Wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen der Weltfunkkonferenz im Hinblick auf die weitere Entwicklungsfähigkeit des Rundfunks (TV)?
Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Die für DVB-T bzw. DVB-T2 genutzten Frequenzen im Bereich 470 - 694 MHz stehen langfristig dem Rundfunk zur Verfügung und werden frühestens auf der WRC-23 erneut und ergebnisoffen diskutiert. Dies gibt Sicherheit und erleichtert die Investitionen in die terrestrische Programmverbreitung. Mit Blick auf die beiden vergangenen WRCs, in denen der Rundfunk herbe Spektrums-Verluste (800 MHz und 700 MHz -Band) hinnehmen musste, ist das Ergebnis dieser WRC ein großer Erfolg für den Rundfunk.
Was bedeuten die Ergebnisse im Sinne der Verbrauchersicherheit für die Nutzer der ZDF-Inhalte?
Der geplante Umstieg auf DVB-T2 / HEVC (DVB-T2 HD) im ersten Quartal 2017 ist für den Verbraucher mit Investitionen in neue Empfangsgeräte verbunden. Mit dem erreichten Ergebnis der WRC ist sichergestellt, dass dieser Empfangsweg eine Zukunft hat und diese Investition nicht schon nach kurzer Zeit wieder abgeschrieben werden müssen.
Deutschland steht kurz vor der Einführung des neuen DVB-T2 HD-Fernsehens, trotzdem gibt die Weltfunkkonferenz nur eine bescheidene Bestandsgarantie von 7 Jahren bis zum Jahr 2023? Ist das für den Fernsehzuschauer eine ausreichend lange Frist?
Nun das sehe ich etwas anders, angesichts der positiven WRC-15 Ergebnisse für den Rundfunk halte ich es für falsch von einer bescheidenen Bestandsgarantie zu sprechen. Zumal sich bereits auf der WRC viele Funkverwaltungen zu einer Fortsetzung der Rundfunknutzung, ganz im Sinne des Lamy-Berichts der EU, auch über das Jahr 2023 hinaus bekannt haben. Das Band ist zu wichtig für die terrestrische Rundfunkverbreitung. Ich bin optimistisch, dass wir mit dem Umstieg auf DVB-T2 HD und dem geplanten Ausbau des privaten Programmangebots die zur Verfügung stehenden Frequenzen nutzen werden. Aber ganz klar, in Spektrums fragen gilt mehr denn je der alte Grundsatz „use it or lose it“. Aus heutiger Sicht stehen die Chancen sehr gut, dass das Spektrum auch nach 2023 dem Rundfunk weiterhin zur Verfügung steht.
Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Fernseh-Terrestrik über dieses Datum hinaus absichern?
Zunächst Blicken wir auf die in 2017 anstehende Umstellung auf DVB-T2 HD. Mit der Migration auf DVB-T2 HD werden wir die Terrestrik zukunfts- und konkurrenzfähig zu den anderen Verbreitungswegen erneuern und die Attraktivität steigern. Endlich können wir das gesamte ZDF-Programmbouquet, wie bereits über Satellit und Kabel, rund um die Uhr verbreiten. Dank des neuen Vide codier Standards HEVC wird die Terrestrik der erste Übertragungsweg sein, wo wir 1080p50 als Ausstrahlungsformat einführen.
Mit diesen Maßnahmen wird der digital-terrestrische Rundfunk auch über das Jahr 2023 hinaus eine verbraucherfreundliche Alternative für den Empfang von TV-Inhalten darstellen.
Kann der Rundfunk dauerhaft der wachsenden Marktkraft der Mobilfunkindustrie standhalten oder ist die Terrestrik über kurz oder lang ein Auslaufmodell?
Mit dem Umstieg auf DVB-T2 HD werden wir die Terrestrik als vollwertigen Verbreitungsweg stärken. Sie ist für die Zuschauer nach wie vor die günstigste Empfangsmethode, technisch einfach und für das ZDF ohne Gatekeeper (Kabelnetz- oder Satellitenbetreiber). Die Terrestrik ermöglicht derzeit als einziger Verbreitungsweg den portablen und mobilen Empfang von massenattraktiven Programmen. Langfristig wird die Entwicklung neuer Mobilfunkstandards (Stichwort 5G und Konvergenz der Übertragungswege) den gesamten Rundfunk vor neue Herausforderungen stellen, aber auch neue Chancen bieten. Hierüber wird sicher zu gegeben Zeit zu diskutieren sein.