Welche Rolle spielt heute noch der klassische Verkehrsfunk in Ihren Hörfunkprogrammen?
Eine sehr große. Etwa 90% der Hörer wünschen sich diesen Service. In den Hörerumfragen wird nach Wetter und Nachrichten der Verkehrsservice regelmäßig an 3. Stelle genannt. Manchmal auch an 2. Stelle. Die Hörer wollen meistens nicht nur wissen, ob es einen Stau gibt, sondern möchten ausführlich über die Ursachen und Entwicklung einer Verkehrsstörung informiert werden. Darüber hinaus informiert der gesprochene SWR-Verkehrsservice auch über Störungen im S-Bahn- und Bahn-Netz. Ebenso über Verzögerungen und Störungen im Flugbetrieb.
In welchem Umfang setzen Sie zudem auf digitale Verkehrsservices über Apps, TPEG oder audiovisuelle Aufbereitungen im Web?
Alle Meldungen, die TMC-kodierbar sind, werden über unsere Sender frei empfangbar an Navigationsgeräte gesendet. Da dies überwiegend nur Autobahnen und Bundesstraßen betrifft, gibt es seit Dezember 2013 ein TPEG-fähiges Redaktionssystem in der Zentralen Verkehrsredaktion in Baden-Baden. Damit können Meldungen von allen Strecken, auch aus dem untergeordneten Streckennetz (Landesstraßen, Kreisstraßen und Stadtstraßen) geokodiert versendet werden.
Alle diese detaillierten redaktionellen Informationen können heute schon im digitalen Verkehrsdienst TPEG verarbeitet und an Navigationsgeräte übertragen werden. Der SWR, wie alle ARD Anstalten, überträgt daher seine Mobilitätsinformationen bereits seit Jahren auch via DAB+ und TPEG, um die Entwicklung und Marktreife von Navigationsgeräten der nächsten Generation zu fördern. Da erste Hersteller ab Werk 2017 TPEG-fähige Navigationsgeräte anbieten, wird aber auch der TMC-Service über UWK noch länger wichtig sein.
Darüber hinaus sind alle unsere Meldungen vollständig im Internet (z. B. swr.de/verkehr), im Videotext (Tafel 501 ff.) und auf unserem Sprachcomputer (z.B. 07221-9282, etwa 1,2 Million Anrufer pro Jahr) abrufbar.
In allen Apps der SWR Hörfunkprogramme wird der SWR Verkehrsservice ebenfalls angeboten und intensiv genutzt.
Gibt es Überlegungen, den Verkehrsfunk zugunsten neuer Technologien zurückzufahren? Inwieweit treiben Sie einen Transformationsprozesse beim klassischen Verkehrsfunk mithilfe der Digitalisierung voran?
Jede moderne Verkehrsredaktion sieht sich einer ständig steigenden Anzahl von Quellen, aber auch einer zunehmenden Genauigkeit, gegenüber. Immer mehr Daten von den Straßen liegen uns vor, die in fortschrittlichen Verkehrsredaktionssystemen von unseren Fachleuten erfasst werden und dann z. B. via TPEG als hoch angereicherte Mobilitätsinformation für Navigationssysteme via DAB+ versendet werden. Diese Informationen helfen dem Hörer auf jedem Kanal, ob im gesprochen Wort im Verkehrsfunk, als Karte im Netz oder als routingfähige Daten via TMC oder TPEG. Alle Wege zusammen sind unser Angebot an die Hörer – jeder ist auf seine Weise wichtig.
Welches Hörerfeedback bekommen Sie zum klassischen Verkehrsfunk? Wie intensiv wird er von Ihren Hörern heute noch genutzt?
Das Feedback unserer Verkehrsmelder und Hörer zur Situation auf der Straße nehmen wir sehr ernst. Wir bekommen nach wie vor sehr gute Informationen von Hörern, die sich auf den Verkehrsservice beziehen und uns dabei helfen wollen, unsere Meldungen zu aktualisieren. Zum Beispiel im Bezug auf die Staulänge oder –auflösung. Die Nutzung des gesprochenen Verkehrsservices ist demnach ungebrochen gut.



