch die Frage nach der gerechten Verteilung der Streaming-Erlöse auf. Wie stehen Sie zu Forderungen, die Erlöse nutzerbasiert (die Abo-Einnahmen des jeweiligen Nutzers an die von ihm abgerufenen Künstler zu verteilen) auszuschütten?
Wir sind ein Marktforschungsunternehmen und erstellen u. a. die Offiziellen Deutschen Charts sowie die Kennzahlen des deutschen Musikmarktes. Zur Erlös- bzw. Vergütungsstruktur der Musikkünstler können wir keine Angaben machen.
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