Der Markt für Smart-Home-Geräte ist in den letzten Jahren stark gewachsen – welche Erwartungen haben Sie für das Wachstum in Zukunft?
Zunächst, wir sind keine Hersteller, wir sind ein Prüfinstitut und haben viele Kunden in diesem Bereich. Von diesen bekommen wir die Rückmeldung, dass es dem Gebäudemarkt und der Bauwirtschaft gerade nicht gut geht. Das merken die Hersteller von Schaltgeräten, Steckdosen usw. natürlich und das betrifft die Smart-Home-Branche am Ende genauso. Das wird aber sich wahrscheinlich in nächster Zeit wieder ändern.
Außerdem erweitern sich die Möglichkeiten, weil es immer mehr Funktionalitäten gibt. In Zukunft wird deshalb der Markt mit Smart-Home-Geräten sicher wieder wachsen, auch weil immer mehr Hersteller auch aus dem Ausland auf dem Markt agieren. Derzeit gibt es aber eine Delle aufgrund der Lage in der Bauwirtschaft.
Besonders beliebt ist derzeit das Segment "Smart Entertainment". Wo sehen Sie in nächster Zeit die größten Potenziale und die neusten Trends?
Ja, im Smart-Entertainment-Bereich passiert viel, auch wenn ein Großteil durch die TV-Geräte abgedeckt wird. Aber auch bei HiFi- und Raumklang-Anlagen tut sich einiges und da wird es sicher noch weiteres Wachstum geben.
Allerdings, wenn ich auf Messen gehe, ist das nicht der der Haupt-Trend. Den sehe ich eher im Bereich der Energiesteuerung. Hier gibt es große Wachstums-Chancen, einfach weil große Potenziale noch ungenutzt sind. Im Bereich intelligenter Erzeugung und intelligentem Verbrauch von Energie innerhalb eines Haushalts passiert einiges.
Smarte Geräte können die Effizienz steigern, verbrauchen aber ihrerseits auch Energie – wie lässt sich sicherstellen, dass smart beim Wohnen auch nachhaltig ist?
Es gibt diese Rebound-Effekte. Ganz klar, jede eingesetzte Technik verbraucht Energie, das müssen diese Geräte dann erst einmal einsparen, damit die Rechnung aufgeht. Und im Smart Home gibt es viele Standby-Geräte, die eben auch dauerhaft Energie verbrauchen.
Dieser Rebound-Effekt kann in der Gesamtbetrachtung aber durchaus ausgeglichen werden, gerade wenn man das Heizen einbezieht. Hier gibt es großes Einspar-Potenzial – etwa, wenn Systeme die Heizleistung bei Abwesenheit oder offenen Fenstern herunterregeln. Da verbraucht man zwar Elektroenergie, spart aber viel mehr Heizenergie ein.
Außerdem gibt es schon seit einigen Jahren Geräte mit sogenanntem Energy-Harvesting. Die werden mit kleinen Solarzellen oder bei Tastern durch piezoelektrische Energie betrieben und laufen autark. Die sind meiner Meinung nach noch zu wenig verbreitet. Da liegt großes Potenzial.
Beim Kauf greifen viele auf persönliche Beratung zurück – wie wichtig ist das aus Ihrer Sicht für die passende Lösung?
Das halte ich für sehr wichtig. Doch da gibt es ein Dilemma. Man bräuchte jemanden, der sich über die gesamte Smart-Home Palette auskennt. So etwas ist schwer zu finden. Fach- oder Baumärkte haben ihr Sortiment, können aber natürlich nicht alles abdecken. Im Moment muss der Verbraucher noch sehr viel selbst recherchieren.
Für Handwerker gibt es inzwischen spezielle Ausbildungen für Smart-Home-Systeme. Das halte ich für sehr sinnvoll, aber hier sind wir noch am Anfang. Inzwischen gibt es einige Installateure, die sich sehr gut spezialisiert haben. Hier bekommt man Informationen über diesen sehr breiten Markt.
Lassen Sie mich noch ein Wort zur Cyber-Sicherheit in diesem Bereich sagen, da gibt es ja hierzulande große Bedenken. Auf diesem Gebiet werden aber ab dem nächsten Jahr Regulierungen aktiv, damit diese Geräte zuverlässig sicher werden. Das hat vielen Endkunden gefehlt, aber das wird jetzt aktiv in Angriff genommen.