Das ZDF gehört zu den Projektpartnern des aktuellen DVB-T2-Tests in Berlin. Welchen Stellenwert hat für Sie als ZDF-Produktionsdirektor die Weiterentwicklung des terrestrischen TVEmpfangswegs?
Die Weiterentwicklung der terrestrischen Verbreitung macht durchaus auch heute noch Sinn. Der Zuschauer verlangt immer mehr danach, Fernsehprogramme auch von unterwegs und mobil zu nutzen und hier hat die Terrestrik gegenüber allen anderen Verbreitungstechniken
klare Vorteile. Selbst die Verbreitung von TV-Programmen über das Mobilfunknetz stößt noch immer sehr schnell an ihre Grenzen, sobald mehrere Nutzer gleichzeitig Inhalte abrufen, ganz abgesehen von den hohen Kosten, die Videoabrufe über das Mobilfunknetz verursachen. Weiterhin ist die Terrestrik aus Sicht der Konsumenten mit Abstand die günstigste Methode TV-Programme zu empfangen, ist doch in vielen Fällen nur ein Empfangsgerät und eine Zimmerantenne für den Empfang erforderlich.
Auf welche Inhalte und technischen Weiterentwicklungen dürfen sich die Verbraucher bei DVB-T2 HD freuen?
Aufgrund der neuen Übertragungs- und Kodiertechnologie – DVB-T2 und HEVC – wird es möglich sein, alle Programme der ZDF Senderfamilie, inklusive der kooperierenden Programme, wie beim Satelliten in ein Bouquet mit aufzunehmen. Darüber hinaus werden auch alle Programme in HD ausgestrahlt und zwar in der innovativen Full HD-Qualität mit 1080p50. Damit wird die terrestrische Verbreitung technologisch die fortschrittlichste überhaupt sein. Im Detail werden das die Programme ZDF HD, ZDFinfo HD, ZDFneo HD, 3sat HD und KiKa HD sein, die ab Beginn des Regelbetriebs im Spätfrühjahr 2017 on air gehen. Für den vorgesehenen Softlaunch ab Sommer 2016 wird das ZDF mit seinem Hauptprogramm, also ZDF HD wie gewohnt unverschlüsselt dabei sein.
Damals bei der DVB-T-Einführung waren Ihnen zunächst die Ballungsräume besonders wichtig, erst später gingen Sie dann in die Fläche. Wie sollte nach Ihrer Meinung der Ausbau bei DVB-T2 HD erfolgen? Und inwieweit stimmen Sie sich hier mit der ARD und den Privaten ab?
Hier ist schon aus Gründen der Frequenzökonomie nur ein gemeinsames Vorgehen möglich, anders könnte man ein so großes Projekt gar nicht umsetzen. Es wird auch hier wieder ein abgestuftes Verfahren zum Einsatz kommen, beginnend ab Mitte 2016 in den Ballungsräumen und in der Fläche soll der Umstieg dann bis Ende 2019 erfolgt sein.
Die öffentlich-rechtlichen Programme, wie das ZDF, wollen ihre Programme frei und in HD über DVB-T2 verbreiten. Was bedeutet die Entscheidung der großen Privaten zur Verschlüsselung für die Fernsehterrestrik der Zukunft?
Insgesamt sehen wir die verschlüsselte Übertragung der privaten Programme als kritisch an, es wird sich zeigen in welchem Umfang der Zuschauer bereit sein wird, für die HD-Programme der privaten Sender zu zahlen. Auf der anderen Seite wird das Sendegebiet der Privaten bei DVB-T2 auch vergrößert, was als positiv zu bewerten ist. Wir haben doch bei DVB-T gemerkt, dass die Nutzung in den Regionen, wo nur Öffentlich-Rechtliche zur Verfügung standen, sehr begrenzt war.
Was wird das ZDF zusammen mit seinen Partnern unternehmen, um über das neue DVB-T2 und die nötige Technikumstellung rechtzeitig zu informieren?
Geleitet von den Landesmedienanstalten wurde ein „Runder Tisch“ etabliert, an dem alle beteiligten Partner gleichberechtigt sitzen. Hier werden alle Aktionen festgelegt und es wurde auch bereits ein Projektbüro und eine Kommunikations AG etabliert. Es wird also ähnlich wie zur Einführung von DVB-T wieder Kommunikationsmaßnahmen, bis hin zur on-air Promotion kurz vor dem Umstieg geben. Entsprechende kostengünstige Empfangsgeräte wird es zum Zeitpunkt des Umstiegs von fast allen Herstellern geben.