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Interview24.09.2018

Bundesminister Faßmann für Open Access

Was der offene Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen Österreich bringen kann

Prof. Dr. Heinz Faßmann, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung der Republik Österreich Quelle: BMBWF/Martin Lusser Prof. Dr. Heinz Faßmann Wissenschaftsminister Bundesregierung Österreich
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
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"Das Ziel, einen vollständigen offenen Zugang zu wissenschaftlichen Resultaten zu erreichen, war und ist zu unterstützen, aber noch nicht erreicht", sagt der österreichische Wissenschaftsminister Prof. Dr. Heinz Faßmann. Er sieht im Open Access auch Vorteile für die Alpenrepublik.





Mit dem Plan S wollen verschiedene europäische Forschungsförderer den Open-Access-Ansatz für die Veröffentlichung öffentlich geförderte Forschungsergebnisse forcieren – wie bewerten Sie den Vorstoß?
Ich bewerte den Ansatz jedenfalls positiv. Das erste große Bekenntnis zu Open Access, die „Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities“, die von mehr als 600 Wissenschaftsorganisationen unterstützt wird, ist mittlerweile 15 Jahre alt. Das Ziel, einen vollständigen offenen Zugang zu wissenschaftlichen Resultaten zu erreichen, war und ist zu unterstützen, aber noch nicht erreicht. Der sogenannte „Plan S“ soll  den Prozess hin zu Open Access beschleunigen. Das Konsortium „cOAlition“ startete am Anfang September eine gemeinsame Verpflichtungserklärung, wonach alle aus öffentlichen Fördermitteln finanzierten Arbeiten auch in zertifizierten Open Access Zeitschriften oder Plattformen veröffentlicht werden sollen. Ich halte das für einen wesentlichen Schritt einerseits zur Öffnung wissenschaftlicher Ergebnisse für eine breite Öffentlichkeit und andererseits zur Steigerung der Sichtbarkeit österreichischer Leistungen. Für ein kleines Land wie Österreich ist das ein nicht unwichtiger Aspekt.
 
Der Plan S fordert unter anderem, die Publikationsgebühren zu deckeln. In welcher Form und Höhe sollte das aus Ihrer Sicht erfolgen?
Derzeit werden die Publikationskosten von den großen Verlagen bestimmt - seien es die Subskriptionsgebühren oder die Article Processing Charges. Die in den Verträgen vereinbarten Anstiege der Gebühren liegen mitunter erheblich über den durchschnittlichen Kostensteigerungen anderer Bereiche. Der Wunsch, eine Deckelung herbei zu führen, ist daher für mich nachvollziehbar. In welcher Form bzw. Höhe das erfolgen sollte, muss von den Stellen beantwortet werden, die diese Verträge zu verhandeln haben.
 
Der Plan lehnt auch sogenannte Hybrid-Modelle ab, bei denen kostenpflichtige Publikationen einzelne Arbeiten freigeben – was bedeutet das für den Markt der Wissenschafts-Publikationen?
Der Markt wird sich umstellen müssen, wie bei anderen Marktentwicklungen auch. Die Kooperation „E Medien Österreich“- ein Zusammenschluss von über 55 Universitäten und Forschungseinrichtungen in Österreich zur Bildung von Konsortien für Verlagsverhandlungen - und der Wissenschaftsfonds FWF haben bereits ein sogenanntes „Price Offsetting“ verhandelt. Damit wollen sie dem Problem des „Double Dipping“ begegnen. Außerdem soll damit verhindert werden, dass einerseits für die Leseberechtigung eines Artikels im Subskriptionsbereich bezahlt wird und danach nochmals für dessen OA Veröffentlichung. Allerdings ist das als Übergangsmodell zu einer vollständigen OA Veröffentlichung zu sehen.
 
Kritiker wenden ein, dass Verlage im Falle einer Open-Access-Pflicht die Qualitätsprüfungen nicht mehr in gleichem Umfang ausführen könnten – wie sehen Sie das?
Dieses Argument kann ich nicht nachvollziehen. Jedenfalls ist mir kein empirischer Nachweis dafür bekannt. Die Qualitätssicherung wird in jedem Fall von Wissenschaftlern ohne jegliche Entlohnung durchgeführt. Entweder bezahlt die abonnierende Stelle für die Leseberechtigung oder der Autor des Artikels eine Article Processing Charge für die Veröffentlichung. Ein finanzielles Problem sehe ich da nicht. Wohl aber eines beim Peer Review, das allerdings nicht mit den Geldflüssen, sondern mit jener Zahl von Experten zusammenhängt, die eine immer größere Anzahl von Publikationen zu bewerten haben. Bei solch auseinander laufenden quantitativen Entwicklungen können sich schon qualitative Probleme ergeben. Vorfälle aus der Vergangenheit habe das ja gezeigt. Es gibt allerdings Hinweise, dass die Qualitätssicherung bei OA Journalen mitunter besser funktioniert als bei klassischen Journalen. Die Frage nach der Qualität stellt sich übrigens nicht nur bei den Einreichungen, sondern auch bei den Verlagen. Daher sind Initiativen zu begrüßen, die auch hier Qualitätskriterien einzuziehen versuchen. Eine davon ist das Directory of Open Access Journals.

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