Welche Rolle spielt heute noch der klassische Verkehrsfunk in Ihren Hörfunkprogrammen?
Er spielt eine unverändert große Rolle. Wir senden in allen unseren Hörfunkprogrammen Verkehrsmeldungen mit Ausnahme von BR-Klassik. Zusammengerechnet liefert die Verkehrsredaktion mehrere Stunden Hörfunkprogramm täglich. Dies entspricht auch dem Wunsch unserer Hörer. In Hörerumfragen nach den wichtigsten Programmbestandteilen landen die Verkehrsmeldungen regelmäßig gemeinsam mit Nachrichten, Wetter und Musik ganz vorne.
In welchem Umfang setzen Sie zudem auf digitale Verkehrsservices über Apps, TPEG oder audiovisuelle Aufbereitungen im Web?
Über UKW stellen wir alle TMC codierbaren Verkehrsmeldungen frei für die Navigationsgeräte zur Verfügung. Die gesamte ARD versorgt damit derzeit mehr als 30 Millionen Endgeräte. Da TMC an seine Grenzen stößt, sendet der BR zusätzlich bereits seit Herbst 2011 über DAB+ TPEG Meldungen aus. Diese Entwicklung wollen wir weiter vorantreiben, da wir sie als ein wichtiges Mittel betrachten, in Zukunft sicherheitsrelevante Verkehrsmeldungen punktgenau aussenden zu können. Darüber hinaus präsentieren wir alle unsere Meldungen verbraucherfreundlich aufbereitet im Netz (www.br.de/nachrichten/verkehr), einmal als Meldungsliste, zum anderen als interaktive Verkehrskarte. Diese Seiten werden besonders intensiv bei außergewöhnlichen Verkehrssituationen wie Hochwasser, Wintereinbruch oder Ferienbeginn genutzt. Alle Meldungen, die im Internet angezeigt werden, präsentieren wir auch im Videotext. In DAB+ haben wir einen eigenen Verkehrskanal (BR-Verkehr), auf dem ein text to speech System unseren gesamten Meldungsbestand verliest. Und in der App von Bayern3 werden die Verkehrsmeldungen ebenfalls angeboten.
Gibt es Überlegungen, den Verkehrsfunk zugunsten neuer Technologien zurückzufahren?
Nein, das ist aber auch nicht notwendig, da sich die neuen Technologien und der Verkehrsfunk sehr gut ergänzen. Durch die Nutzung von Floating-Car-Data etwa konnten wir in den vergangenen Jahren die Qualität unserer Verkehrsmeldungen weiter verbessern. Wir können beispielsweise Angaben darüber machen, wie viel länger ein Autofahrer durch einen Stau auf seiner Strecke braucht – ein Service, der von vielen Hörern dringend gewünscht wurde. Die digitalen Ausspielwege geben uns die Möglichkeit, eine immer größere Menge von Verkehrsmeldungen multimodal an unsere Nutzer zu bringen. Verkehrsfunk dagegen ist ein redaktionelles Angebot, das Informationen mit Rechercheergebnissen anreichert und in unterhaltender Form präsentiert. Das ist ein Servicepaket, das kein digitaler Dienst ersetzen kann. Es bedient das Bedürfnis der Hörer, sich die Staus im Navi durch das Radio bestätigen zu lassen und Hintergrundinformationen zu erhalten. Im besten Falle hilft es sogar, die emotionale Anspannung der Autofahrer im Stau zu vermindern.
Welches Hörerfeedback bekommen Sie zum klassischen Verkehrsfunk? Wir bekommen nach wie vor viel Feedback von unseren Hörern. Dank Floating Car Data kommt es seltener vor, dass uns Hörer Staus melden, die wir noch nicht hatten. Nach wie vor erhalten wir aber Kritik und Anregungen, die wir zum Anlass nehmen, unseren Service weiter zu verbessern.



