Das klassische lineare radiohören ist noch immer eine Erfolgsformel. Passt das angesichts von Streaming und Co. noch in unsere digitale und individualisierte Medienwelt?
Die im März 2018 veröffentlichte ma Audio 2018 I zeigt es deutlich: Radio genießt bei den Deutschen nach wie vor das höchste Vertrauen unter allen Medien. 95 Prozent der Menschen ab 14 Jahren stellen regelmäßig ihre Lieblingssender im Radio sowie über digitale oder Online-Verbreitungswege ein. Fast 94 Prozent der Hörer nutzen dazu fast ausschließlich UKW! Richtig ist aber auch, dass die Nutzung der Hörfunkprogramme über das Internet weiter zunimmt. Vor allem die jüngeren Hörer nutzen verstärkt Online-Audio. Und: Alexa, Google Home und Co. kurbeln die Audionutzung weiter an. Insofern ist Radio auf allen Verbreitungswegen ein Erfolgsfaktor, wobei sich klassische und digitale Verbreitungswege prima ergänzen.
Schon bald sollen Köpersensoren nicht mehr nur unsere körperliche Belastung auswerten, sondern auch unsere Stimmungslage analysieren und daraufhin die passende Musik abspielen? Wie bewerten Sie solche Trends?
Um es mit Aldous Huxley zu sagen: Willkommen in der schönen neuen Welt. Aber es ist wahr: Der Trend geht zu personalisierten Angeboten. Wir bei Radio Hamburg tragen diesem Streben nach Individualität zum Beispiel mit unseren Streams Rechnung. Sie bieten Vielfalt neben dem klassischen Programm, welches natürlich aber auch über den Stream abrufbar ist. Ein besonderes Feature bei den Web-Only-Streams ist die Skip-Funktion, mit welcher der Hörer einen für ihn unpassenden Titel überspringen kann.
Welche Möglichkeiten haben die Radiomacher individueller auf Hörerbedürfnisse einzugehen, bsw. während der Autofahrt?
Siehe Antwort Frage 2. Ferner bietet Radio Hamburg über eine WhatsApp-Nummer die Möglichkeit, Verkehrsmeldungen oder auch Meinungen zu aktuellen Themen über eine Sprachnachricht in das laufende Programm zu melden. Dies kann z.B. während der Autofahrt erfolgen.
Revolutionäre Software, wie Googles Duplex im Zusammenhang mit KI könnten bald sogar den Job eines Radiomoderators übernehmen. Machen Ihnen solche Trends Angst oder stimulieren sie das Produkt Audio und Radio?
Ich möchte hier Prof. Dr. Norbert Bolz, Keynoter auf dem Radio Advertising Summit 2018 zitieren. Er hat den Status Radio in Zeiten disruptiver Medienentwicklungen wie folgt zusammengefasst: „Radio hat sich damit von den traditionellen Empfangsgeräten emanzipiert und ist im Grunde allgegenwärtig geworden, vor allem bezüglich der individuellen Nutzung. Gleichzeitig behält die Gattung Radio einen ungeheuren Vorteil, der durch nichts anderes kompensiert werden kann und weshalb es konkurrenzlos bleibt. Es ist der Sound: Man ist buchstäblich davon umgeben. Audio ist das älteste Medium und damit das Unzerstörbarste, deshalb wird es die Zukunft mehr denn je beherrschen.“*
* Quelle: radiozentrale.de
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