Dass Luftfilter ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind, ist schon länger bekannt. Seit dem Sommer fördert der Bund den Einbau von solchen Geräten in Schulen und weiteren Einrichtungen.
Udo Jung, Vorsitzender Vorstand des Fachverbandes Allgemeine Lufttechnik, präzisiert in der Fachdebatte auf Meinungsbarometer.info, dass die öffentliche Hand neben den mobilen Luftreinigern auch Maßnahmen wie den Einbau von zentralen und dezentralen Raumlufttechnischen Anlagen fördert. Bei diesen sogenannten RLT-Anlagen werde Außenluft konditioniert, sprich gefiltert, erwärmt oder gekühlt und darüber hinaus optional be- und entfeuchtet. Sowohl RLT-Anlagen als auch mobile Luftreiniger können aus seiner Sicht einen großen Beitrag dazu leisten, Gebäude und deren Räume im Betrieb sicherer zu machen, dauerhaft benutzbar zu halten und Lockdown-Maßnahmen zu verhindern. „Der große und bestechende Vorteil von RLT-Anlagen und somit der deutliche Mehrwert gegenüber Luftreinigern ist der kontinuierliche Austausch von verbrauchter Raumluft gegen konditionierte Außenluft. Dies ist Luftreinigern, die ja ausschließlich im Umluftbetrieb arbeiten, nicht möglich und hat unter anderem zur Folge, dass der CO2-Pegel im Raum von Luftreinigern nicht gesenkt werden kann.“
Auch Prof. Dr. rer. nat. Christian J. Kähler vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München, erklärt , dass hochwertige und leistungsstarke Luftfilter in der Lage seien, in Innenräumen das indirekte Infektionsrisiko zu reduzieren, indem die Anzahl der Viren stark reduziert wird. Damit die Geräte einen großen Nutzen haben, sollten sie aus der Sicht des Forschers folgenden Leistungsmerkmale aufweisen:
„1. Sie sollten in der Lage sein, mindestens das 6-Fache des Raumvolumens pro Stunde zu filtern.
2. Sie sollten über einen Filter der Klasse H13 / H14 verfügen oder Methoden, die es erlauben 99,95 % der Viren beim einmaligen Durchlauf durch das Gerät zu inaktivieren.
3. Sie sollten ausreichend leise sein."
Die Entscheidung für das individuell passende Gerät hängt für Thorsten Lehmann, Geschäftsführer Sunny Air Solutions stark vom Bedarf und den Bedürfnissen des Nutzers ab. Sein Unternehmen hat sich auf die herstellerunabhängige Beratung spezialisiert. Dabei werden zunächst wichtige Eckpunkte mit dem Interessenten abgeklärt: „Dazu zählt neben Größe und Höhe des Raums auch, wie viele Personen sich darin aufhalten und welcher Beschäftigung sie im Raum nachgehen. Da gibt es große Unterschiede zwischen beispielsweise Büroarbeit, Warteraum der Arztpraxis oder einem Fitnessstudio.“ Kristina Neijssenvon Philips Domestic Appliances nennt einen wichtigen Punkt für den effizienten Einsatz von Luftreinigern - die Clean Air Delivery Rate (CADR). „Die CADR entspricht dem Produkt von Filtereffizienz und Volumenstrom, den das Gerät umwälzt und muss entsprechend des Raumes dimensioniert werden.“ Welche Gesamt-CADR in einem Raum benötigt werde, könne allerdings leicht berechnet werden: (m² * Deckenhöhe) * Multiplikator = benötigte CADR. Im Kontext der COVID-19-Pandemie werd aktuell der Multiplikator sechs empfohlen, üblicherweise bewegt sich dieser Multiplikator zwischen drei und sechs.
Sabrina Wetzel, Vorstand beim Bundeselternrat fordert: „Schulgebäude müssen so sicher wie möglich gemacht werden, um auch bei wieder ansteigenden Inzidenzen nicht wieder vor geschlossenen Schulen zu stehen mit den bekannten Folgen: Wechsel- oder Distanzunterricht.“ Denn die Pandemie habe gezeigt, dass die Digitalisierung und die Digitalität noch ganz am Anfang stehen. Dies beginne mit der technischen Ausstattung der Schulen mit digitaler Infrastruktur, geht weiter mit schnellen Internetanschlüssen, (nicht) vorhandenen Netzwerken inkl. WLAN, ausreichend vielen Steckdosen an den benötigten Stellen in den Klassenräumen bis hin zu interaktiven Geräten wie zum Beispiel Smartboards.
In den Kinos sind nach Angaben von Anke Römer vom HDF KINO in nahezu allen seit Mitte der 90er Jahre gebauten Kinos (schätzungsweise bis zu 80 % des Gesamtmarktes) bereits moderne RLT-Anlagen verbaut. „Dies ist unter anderem eine der Erklärungen dafür, warum die Aerosolbelastung in Kinos auch vergleichsweise gering ist.“ Das Hermann-Rietschel-Institut der TU Berlin habe dies im Juni 2020 in einer Studie belegt. Hans-Joachim Rau von der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DTHG) verweist allerdings darauf, dass die Hotspots in kulturellen Einrichtungen wie Theatern eher die Foyers seien. „Dort essen und trinken die Gäste, tragen also ggfs. nicht durchgehend einen Mund-Nasen-Schutz und unterhalten sich dabei recht laut, weil es in den Pausen viele Umgebungsgeräusche gibt.“ Seine Gesellschaft habe speziell für diese Problematik das sogenannte Überström-Konzept entwickelt, bei dem die Frischluft (Zuluft) durch eine Anpassung der Abluftventilation während der Pausen den Menschen aus dem Zuschauerraum in das Foyer "hinterher strömt" und im Anschluss durch ausgewählte geöffnete Fenster abgeführt werde.